Als der Ausnahmefußballer Gerd Müller am 15. August vergangenen Jahres in einem Pflegeheim in Wolfratshausen im Alter von 75 Jahren starb, war die Anteilnahme in ganz Deutschland und darüber hinaus groß. In Müllers Geburtsstadt Nördlingen war man sich schnell einig, dass der ehemalige Welt- und Europameister über das Gerd-Müller-Stadion hinaus ein bleibendes Denkmal erhalten sollte. Diese Planungen nehmen jetzt immer konkretere Formen an.
Am Berger Tor in Nördlingen hat Gerd Müller beinahe täglich gekickt
Im Herbst vergangenen Jahres hatte Oberbürgermeister David Wittner dazu aufgerufen, Ideen und Vorschläge einzureichen, wie man Gerd Müller in Nördlingen ein nachhaltiges Denkmal setzen könnte. Die Überlegungen reichten von der Gestaltung einer Hausfassade über eine Platzbenennung bis hin zu einer künstlerisch gestalteten Statue. Letzteres wurde dann nach einer facettenreichen Diskussion im Nördlinger Stadtrat einstimmig befürwortet, die Umsetzung sollten der Verschönerungsverein und die Stadt Nördlingen gemeinsam vorantreiben. Als Standort wurde das Areal zwischen Müllers Geburtshaus am Stänglesbrunnen und dem Gebäude an der Berger Straße, in dem er aufwuchs, favorisiert. Einen weiteren Standort hat mittlerweile nicht zuletzt wegen der Weitläufigkeit des Geländes Rudi Beck, ein Jugendfreund von Gerd Müller, ins Gespräch gebracht: das Berger Tor, wo Müller fast täglich mit Freunden gekickt habe. In das Anforderungsprofil von Oberbürgermeister David Wittner an den Standort würde auch das passen: "Er muss authentisch sein, also mit Gerd Müllers Leben in Nördlingen zu tun haben."
Fest stehen mittlerweile auch der Künstler, der die lebensgroße Statue erschaffen soll, und die ausführende Gießerei. Gestalten soll das Kunstwerk Herbert Deiss, der als freier Bildhauer und Maler in Aschaffenburg lebt und arbeitet. Der 69-Jährige hat an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main in den 1970er-Jahren Malerei, Grafik und Kunsttheorie studiert und war neben seiner freien künstlerischen Arbeit unter anderem als Fachlehrer an der Meisterschule für Steinmetze und Steinbildhauer in Aschaffenburg tätig. Eine Nördlinger Delegation hat Deiss mittlerweile in seinem Atelier in Aschaffenburg besucht und umgekehrt war der Künstler auch in Nördlingen, um sich den geplanten Standort anzusehen und ein erstes Gipsmodell sowie einige Bewegungsstudien vorzustellen. Bekanntlich soll sich die Statue an Müllers Siegtor im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 gegen die Niederlande orientieren. Weitere Entwürfe und Modelle sollen bis Ende März 2022 entstehen und dann auch von Müllers Weggefährten und Jugendfreunden begutachtet werden. Dann solle auch mit digitaler Technik geprüft werden, wie das Modell am jeweiligen Standort wirke und zur Geltung komme, erklärt OB Wittner.
Statue für Gedenkstätte: Traditionsreiche Glocken- und Kunstgießerei
Gegossen werden soll das Kunstwerk dann von der traditionsreichen Glocken- und Kunstgießerei Rincker aus Sinn (Lahn-Dill-Kreis) am Fuße des Westerwaldes. Hier kam der entscheidende Hinweis unter anderem auf die Jahrhunderte lange Geschichte des Unternehmens – seit 1590 in Familienhand – von der Nördlinger Glockenschweißerei Lachenmeyer.
Auch bei der Finanzierung ist die Stadt bereits ein gutes Stück weiter. Dank der Unterstützung mehrerer Sponsoren in Nördlingen sowie Zusagen des Deutschen Fußball-Bundes, des FC Bayern München und des TSV 1861 Nördlingen ist bereits mehr als die Hälfte der veranschlagten Kosten in Höhe von "50.000 Euro plus X" (laut Wittner) gesichert. Zuletzt hatte das Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf Vorschlag seines Schatzmeisters, Dr. Stephan Osnabrügge, beschlossen, sich mit einer Spende von 10.000 Euro am Gedenken für Gerd Müller zu beteiligen.
Wenn alles glatt geht, soll das Gerd-Müller-Denkmal am ersten Todestag des früheren "Bombers der Nation", also am 15. August 2022, eingeweiht werden.