Der Schützenhof auf der Nördlinger Kaiserwiese war einst ein wichtiger Treffpunkt. Vereinsversammlungen wurden dort abgehalten und es gab eine Kegelbahn. Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel erinnert sich an diese Zeit, er selbst hat das Tanzen im Schützenhof gelernt. Gerade unter Karl Thum sei das Restaurant für Nördlingen sehr wichtig gewesen, auch ein Hotel war in dem Gebäude untergebracht. Vom Glanz alter Zeiten ist nur noch wenig übrig – und bald wird gar nichts mehr davon zu sehen sein.
Der Schützenhof in Nördlingen wird derzeit entkernt
Denn der Schützenhof wird derzeit entkernt und dann – aller Voraussicht nach – abgerissen. Das bestätigt Georg Beyschlag von der Sixen Gebrüder Beyschlag GmbH. Der wiederum gehört der Schützenhof – und einst besaß die GmbH auch die Brauerei, die bis 1990 das Sixen-Bier braute. Man habe damals schon die Entwicklung auf dem Markt kommen sehen, sagt Beyschlag heute. Etwa 140, 150 Liter Bier hätten die Deutschen einst pro Jahr getrunken, heute sei man bei rund 100 Litern. 2020 wurden laut dem Deutschen Brauer Bund sogar nur 94,6 Liter pro Kopf verbraucht – deutlich weniger, als in den Jahren zuvor. Man habe vor 30 Jahren die Hektoliter Bier von Sixenbräu an Paulaner verkauft, sagt Beyschlag – die Immobilien und die Gaststätten aber behalten.
Der Schützenhof stehe seit mehr als zehn Jahren leer, die Substanz leide und das Gebäude sei „nicht mehr ansehnlich“. Es mache keinen Sinn mehr, dort zu investieren, meint Beyschlag. Und deshalb nutze man dieses Jahr, in dem die Mess’ wieder ausfalle, um eine komplette Neugestaltung zu wagen. Noch seien die entsprechenden Pläne allerdings nicht genehmigt.
Mess': Charakter des Biergartens nicht verändern
Verpachtet wurde in den vergangenen Jahren zwar nicht das einstige Hotel oder das Restaurant, den Biergarten aber bewirtschaftete das Fürst Wallerstein Brauhaus stets während der Mess’. Und unter den schönen Bäumen ließ es sich gerade bei der Hitze-Mess 2019 wunderbar aushalten – die Würstel-, Käse- und Bäckerstände geschickt in unmittelbarer Nähe gelegen, dazu die Fladen-Piraten im Hof selbst. Den Charakter des Biergartens wolle man mit der Neugestaltung nicht verändern, betont Georg Beyschlag, es gehe nicht um mehr Plätze. Stattdessen wolle man mehr Grün schaffen, eine großzügige Spielfläche für Kinder und eine praktikable Ausschankzeile. „Wir brauchen kein Gebäude in dem Umfang mehr.“ Über das Gerücht, das anstelle des Schützenhofs ein Campingplatz entstehen soll, schüttelt Beyschlag nur den Kopf: „Nein, definitiv nicht.“
Der Gast soll möglichst schnell sein Bier bekommen
Der Chef des Fürstlichen Brauhauses Wallerstein, Carl-Eugen Prinz zu Oettingen-Wallerstein, sagt zur anstehenden Modernisierung: „Das ist ganz in unserem Sinn.“ Der Biergarten werde modern, zeitgemäß und bekomme einen frischen Stil. Die Nördlinger liebten den Schützenhof, wo man unter den Bäumen während der Mess’ so schön sitzen könne. Doch wenn man genauer hingeschaut habe, dann habe man festgestellt, dass die Immobilie nicht mehr zeitgemäß sei. Es gebe die verschiedensten Ideen und Pläne zur Neugestaltung. Oettingen-Wallerstein wünscht sich, dass die Abläufe praktikabler werden, dass der Biergarten großzügiger wird und es mehr Grün gibt: „Uns geht es um kurze Wege, damit der Gast möglichst schnell sein frisch gezapftes Bier bekommt.“ Der Brauhaus-Chef geht davon aus, dass es 2022 wieder eine Mess’ gibt: „Wenn wir die Corona-Pandemie bis dahin nicht im Griff haben, dann haben wir wirklich etwas falsch gemacht.“