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Nördlingen/Möttingen: Zwei Autohäuser im Ries müssen schließen

Nördlingen/Möttingen

Zwei Autohäuser im Ries müssen schließen

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    Seit dem 1. April ist das Autohaus Strobel in Nördlingen zu. Auch ein weiteres Autohaus im Ries hat die Pforten geschlossen.
    Seit dem 1. April ist das Autohaus Strobel in Nördlingen zu. Auch ein weiteres Autohaus im Ries hat die Pforten geschlossen. Foto: Jochen Aumann

    Jahrzehntelang war „Toyota Strobel“ im Ries ein Begriff. Wer einen Wagen des japanischen Herstellers fuhr, war in der Regel Kunde bei dem renommierten Autohaus in der Nördlinger Gewerbestraße, das sich dort 1995 aus Marktoffingen kommend angesiedelt hatte. Damals entstanden neue und kundenfreundliche Verkaufsräume ebenso wie eine leistungsfähige Werkstatt. Doch seit dem 1. April ist Schluss.

    Das Autohaus Strobel gibt in der bisherigen Form nicht mehr. Toyota hat allen Vertriebs- und Servicepartner gekündigt. Der Großkonzern strebt nach eigenen Angaben eine ganz neue Struktur an. Laut dem Unternehmen ist beabsichtigt, die Marken Toyota und Lexus nachhaltig weiterzuentwickeln sowie notwendige Anpassungen an den sich immer schneller verändernden Markt vorzunehmen. Unter anderem bedeute dies neue Konzepte für die Schauräume in den jeweiligen Autohäusern.

    Autohaus Dieter Strobel: Kleinere Händler haben es schwer

    Geschäftsführer Dieter Strobel bedauert im Gespräch mit unserer Redaktion die eingetretene Entwicklung. Er verweist auf die anspruchsvollen Auflagen, die Toyota von seinen Händlern verlange. Häuser mit hohen Verkaufszahlen würden diese finanziell eher bewältigen können als er mit seinem im Vergleich doch kleinen Betrieb. Es gebe Kollegen, die pro Jahr rund 7000 Neuwagen verkaufen würden. Bei ihm seien es zuletzt 123 gewesen. Allein diese Zahlen zeigten, wie schwer es die kleineren Händler hätten, in der Branche zu bestehen.

    Durch die geforderten Auflagen bei der Neugestaltung der Verkaufsräume sowie für eine neue Werbestrategie hätte er 260.000 Euro investieren müssen, sagt Strobel. Zwar wäre Toyota mit 50 Prozent dabei gewesen. „Aber ein Eigenanteil von 130.000 Euro ist betriebswirtschaftlich für mich nicht machbar.“ Auf die Frage, ob er daran gedacht habe, als freier Händler mit seiner bisherigen Werkstatt weiterzumachen, meint Strobel: „Das wäre grundsätzlich schon möglich gewesen. Aber wenn 80 Prozent der Kunden wegbrechen, weil sie weiterhin zu einem Toyota-Händler mit der entsprechenden Fachwerkstatt wollen, bringt mir das nichts.“ Zudem erhielten sie dort die vollen Garantieleistungen, die ein „Freier“ nicht bieten könne. Inzwischen habe er einen Makler eingeschaltet, der sich um die Zukunft seiner Liegenschaft kümmern soll. 

    Autohändler Hermann Thum ist in den Ruhestand gegangen

    Wenige Kilometer weiter hat ebenfalls vor noch nicht allzu langer Zeit ein Autohändler seine Pforten für immer geschlossen - nicht auf Druck „von oben“, sondern ganz freiwillig. Hermann Thum führte viele Jahre in Möttingen das frühere Opel-Autohaus Berndt an der Romantischen Straße mit einem Neu- und Gebrauchtwagenverkauf. Jetzt ging er in den Ruhestand. „Wir blicken sehr zufrieden auf unsere Zeit zurück“, betont seine Frau Irmgard

    Keine Probleme hat das Autohaus König, das Vertragshändler von VW, Audi und Skoda mit inzwischen sechs Standorten in der Region ist. Geschäftsführer Hans-Jürgen Hauber äußerte sich sehr zufrieden mit dem derzeitigen Geschäftsverlauf. Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen sei sehr gut, die bei den Neuwagen etwas weniger, so Hauber auf Anfrage. „Sehr hoch“ nennt der Geschäftsführer den Auftragsvorlauf für neue Fahrzeuge. Daher rührten auch die momentan langen Lieferzeiten. Bei den Herstellern sei, nicht zuletzt unter anderem durch die Pandemie, einiges aufgelaufen, was jetzt nach und nach „abproduziert“ werden müsse. Wegen der Versorgungsengpässe würden insgesamt weniger Autos hergestellt, als bestellt seien. 

    Lange Lieferzeiten: 14 Monate auf den Neuwagen warten

    Hauber geht allerdings davon aus, dass sich die Lage im zweiten Halbjahr 2023 beginne zu bessern. „Bis dann alles abgearbeitet ist, wird es vermutlich bis zum kommenden Jahr dauern.“ Momentan gingen die Aufträge bei Neuwagen wegen der langen Lieferzeiten sogar etwas zurück. Zum Vergleich: Früher hätten diese bei drei bis sechs Monaten gelegen, derzeit könne es 14 Monate dauern.

    Dem klassischen Autohandel stehe in den nächsten Jahren ein Umbruch bevor, dem sich die Branche stellen müsse, erklärt Geschäftsführer Bernd Ohlmann auf Anfrage und verweist auf eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. Wollen Händler künftig überleben, müssten sie mit neuen Konzepten vom Neu- und Gebrauchtwagenverkäufer zum Mobilitätsvertrieb mit diversen Angeboten werden, heiße es in der Expertise.

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