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Nördlingen: Großes Interesse an Alice Schwarzer im Nördlinger Klösterle

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Großes Interesse an Alice Schwarzer im Nördlinger Klösterle

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    Alice Schwarzer las aus ihrem Buch "Mein Leben". Rechts im Bild zu sehen ist Franz Greno.
    Alice Schwarzer las aus ihrem Buch "Mein Leben". Rechts im Bild zu sehen ist Franz Greno. Foto: Peter Urban

    Es sei die am häufigsten gestellte Frage an die Journalistin, Feministin und Publizistin: "Wie halten Sie das aus, Frau Schwarzer?" Das sagte Alice

    Alice Schwarzer las in Nördlingen am Mittwoch aus ihrem Buch "Mein Leben"

    Franz Greno stellte zu Beginn seine langjährige "Freundin" dem zu ganz großen Teilen weiblichen und sehr interessierten Publikum vor, nicht ohne seine enge Verbindung – vom Fischer-Verlag über "Der kleine Unterschied" bis zum Engagement als Producer der ersten zwölf Emma-Ausgaben – zu ihr hervorzuheben. Dann betrat die inzwischen 80-Jährige die Bühne und zog mit ihrer Präsenz die Zuhörerinnen sofort in ihren Bann. Es gibt wohl kaum eine Person des öffentlichen Lebens in Deutschland, die über Jahrzehnte in einem solchen Ausmaß sowohl Bewunderung als auch Widerspruch erfahren hat. Sie ist bis heute die Stimme in

    Alice Schwarzer liest im Nördlinger Klösterle aus ihrem Buch "Mein Leben".
    Alice Schwarzer liest im Nördlinger Klösterle aus ihrem Buch "Mein Leben". Foto: Peter Urban

    Ein eigener Sessel plus Stehlampe war dafür aufgebaut. Zwischen den Zitaten plauderte sie locker und spannte den Bogen von der Kindheit und ihren frühen Aufbrüchen bis zu den politischen und publizistischen Aktivitäten von heute. Sie redete offen über die Facetten ihres Lebens: ihre persönlichen Wurzeln und Prägungen, ihre journalistischen und politischen Kämpfe und Erfolge, ihre Begegnungen mit Menschen aus allen Lebensbereichen. 

    Spannende Diskussionsrunde im Klösterle mit Alice Schwarzer

    Unglaublich spannend wurde der Abend allerdings nach der Lesung, die von Nicolas Greno vom gleichnamigen Buchhaus in Donauwörth veranstaltet wurde. Etwas schleppend begann die Diskussionsrunde, um dann immer mehr Fahrt aufzunehmen, bedauerlicherweise ab und an unterbrochen von Nadelstich-Tiraden Franz Grenos, der es sich nicht nehmen lassen wollte, unter anderem über die verheerende deutsche Medienlandschaft und "die Gehirnwäsche der Leitmedien" zu wettern. Doch er hatte die Rechnung ohne die Frauenmacht im Saal gemacht, die ihrem Unmut darüber deutlich Luft machte. 

    Man war wegen Alice Schwarzer gekommen, und die übertraf – nach Meinung vieler Teilnehmerinnen – die Erwartungen zwischen Mann und Frau plus ungleiche Bezahlung, dem sogenannten Schwestern-Streit ("Frauen können so ätzend sein"), Begriffen wie "feministische Außenpolitik" bis zu den Einschränkungen des Alters ("Mein Innenblick ist alterslos") ließ sie kaum ein Thema aus. Sie hat eine klare Meinung und gute Argumente dazu, sie ist trotz aller Härte- und Standfestigkeit nie verletzend oder polemisch. 

    Die Feststellung "Die Geschichtslosigkeit ist das größte Hindernis der Emanzipation" war einer der argumentativen Höhepunkte des Abends, womit sie vielen Frauen die Augen öffnen wollte: "Wir müssen fortführen, was für die Frauen erreicht wurde und nicht immer wieder – wie in den Rückschritten der Jetztzeit – von vorne anfangen." Und sie warnte alle Menschen ausdrücklich vor allzu viel Bequemlichkeit oder sich vor Paragrafen zu verstecken: "Haben wir jemals, um Revolution zu machen, Fördermittel gebraucht?" Nicht nur an dieser Stelle gab es begeisternden Applaus und am Schluss ein positiv aufgeladenes Publikum, das anschließend den Bücher- und Signiertisch mit der Frau des Abends umlagerte. 

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