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Nördlingen kämpft gegen Umsatzflaute: Schlechtes Wetter als Ursache

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Sommerflaute in Nördlingen: Händler klagen über Umsatzeinbrüche durch Schlechtwetter

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    In den vergangenen Wochen waren weniger Passanten als sonst in der Nördlinger Innenstadt unterwegs. Schuld ist das Wetter, sagen die Händler.
    In den vergangenen Wochen waren weniger Passanten als sonst in der Nördlinger Innenstadt unterwegs. Schuld ist das Wetter, sagen die Händler. Foto: Anja Lutz

    Dauerregen, herbstliche Temperaturen, Hochwasser: Der Sommer 2024 lässt noch zu wünschen übrig. Er schlägt nicht nur den Menschen aufs Gemüt, sondern auch den Nördlinger Händlern auf den Umsatz. Mit Optimismus und kreativen Ideen trotzt der Einzelhandel der Schlechtwetterfront.

    Vor allem der Modeeinzelhandel ist extrem abhängig vom Wetter, sagt Marko Stark, Inhaber des gleichnamigen Schuhhauses. „Wenn der Winter spät startet, brauchen die Leute erst einmal keine Schneeschuhe. Und wenn der Sommer zu kalt ist, keine Sandalen“, sagt Stark. So habe es erst in den vergangenen zwei Wochen eine Nachfrage nach Sommerkleidern oder passenden Schuhen gegeben. Dazu käme das allgemeine Konsumklima in Deutschland, nämlich dass die Kunden ihr Geld zusammenhalten, von dem man auch in Nördlingen nicht verschont bleibe. Insgesamt konnte Stark nie richtig an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen. Dazu sei noch die Sperrung der Drehergasse gekommen, die ihm Umsatzeinbußen beschert habe. Um das Geschäft anzukurbeln, könnte man selbst viel tun, wie die Mitarbeiter schulen oder das Ladengeschäft ansprechend gestalten, sagt er. Dazu gehöre aber auch eine attraktive Innenstadt, die man in Nördlingen habe. Wichtig sei auch ein einfacher Zugang. So brauche man etwa ausreichend Parkplätze sowie einen perfekt funktionierenden Bus- und Bahnverkehr. „Den haben wir aktuell nicht einmal nach Augsburg oder Donauwörth“, mahnt Stark an. Internetverkäufer sind für den Schuhhändler aktuell eine weniger große Konkurrenz als noch während der Pandemie. „Seine Hochzeiten hatte der Onlinehandel während Corona“, sagt Stark. Er selbst hat gute Erfahrungen mit den sozialen Medien gemacht. So bekommt er viel Rückmeldung zu Ware, die er auf Instagram oder Facebook vorstellt. Verkauft wird dann im Laden vor Ort.

    Das Sommergeschäft ist noch zu retten

    Auch Steingass-Geschäftsleiter Steffen Rissmann hat in seinen Häusern einen geringeren Umsatz zu verzeichnen. Neben dem verregneten Sommer macht er auch das Hochwasser im Juni für die schlechten Zahlen verantwortlich. Denn obwohl Nördlingen nicht direkt betroffen war, seien viele Helfer von Feuerwehr, DLRG und THW im Einsatz gewesen; viele Dörfer abgeschnitten. „Das ist ja auch unser Einzugsgebiet. Bis die Leute alles aufgeräumt haben, hat das natürlich gedauert“, sagt Rissmann. Sollte der Sommer im Juli und August noch Fahrt aufnehmen, könne man das Sommergeschäft aber noch aufholen. 

    Bei Steingass konnte man im Hinblick auf den Umsatz bisher bislang nicht an die Jahre vor der Pandemie anknüpfen. Auch die Inflation spiele hier eine große Rolle, sagt Rissmann. Man versuche aber das Beste aus der Situation herauszuholen und denke immer positiv. Denn „Stillstand ist Schlimmste, was man machen kann“. Aktuell wird im Steingass-Haus über Drogerie-Müller umgebaut. Drei Wochen lang hat man Hälfte der Abteilung erneuert, kommende Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

    Viele Touristen in Nördlingens Innenstadt

    Karin Willer, Inhaberin von „Willer Fashion“ am Marktplatz kann bestätigen, dass der Umsatz in letzter Zeit etwas eingebrochen ist. Allerdings schwanke es von Woche zu Woche extrem. „Die Stimmung der Leute ist bei Regen einfach nicht so gut. Da hat man wenig Motivation, sich etwas Gutes zu tun“, sagt Willer. Sie könnte sich vorstellen, dass man den Verkauf über den Preis ankurbeln könnte. Denn Bekleidung und Schmuck seien ja doch Luxusgüter, auf die man, wenn man sparen muss, auch verzichten kann. Durch die direkte Lage in der Nördlinger Innenstadt kommen auch viele Touristen in Willers Geschäft, worüber sie sehr froh ist. Diese lassen sich auch durch das Wetter nicht abschrecken, denn Stadtführungen und Ausflüge sind bereits im Voraus gebucht.

    Matthis Lehmann von der gleichnamigen Buchhandlung war mit dem Umsatz im ersten Quartal des Jahres sehr zufrieden; im zweiten ist es etwas ruhiger geworden. „Ich sehe, dass die Frequenz in der Innenstadt etwas weniger geworden ist. Das ist kein Grund zur Sorge, aber ich denke schon, dass das Wetter dafür mitverantwortlich ist. Am vergangenen Sonntag, bei angenehmem Bummelwetter, war die Innenstadt voll“, sagt Lehmann. Der Umsatz im Buchhandel richte sich neben Weihnachten und Ostern auch danach, wann große Bestseller erscheinen. Insgesamt müssten es sich die Händler „so schön wie möglich machen“, aber das mache man ja schon. So soll es beispielsweise im Juni wieder eine Lesung in der Fußgängerzone geben.

    Susanne Vierkorn, Geschäftsstellenleiterin des Stadtmarketingvereins, sieht die Situation im Großen und Ganzen positiv. Man habe aktuell, auch im Vergleich zu anderen Städten, überschaubare Leerstände und viele Neueröffnungen. Natürlich habe jeder Händler seinen eigenen Blick auf die Dinge aber nach Ansicht der Stadtmarketing-Chefin läuft es gut: „Wenn man sieht, wie viel Leben am Wochenende und zu den Wochenmärkten mittwochs und samstags in der Stadt ist, können wir zufrieden sein. Die Situation könnte viel schlechter sein.“ Die Innenstadt biete eine hohe Aufenthaltsqualität, die Cafés seien immer besetzt und es herrsche eine gute Stimmung. Wichtig sei es für die Händler, immer in Bewegung zu sein und Neues zu bieten. Als Beispiele nennt sie den neuen Schanigarten von Via del Gusto oder die Renovierung von Optik Schweda. Auch besondere Veranstaltungen oder Aktionen wie die Eventtage der Parfümerie Finck oder der Besuch einer externen Beraterin beim Reformhaus Grunert seien Möglichkeiten, der Kundschaft etwas zu bieten.

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