Farblich scheint alles für den Besuch von in Nördlingen abgestimmt zu sein: Am spätsommerlichen Donnerstagabend blühen die Bäume rund um das Nördlinger Kulturzentrum "Ochsenzwinger" in einem markanten Grün. Drinnen stehen grüne Plakate; auf Stehtischen liegen grüne Bierdeckel und Deko-Windräder, ebenfalls in Grün. Doch nicht alles ist im grünen Bereich: Der Fraktionsvorsitzende berichtet, dass ihm ein Thema derzeit den Schlaf raubt.
Albert Riedelsheimer berichtet aus dem Bezirksrat
Den offiziellen Teil der Veranstaltung eröffnet die Kreisvorsitzende der Grünen im Donau-Ries, Elisa Pfaff, mit den Worten: "Zum Glück gibt es in Bayern Leute, die wissen, wie man faire und soziale Politik macht - zum Glück sind solche Leute heute Abend hier." Einen besonderen Dank spricht sie auch an die Polizei aus, die mit verstärktem Aufgebot präsent ist. Dazu später mehr.
Als erster Redner tritt Albert Riedelsheimer ans Pult. Seit 2018 ist er Mitglied im Bezirkstag von Schwaben und kandidiert dieses Jahr erneut als Direktkandidat. Er berichtet von der Lage im Bezirk: Als besonderen Erfolg nennt der Donauwörther die Pflegestützpunkte in Donauwörth und Nördlingen. "Vielen ist nicht bewusst, wie toll es ist, dass wir ein Bezirkskrankenhaus in Donauwörth haben", fügt er hinzu. Zudem spricht Riedelsheimer von seiner Arbeit als erster Umweltbeauftragter im Bezirkstag.
Lettenbauer: "Die kommenden fünf Jahre sind entscheidend"
Eva Lettenbauer schildert den etwa 55 Anwesenden, dass sie in den vergangenen fünf Jahren als Abgeordnete im Landtag viel gelernt habe – die kommenden fünf Jahre seien jedoch für die Zukunft entscheidend. Eines der Anliegen, das Lettenbauer anspricht, ist der Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel im ländlichen Raum: "Es darf nicht sein, dass junge Menschen ihren Ausbildungsplatz anhand der Erreichbarkeit ihres Arbeitgebers wählen müssen." Sie fordert mehr Busse, "auch in den Randzeiten." Diese Diskrepanz zwischen dem Leben auf dem Land und in der Stadt zieht sich wie ein grüner Faden durch Lettenbauers Themen.
Auch der Pflegenotstand bleibt nicht unausgesprochen: "Ganz ehrlich, das ist eine riesige Baustelle." Mit einer grünen Regierungsbeteiligung sei das Problem nicht gelöst, man werde es aber anpacken. "Man braucht keine Regierung, die die Leute für dumm verkauft."
Mit lautem Applaus begrüßen die Gäste den Fraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann. Seit 2008 sitzt er für die Grünen im Landtag, jedoch "gab es nie mehr Gründe für grüne Politik als jetzt", sagt er. Was dem Abgeordneten Sorgen macht, ist der Keil, der die Gesellschaft immer mehr spalte. Das musste er kürzlich auch am eigenen Leib erfahren.
Hartmann nach Steinwurf: "Ich hatte Angst um meinen Sohn"
Hartmann war bei einer Wahlkampfveranstaltung am 17. September in Neu-Ulm, die er mit seiner Kollegin Katharina Schulze besuchte, mit einem Stein beworfen worden. Mittlerweile gehe es ihm nach dem ersten Schock wieder gut, sagt Hartmann im Gespräch mit unserer Redaktion. "Ich hatte eher Angst um meinen kleinen Sohn, der bei der Veranstaltung vorne dabei war." Auch wenn sich die emotionale Lage laut Hartmann mittlerweile beruhigt habe, sind am Donnerstagabend in Nördlingen mehrere Polizeibeamte vor Ort. Ein Beamter der Inspektion Nördlingen bestätigt, dass fünf statt eines Beamten im Einsatz seien.
Inhaltlich geht Hartmann unter anderem auf den langsamen Ausbau der Windkraft in Bayern ein. "Die jetzige Regierung ist nicht bereit für die Energiewende", sagt er, man müsse das Ruder herumreißen. Klimaschutz sei wichtig, um das Eigentum der Menschen zu schützen, "das Zeitfenster schließt sich schneller, als man denkt." Außerdem plädiert er für einen Ausbau der Schiene und der öffentlichen Verkehrsmittel, und positioniert sich somit gegen neuen Straßenbau. Als letzter Punkt geht er auf die Spaltung der Gesellschaft ein: "Mir raubt das den Schlaf", sagt er, "das ist der größte Feind der Demokratie." Dennoch schaut er optimistisch auf die Landtagswahl: "Wir haben es auch bundesweit geschafft."