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Nördlingen: Rieser Einzelhändler erwarten im Lockdown hohe Umsatzeinbußen

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Rieser Einzelhändler erwarten im Lockdown hohe Umsatzeinbußen

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    Am Dienstag hatten viele Rieser Einzelhändler, wie hier in Nördlingen, ihren Laden noch geöffnet – es war das letzte Mal in diesem Jahr. Erst am 11. Januar sollen die Geschäfte wieder aufsperren dürfen. Bis dahin wird sich Stille breitmachen in den Rieser Einkaufsstraßen.
    Am Dienstag hatten viele Rieser Einzelhändler, wie hier in Nördlingen, ihren Laden noch geöffnet – es war das letzte Mal in diesem Jahr. Erst am 11. Januar sollen die Geschäfte wieder aufsperren dürfen. Bis dahin wird sich Stille breitmachen in den Rieser Einkaufsstraßen. Foto: Christof Paulus

    Zeit für ein kurzes Gespräch? „Mein Laden ist voll, gerade ist es ganz schlecht“, sagt Gabriele Soiderer am Telefon. Es ist Montagnachmittag, zwei Tage noch, bis im Freistaat der „harte Lockdown“ greift. Das öffentliche Leben ist ab Mittwoch drastisch heruntergefahren, Kontakte sind beschränkt. Dazu gehört auch, dass das Oettinger Elektro-Fachgeschäft von Soiderer geschlossen bleibt, ja bleiben muss. Deshalb strömen die Menschen an jenem Montag in die Rieser Einzelhandelsgeschäfte; Geschenke müssen gekauft, Erledigungen getätigt werden. Es ist der Sturm vor der Ruhe, könnte man sagen. Nur: Folgt dann die große Stille?

    Die Händler sind auf das Weihnachtsgeschäft angewiesen, für viele sind die Wochen vor Heiligabend die umsatzstärkste Zeit des Jahres. Der „harte Lockdown“ kommt für die Geschäftsleute zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. „Der Dezember ist mit der wichtigste Monat“, sagt Susanne Vierkorn, Geschäftsstellenleiterin des Nördlinger Stadtmarketingvereins. Schon der November sei überschattet gewesen von der Pandemie. „Doch die Händler haben sich arrangiert mit der Situation, es war nicht perfekt, aber ertragbar.“ Nun also eine neue Verschärfung der Maßnahmen, eine erneute Schließung vieler Geschäfte. Vierkorn sagt: „Es ist schon tragisch.“

    Einzelhändler Hartmann: "Persönlich bin ich dafür, geschäftlich ist es eine Katastrophe"

    Ein Anruf bei Michael Hartmann. Er hofft, dass er sein Schreibwarengeschäft in Nördlingen ab dem 10. Januar wieder öffnen darf. „Aber wer weiß schon, wie sich die Corona-Zahlen entwickeln“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Maßnahmen der Staatsregierung rufen bei dem Einzelhändler gemischte Gefühle hervor. „Persönlich bin ich dafür, geschäftlich ist es eine Katastrophe.“ Hartmann rechnet damit, dass ihm bis zum Ende des Monats rund 40 bis 50 Prozent seines kalkulierten Umsatzes fehlen werden.

    Wenige Straßen weiter bietet die Buchhandlung Lehmann Romane, Kataloge und andere Waren an – eigentlich. Auch sie muss im Lockdown schließen. Das Weihnachtsgeschäft, sagt Inhaber Ralf Lehmann, laufe aktuell aber „recht ordentlich“. Auch, weil der Verkauf von Büchern in der Pandemie eine Ausnahmestellung einnimmt. „Die Leute haben schlichtweg mehr Zeit zu lesen“, sagt der Händler. Der erneute Lockdown sei jedoch auch für die Nördlinger Buchhandlung „äußerst ungünstig“. Denn: „Auch uns geht viel Umsatz verloren.“

    Beschwerdebrief an den Ministerpräsident

    Im Elektro-Geschäft von Gabriele Soiderer ist zwischenzeitlich Ruhe eingekehrt. Hier legt man den Fokus nun auf das Großgeschäft, also auf Elektro-Großgeräte. Diese wollen die Mitarbeiter auch während des Lockdowns ausliefern. Soiderer sagt: „Die Aufträge sind da.“ Problematisch hingegen sei der Bezug mancher Artikel, etwa von Geschirrspülmaschinen. Woran das liegt? „Die Leute kochen mehr daheim – und lassen im Umkehrschluss deutlich mehr Geschirr spülen. Ältere Maschinen geben da teilweise den Geist auf.“

    Etwas ärgert die Oettingerin: „Wir Einzelhändler müssen den Laden schließen und Supermärkte verkaufen unsere Waren einfach weiter.“ So etwa Wasserkocher, Lichterketten oder Handys. Soiderer wolle in einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder auf den „Missstand“ hinweisen, wie sie sagt. Dass der Politiker das Schreiben liest, glaubt sie jedoch nicht. „Aber mir geht es ums Prinzip.“

    Es gibt noch ein Problem: Für viele Einzelhändler hängt der Online-Handel wie ein Damoklesschwert über ihrem Geschäft. Das Christkind kommt immer öfter über das Internet. Das hat auch Schreibwarenhändler Hartmann beobachtet. Er betreibt zusätzlich einen Paketdienst in seinem Laden. „Das Paketaufkommen ist in den vergangenen Jahren und vor allem in der Pandemie stark gestiegen.“ Auch das Kaufverhalten einiger Kunden habe sich gewandelt: „Wenn ich frage, ob ich einen fehlenden Artikel mitbestellen soll, höre ich immer öfter: Lassen Sie mal, das kann ich schon selber.“

    Info: Viele Rieser Einzelhändler bieten während des Lockdowns einen Lieferservice an. Infos dazu gibt es beim jeweiligen Internetauftritt der Händler.

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