Unter Ausschluss der Öffentlichkeit haben Nördlinger Stadträtinnen und Stadträte über das Big-Bike-Meet-Festival diskutiert. Das fand Ende August auf dem Flugplatz statt, tausende junge Menschen reisten mit ihren Motorrädern dafür ins Ries – aus Deutschland, Österreich oder sogar Norwegen. Laut Veranstalter handelte es sich bei dem Festival um das größte dieser Art in ganz Europa. Doch nach der Party kam Kritik auf. Geht es nach dem Nördlinger Stadtrat, gibt es 2024 keine Neuauflage des Big-Bike-Meet-Festivals.
Das wiederum teilte Oberbürgermeister David Wittner zu Beginn der Sitzung am Donnerstagabend im Klösterle kurz mit. Womit der Rathauschef seiner Aufgabe nachkam, Beschlüsse aus nicht-öffentlichen Sitzungen im Anschluss öffentlich zu machen. Die Entscheidung begründete Wittner nicht. Auf Nachfrage unserer Redaktion teilte die Sprecherin der Stadt Nördlingen, Christina Atalay, am Freitag lediglich mit, dass es nach dem Festival eine Besprechung mit Vertretern von Rettungsdienst und Polizei gegeben habe. Der Veranstalter habe eine Stellungnahme abgegeben und angefragt, ob sich der Stadtrat eine Neuauflage vorstellen könne. Doch das sei abgelehnt worden.
Oberbürgermeister David Wittner sprach von "Umweltsauerei"
Im Sommerinterview mit unserer Redaktion hat sich Wittner kurz nach dem Festival zur Veranstaltung geäußert. Damals sagte der Oberbürgermeister: "Mich haben tatsächlich im Nachgang Bilder und Videos erreicht, auf denen brennende Reifen und Fahrzeuge zu sehen sind sowie Müllberge. Da fehlt mir wirklich jedes Verständnis." Wittner sprach von einer "Umweltsauerei" und betonte: "Dass junge Leute auch mal wilder feiern, das ist ok. Aber was da alles abgefackelt wurde, das ist nicht mehr ok." Anwohner hatten sich auch gegenüber unserer Redaktion über den Lärm beschwert, dem sie während des Festivals ausgesetzt waren, und über den Müll.
Rund 5000 Besucher hatten die Veranstaltung am letzten Augustwochenende 2023 besucht. Die zahlreichen Anreisenden sorgten dafür, dass die Straßen im Bereich Tierheim/Recyclinghof verstopft waren. Auf der Start- und Landebahn des Flughafens konnten die Biker ihre Maschinen bis ans Limit fahren. Zudem gab es eine Stunt-Area und einen Burn-out-Käfig. In letzterem konnten die Besucher die Hinterreifen ihrer Motorräder so lange qualmend durchdrehen lassen, bis sie platzten. Zahlreiche Biker zelteten auf dem Gelände. In einer Nacht traf ein Sturm das Festival, zehn Personen wurden durch herum wirbelnde Teile verletzt, eine Notunterkunft am Bleichgraben eingerichtet.
Veranstalter: Hatten widrige Bedingungen
Veranstalter Sam Mack sagt, ihm sei in einer sehr formlosen E-Mail mitgeteilt worden, dass das Big-Bike-Meet-Festival nicht mehr stattfinden solle. Mack sagt: "Wir reden von der größten Veranstaltung im Raum Nördlingen, die ein Externer organisiert." Die Mess' sei bekanntlich Sache der Stadt, genauso wie das Stadtmauerfest. Man habe in diesem Jahr sehr widrige Bedingungen gehabt, für die könne aber kein Mensch etwas. Doch man habe sehr gut mit dem Rettungsdienst, der Feuerwehr und der Polizei zusammengearbeitet, besonders in der Unwetternacht. Mack vermutet, dass es lediglich darum gehe, dass das Big-Bike-Meet-Festival einfach nicht zur Cittaslow-Stadt Nördlingen passe. Eine Begründung habe er für die Absage nicht bekommen: "Wir werden da erst einmal nachhaken."
Man müsse den Jugendlichen auch Freiraum geben, meint der Veranstalter – was aber nicht bedeute, dass jeder tun und lassen könne, was er wolle. Großveranstaltungen seien heutzutage nirgends mehr gern gesehen, was aber an einem kleinen Prozentsatz an Besucherinnen und Besuchern liege, der sich eben nicht so benehme, wie sich auch ein Veranstalter das vorstelle. Am Ende seien an ihn fünf Kritikpunkte herangetragen worden, berichtet Mack: der Anreisestau, der Umweltaspekt, das Beseitigen von Schäden, der Lärm und das Verhalten einzelner Festivalbesucher. Man habe daraufhin ein 18-seitiges Papier mit Verbesserungsvorschlägen erarbeitet.
Schon in diesem Jahr habe man ein Entsorgungsunternehmen vor Ort gehabt, betont Mack, zudem habe man nachweislich alle Schäden beseitigt. An dem Big-Bike-Meet-Festival hängen auch Arbeitsplätze, erklärt der Veranstalter, zwei Festangestellte und rund 20 weitere 520-Euro-Kräfte würden das gesamte Jahr über beschäftigt sein. Dazu kämen noch die zahlreichen weiteren Helfer, die man bei der Veranstaltung selbst benötige, und die Subunternehmer. Mack betreibt in Nördlingen auch das Living. Dass man nicht bereit sei, mit einem ortsansässigen Unternehmer einen Diskurs zu führen und Fakten und Argumente auszutauschen, bedauert er. Mack will die Veranstaltung nun offiziell beantragen.