Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Stabenfest und Mess': Was wird 2021?

Nördlingen

Stabenfest und Mess': Was wird 2021?

    • |
    Anna Menzel bei der Mess’ 2019. Mit dem Verbot von Volksfesten bricht der Schaustellerin heuer das gesamte Einkommen weg.
    Anna Menzel bei der Mess’ 2019. Mit dem Verbot von Volksfesten bricht der Schaustellerin heuer das gesamte Einkommen weg.

    Den Geruch von Zuckerwatte und Hendl in der Nase, laute Musik und ein großes Menschengedränge – darauf müssen Volksfestbesucher mindestens bis September, wahrscheinlicher aber bis nächstes Jahr warten. Auch in Nördlingen, denn Mess’ und Stabenfest fallen aus. Für diejenigen, die auf Volksfesten ihren Lebensunterhalt verdienen, ist das eine Katastrophe.

    Für Anna Menzel zum Beispiel. Die Schaustellerin beschickt in vierter Generation die Mess’. „Meine Familie stand mit dem Autoscooter schon neben dem Daniel, als noch dort die Mess’ stattfand“, sagt sie. Der Sitz ihrer Firma ist in München, zu Nördlingen aber hat sie eine enge Verbindung. Wenn gerade keine Festsaison ist, lagert sie dort ihren Autoscooter. Als die Weihnachtsmärkte endeten, verdiente sie zum letzten Mal Geld. Jetzt fällt der Saisonstart aus. „Aber die laufenden Kosten für die Lagerhalle in Nördlingen, für TÜV-Gebühren oder Versicherungen gibt es weiter.“

    Als Schausteller aufzuhören, kommt nicht infrage

    Staatliche Hilfe hat sie für das Unternehmen bereits beantragt. 9000 Euro soll sie erhalten. „Das deckt nur die Kosten der Firma.“ Leben aber kann sie davon nicht. Wer von den Schaustellern sich in die nächste Saison retten kann, wisse derzeit niemand. Den Schaustellerberuf aufzugeben kommt für sie nicht infrage. „Für uns Schausteller ist unser Beruf unser Leben.“

    Davon abgesehen hätte sie auch keine Alternative: Eine Berufsausbildung zur Hauswirtschafterin habe sie zwar abgeschlossen, bevor sie vor 13 Jahren in den Betrieb ihres Vaters eingestiegen sei. Berufserfahrung in diesem Bereich könne sie aber nicht vorweisen.

    Menzel bleibt optimistisch: „Wir suchen Lösungen. Derzeit führen wir Gespräche, um vor einem Supermarkt mit einem Stand zum Beispiel Würstchen verkaufen zu können.“

    In einer ähnlichen Situation befindet sich Jürgen Papert, Senior-Chef des gleichnamigen Festzeltbetriebes. Für ihn fällt das Stabenfest flach – so wie alle anderen Volksfeste bis einschließlich August. An den staatlichen Maßnahmen hat er nichts auszusetzen. „Die werden schon wissen, was sie machen. Wir wollen ja alle gesund bleiben.“ Aber belastend sei die Situation schon.

    Seit 1973, damals war er in den elterlichen Betrieb eingestiegen, habe er so etwas noch nicht erlebt. Den mehr als 100 Saisonkräften, die jährlich für ihn aufbauen, zapfen oder bedienen, muss er absagen – höhere Gewalt. Genauso den Kapellen und Bands. „Das sind oft Berufsmusiker, die sind wirklich schlimm dran.“

    Nördlingens Ordnungsamtsleiter übt Kritik an der Staatsregierung

    Auch Jürgen Landgraf, Ordnungsamtsleiter der Stadt Nördlingen, muss derzeit vielen absagen. Es würde wesentlich besser funktionieren, hätte die Staatsregierung „sauber gearbeitet“, sagt Landgraf, der auch CSU-Mitglied ist. „Von dem Verbot von Großveranstaltungen bis 31. August ist in der Verordnung des Freistaats nichts zu lesen. Der Frage, was überhaupt eine Großveranstaltung ist, ist Ministerpräsident Söder bei der Fernsehübertragung sichtlich ausgewichen“, kritisiert er. Genau genommen fehle der Stadt die Rechtsgrundlage für eine Absage.

    Dass Stabenfest und Mess’ nicht stattfinden könnten, sei offensichtlich. Aber ob der Kunsthandwerkermarkt eine Großveranstaltung sei? „Ich meine schon.“ Die Stadt denke schon über den Weihnachtsmarkt nach – und selbst die Mess’ 2021 sei nicht sicher, wenn man von 18 Monaten bis zum Impfstoff ausgehe. Und die staatliche Unterstützung kommt aus Landgrafs Sicht zu langsam: „Den ersten Teil von Soforthilfen kann man streichen.“

    Lesen Sie dazu auch:

    Diese Großveranstaltungen im Landkreis sind abgesagt

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden