Ganz und gar nicht einig waren sich die Nördlinger Stadträte am Dienstagabend, als es um das Andenken an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt ging: Gerd Müller. Der ist bekanntlich in der Altstadt aufgewachsen, spielte auch beim TSV - um danach beim FC Bayern München seine Weltkarriere zu starten. Unvergessen ist das Tor, mit dem er Deutschland 1974 zum Weltmeistertitel schoss. Im vergangenen August starb Gerd Müller, in Nördlingen soll ihm mit einer Statue gedacht werden. Doch wo soll die aufgestellt werden?
Noch im Herbst schien das beschlossene Sache zu sein. Der Stänglesbrunnen sollte es werden, zwischen Müllers Geburtshaus und dem Haus in der Berger Straße, in dem er aufwuchs. Doch in Nördlingen machte sich ein Murren breit, dem schließlich Peter Jackwerth, Präsident des 1. FC Ingolstadt, gegenüber unserer Redaktion eine Stimme verlieh: Gerd Müllers Statue solle an den Marktplatz, forderte er. Schließlich werde es auch Menschen geben, die wegen des Weltmeisters ins Ries kommen. "Es wird nie wieder einen Fußballer geben wie Gerd Müller", betonte Jackwerth.
Wittner: Gerd Müller nach seinem Tod nicht vermarkten
Oberbürgermeister David Wittner lehnte damals den Marktplatz ab, man wolle Müller nach seinem Tod nicht vermarkten. Mit einem anderen Standort jedoch konnte sich der Rathauschef anfreunden. Rudi Beck, ein Jugendfreund von Müller, hatte das Berger Tor ins Gespräch gebracht. Dort habe der Ausnahmefußballer fast täglich mit seinen Freunden gekickt. Und im Bauausschuss des Nördlinger Stadtrats ging es nun am Dienstag genau um diese Frage: Stänglesbrunnen oder Berger Tor?
Am wirksamsten wäre es, meinte Markus Landenberger-Schneider zu Beginn der Debatte, wenn man die Statue auf dem Markplatz aufstelle. Doch der Torjäger vor einem Stadttor, das gefiel dem CSUler ebenfalls. Er wollte wissen, ob die Angehörigen bei der Standortwahl mit einbezogen worden waren - und meinte scherzhaft: Sollte jemals von ihm eine Statue aufgestellt werden, würde er das befürworten. OB Wittner verneinte: Man stütze sich auf die Nördlinger Weggefährten. Müllers Ehefrau und seine Tochter hätten "keinen übermäßigen Bezug zu Nördlingen", man habe sie aber selbstverständlich informiert und lade sie zur Einweihung im August ein.
Zweite Bürgermeisterin Rita Ortler lobte den Entwurf von Künstler Herbert Deiss. Der hat nicht das berühmte Weltmeister-Schuss-Foto verarbeitet, sondern stellt Müller kurz zuvor dar. Ortler sagte, in der Stadt habe es viele kritische Stimmen gegeben, die meinten, der Stänglesbrunnen sei "ein versteckter Platz". Um die Statue richtig zur Geltung zu bringen, müsste man dort deutlich mehr als die von der Verwaltung anvisierten zwei Parkplätze streichen.
Mussgnug: "Altstadtkind" Gerd Müller gehört nicht vor das Tor
"Den Stänglesbrunnen sehe ich von Anfang an kritisch", sagte auch Jörg Schwarzer (CSU). Gerd Müller sei ein Nördlinger gewesen, der in der Altstadt gewohnt habe. Deshalb gehöre seine Statue ins Zentrum: "Das wird hoffentlich ein Magnet werden." Mit dem Standort vor dem Berger Tor war Wolfgang Mussgnug (Grüne/Frauenliste) gar nicht einverstanden. Der Fußballer sei ein "Altstadtkind" gewesen und deshalb gehöre er auch nicht vor die Stadtmauer: "Ich finde es nicht schön, ihn vor das Tor zu stellen."
Johannes Ziegelmeir (PWG) schloss sich dem an: Der biografische Bezug sei doch wichtig, da gebe es keinen besseren Platz als zwischen Geburts- und Wohnhaus. Ziegelmeir prognostizierte, dass Müller-Fans künftig vor dem Berger Tor kurz mit dem Auto anhalten, schnell aussteigen, ein Selfie mit der Statue machen und dann wieder abrauschen. Vor dem Stadttor werde der Fußballer aber viel besser wahrgenommen, entgegnete Markus Hager (Stadtteilliste). Am Stänglesbrunnen werde es eng. Ja, den müsste man eigentlich komplett umgestalten, meinte Dr. Susanne Gabler (SPD). Barbara Wunder (PWG) gab zu Bedenken: Jedes Mal, wenn man künftig durchs Berger Tor fahre, komme man an Gerd Müller vorbei.
"Ich kann mit beidem leben", meinte OB Wittner - und ließ abstimmen. Die Entscheidung fiel mit 9:7 Stimmen auf den Platz vor dem Berger Tor.