Die Bauern protestieren die ganze Woche gegen die Agrar-Kürzungen der Bundesregierung. Immer wieder wird ihnen vorgeworfen, dass sie hohe Subventionen bekommen. Die Landwirte entgegnen, nur dank dieser Zuschüsse könnten Lebensmittel konkurrenzfähig billig bleiben. Die Demonstrationen werfen daher auch die Frage auf, wie wichtig es den Menschen im Ries ist, regional zu kaufen. Oder schauen die Bürgerinnen und Bürger in Zeiten hoher Energiepreise und Inflation vor allem auf den Preis?
Der Dorfladen in Alerheim wurde 2016 eröffnet, Simone Gerstmeyr ist Vorstand der Genossenschaft und auch im Verkauf aktiv. „Man muss sich bewusst dafür entscheiden, regional zu kaufen“, sagt sie. Nur dann werde man es auch wirklich tun. Und nur dann führe es zu der Verlässlichkeit, die auch für die Dorfläden wichtig sei, weil sie mit einem gewissen Umsatz rechnen könnten.
Menschen gehen mehr in die Discounter
Die Antworten von Vieranten auf dem Nördlinger Wochenmarkt fallen sehr unterschiedlich aus. Die Gärtnerei Eber aus Schwörsheim verkauft Obst und Gemüse. Hans Eber weist darauf hin, dass die Personen, die auf dem Wochenmarkt einkaufen, dies bewusst tun würden. Sie schätzten das regionale Angebot. Ob er Veränderungen im Kaufverhalten spüre? Durch die Inflation, die Krisen des vergangenen Jahres? Bis jetzt noch keine, sagt Eber. Es habe ja bisher auch bei ihm noch keine Preissteigerungen gegeben. Das, was er jetzt verkaufe, sei die Ernte von 2023. Die Teuerung werde sich wohl erst auf die Preise der neuen Ernte durchschlagen. Wie stark, könne er noch nicht sagen.
Sie merke schon einen Rückgang im Umsatz, sagt dagegen Karin Stippler vom Landhandel Deinigen. Stippler hat unter anderem Geflügel im Angebot. Die Menschen seien zurückhaltender geworden. Einige würden verstärkt zum Discounter gehen. Und bei Stammkunden beobachte sie einen bewussteren Einkauf. Auch für Nicole Megerlein aus Unterschwanigen hat sich das Einkaufsverhalten geändert. Sie zieht aber einen ganz anderen Vergleich, der nichts mit den Preisen zu tun hat: Sie sei auch schon früher mit ihrer Oma in Nördlingen auf dem Markt gewesen. Damals hätten die Kunden und Kundinnen meist große Mengen an Obst gekauft. „Viele Kilo“, meint sie. Die wurden dann verarbeitet, eingekocht. Das gebe es heute nicht mehr. „Sie kaufen einfach genau so viel Pflaumen, wie sie für ihren Kuchen brauchen“, berichtet Megerlein.
Bio wird im Dorfladen nicht nachgefragt
Dass der Unterschied zwischen „regional“ und „bio“ wichtig ist, betont Simone Gerstmeyr aus Alerheim. „Bio wird bei uns im Dorfladen nicht nachgefragt, deswegen sind es nur etwa fünf bis zehn Prozent unserer Waren.“ Die Kundinnen und Kunden wollten regionale Produkte: Wurstwaren, Kartoffeln, Eier, Brötchen und noch vieles andere aus der Nachbarschaft. Ob sie eine Veränderung im Kaufverhalten spüre? Jetzt glücklicherweise nicht mehr, sagt Gerstmeyr. Aber es habe große Einschränkungen im Umsatz während der Dorferneuerung gegeben, bei der die Ortsdurchfahrt lange gesperrt war. Eine gewisse Entschädigung habe geholfen, die Zeit zu überbrücken. Ein Dorfladen sei kein Selbstläufer. Natürlich gebe es eine große Zustimmung im Ort. Aber um zum Einkaufen zu kommen, müssten die Alerheimerinnen und Alerheimer schon auch immer wieder motiviert werden.
Wie sehen die Gesprächspartnerinnen den aktuellen Protest der Bauern? Nicole Megerlein will sich auch persönlich beteiligen. Es sei wichtig, ein realistisches Bild von der Landwirtschaft zu zeichnen, manche Werbung habe einfach nur eine negative Wirkung.