Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: Zum dritten Mal entgleist in Nördlingen ein Zug: Bahn hält sich bedeckt

Nördlingen

Zum dritten Mal entgleist in Nördlingen ein Zug: Bahn hält sich bedeckt

    • |
    Zum dritten Mal seit 2016 entgleist in Nördlingen ein Zug. Seit Mittwoch steht erneut ein "Fugger-Express" im Bahnhof – an der gleichen Stelle wie bei der Entgleisung im Oktober.
    Zum dritten Mal seit 2016 entgleist in Nördlingen ein Zug. Seit Mittwoch steht erneut ein "Fugger-Express" im Bahnhof – an der gleichen Stelle wie bei der Entgleisung im Oktober. Foto: Dominik Durner

    Der vordere Teil der Regional-Bahn 57223 sieht aus, als würde er gerade auf Gleis 4 in den Bahnhof Nördlingen einfahren. Er steht dort aber seit Mittwochnachmittag wie verankert im Bahnhofsbereich, der hintere Teil des Zuges zudem auf der benachbarten Schiene. Der "Fugger-Express" der Deutschen Bahn ist entgleist – bereits zum dritten Mal in den vergangenen sechs Jahren und nicht einmal ein Jahr nach der letzten Entgleisung. Die Ursache ist bislang unbekannt, die Bergungsarbeiten haben aber bereits begonnen.

    Aus Aalen in Richtung Harburg fuhr der Zug am Mittwochnachmittag um 14.17 Uhr in den Bahnhof Nördlingen ein, die planmäßige Ankunft war eigentlich fünf Minuten vorher angesetzt. "Dann hat es einen richtigen Schlag getan", berichtet eine Augenzeugin. Sie sei zwar mit dem Rücken zum Geschehen gestanden, nach dem Rumpeln habe sie sich aber umgedreht und den Zug auf zwei Gleisen stehen sehen. Dem Schock folgte die Erleichterung: Die 20 Reisenden blieben unverletzt und konnten am Bahnsteig den Zug verlassen. "Ein paar haben gescherzt und gelacht. Vielleicht war das etwas galgenhumorig, die Leute waren einfach nur froh, dass nichts Schlimmeres passiert ist", sagt die Frau.

    Bundespolizei leitet Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt ein

    Der Vorfall weckt Erinnerungen: Erst Anfang Juni war bei Garmisch-Partenkirchen ein Regional-Zug entgleist, vier Frauen und ein Jugendlicher starben, fast 70 Menschen wurden verletzt. Im Februar waren bei Schäftlarn südlich von München zwei S-Bahnen zusammengestoßen, ein Fahrgast starb, es gab zudem 18 Verletzte. Doch auch in Nördlingen gab es schon Vorfälle: Im Juli 2016 entgleiste dort ein Zug bei einer Rangierfahrt. Zum Glück, muss man sagen, wurde niemand verletzt.

    Sehr ähnlich gelagert zu der Entgleisung am Mittwoch ist zudem ein Unfall im vergangenen Oktober. Ebenfalls aus Aalen kommend, entgleiste damals ein Waggon an gleicher Stelle wie bei dem aktuellen Unfall. Die Deutsche Bahn hält sich bedeckt: Trotz expliziter Nachfrage unserer Redaktion, weshalb in Nördlingen bereits zum dritten Mal ein Zug entgleist und wie man diese Problematik in den Griff bekommen möchte, heißt es von Sprecher-Seite: "Wir können keine zusätzlichen Informationen mitteilen."

    Im Oktober entstand ein Schaden von rund 500.000 Euro, im aktuellen Fall spricht die Bundespolizei derzeit von 350.000 Euro Gesamtschaden. Zudem sei ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr gegen Unbekannt eingeleitet worden, sagt ein Sprecher der Bundespolizei.

    Entgleisung in Nördlingen passt in die "momentan katastrophale Situation"

    Für Jörg Lange, stellvertretender Landesvorsitzender und Sprecher für den "Fugger-Express" beim Fahrgastverband "Pro Bahn", passt die Entgleisung in Nördlingen in das Bild der "katastrophalen Situation", die generell momentan herrsche: "Es fallen derzeit viele Züge aus. Und die Wartungsstelle in München-Steinhausen ist auch ohne Ferien- und Urlaubszeit hoffnungslos überlastet." Schon bei normalem Betrieb sei die Werkstatt ein "Flaschenhals", dazu käme im Moment noch der Endspurt des Neun-Euro-Tickets.

    Verwunderlich sei zudem, dass der Zug genau an der gleichen Stelle wie im Oktober engleiste, sagt Lange. Eine zu schnelle Einfahrt sei sehr unwahrscheinlich, genauso wie eine Umstellung der Weiche unter dem fahrenden Zug. "In München gab es aber einen ähnlichen Fall, da waren die Gleisradien – also die Krümmung der Schiene – zu eng verbaut und nur unzureichend geschmiert", sagt der "Fugger-Express"-Experte. Letztlich sei das Auswertungsergebnis zur Unfallursache abzuwarten – ebenso wie der vom Unfall im vergangenen Oktober, der noch nicht erschienen sei.

    Bergungsarbeiten nach Eisenbahn-Unfall in Nördlingen haben begonnen

    Zumindest die Bergungsarbeiten haben mittlerweile begonnen: Seit Donnerstagnachmittag arbeiten etwa 15 Mitarbeiter der Deutschen Bahn daran, mithilfe eines Krans die Achsen des Wagens wieder auf die Schiene zu setzen, um ihn im Anschluss wegzufahren. "Das kann noch den ganzen Freitag dauern", sagt ein Notfallmanager der Deutschen Bahn, der vor Ort die Bergung koordiniert.

    Erst im Anschluss könne man mögliche Schäden an der Infrastruktur begutachten und mit den Reparaturarbeiten beginnen, sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Bis wann Bahn-Reisende noch mit Einschränkungen rechnen müssen, ist weiterhin unklar. Zwischen Nördlingen und Bopfingen bleibt der Bahnverkehr bis auf Weiteres gesperrt, ein Busnotverkehr ist laut Bahn zwischen Harburg und Bopfingen eingerichtet. Züge aus Richtung Aalen würden in Bopfingen vorzeitig enden. Züge aus Harburg wenden vorzeitig in Nördlingen. Aktuell aufgrund von Bauarbeiten ein Schienenersatzverkehr zwischen Donauwörth und Harburg. Laut der Bahn-Sprecherin gebe es zudem weitere Informationen zu Verzögerungen in der Fahrplanauskunft auf bahn.de. (mit sast)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden