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Nördlingen: Geschichte der Gastronomie: 100 Brauereien gab es einst im Ries

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Geschichte der Gastronomie: 100 Brauereien gab es einst im Ries

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    Rund 100 Brauereien gab es im Ries noch 1800. Unser Bild stammt aus dem Jahr 1926 und zeigt die Brauburschen beim Schimmelbräu in Wechingen.
    Rund 100 Brauereien gab es im Ries noch 1800. Unser Bild stammt aus dem Jahr 1926 und zeigt die Brauburschen beim Schimmelbräu in Wechingen. Foto: Chronik Wechingen, Günter Hager

    Bayern und das Bier haben eine enge Verbindung, gilt doch der Gerstensaft manchem noch landläufig als Grundnahrungsmittel. Das bayerische Reinheitsgebot von 1516 ist die weltweit älteste Lebensmittelvorschrift und Bamberg als die „Hauptstadt des Bieres“ befindet sich im fränkischen Teil Bayerns. Viele weitere Superlative wie die Brauereiendichte in manchen Gegenden oder das größte Volksfest der Welt könnten hier bemüht werden. Auch wenn das Ries nicht zu Altbayern gehört, war auch hier das Bier ein wichtiges Getränk und dessen Herstellung weit verbreitet. In einer neuen Serie der Rieser Nachrichten soll auf die Geschichte des Brauwesens im Ries eingegangen werden.

    Um das Jahr 1800 gab es im Ries rund 100 Brauereien. Meist handelte es sich natürlich nur um Gastwirtschaften, die ihr eigenes Bier herstellten. Im 19. Jahrhundert ging einerseits die Zahl dieser kleinen Brauhäuser zurück, andrerseits vergrößerten manche Betriebe ihre Kapazitäten und den Bierausstoß. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte es noch über ein Dutzend Brauereien im Ries gegeben. Durch weitere Betriebsschließungen verringerte sich die Anzahl in den folgenden Jahrzehnten noch einmal um die Hälfte. Im Jahr 1990 schlossen dann die Kronenbrauerei in Mönchsdeggingen und der traditionsreiche Sixenbräu in . Mit dem Ende der Brauerei Scheible im Jahr 1999 waren nur noch drei größere Brauereien übriggeblieben. Seit dem Ende der Nördlinger Ankerbrauerei 2016 dominieren heute noch der weltweit tätige Konzern Oettinger Bier und das Fürst Wallerstein Brauhaus den hiesigen Markt.

    18. Jahrhundert: 80 Häuser und sieben Gasthäuser

    Bis zum 19. Jahrhundert war das Bier tatsächlich ein Grundnahrungsmittel. Vielfach war es weniger alkoholhaltig und wurde daher zu jeder Tageszeit und in großen Mengen getrunken oder auch als Biersuppe verzehrt. Sogar Kindern und Säuglingen wurde Bier verabreicht. In vielen Rieser Dörfern gab es eine oder mehrere Brauereien. In Baldingen, einem Dorf mit damals rund 80 Häusern, gab es im 18. Jahrhundert sieben Gasthäuser, von denen sechs ihr eigenes Bier brauten. Um 1800 waren in der Residenzstadt Oettingen 19 Wirtshäuser registriert, von denen 14 die herrschaftliche „Braugerechtigkeit“ besessen hatten. 

    Die kleineren Wirtschaften, die nur über das Schankrecht verfügten, wurden als „Zapfenwirtschaften“ bezeichnet, während die größeren Gaststätten als „Tafernwirtschaften“ meist auch die Backgerechtigkeit und das Recht zum Branntweinbrennen hatten. In Nördlingen gab es natürlich die meiste Anzahl an Gaststätten, von denen die meisten ihr eigenes Bier brauten. Zum Ende des Alten Reiches um 1800 wurden 46 Gasthäuser und 69 Weinschenken gezählt. Jede Gastwirtschaft hatte einen eigenen Namen. Verbreitet waren Namen wie Hirsch, Adler, Ross, Löwe aber auch Linde, Sonne, Stern und Krone. Oft wurden diese Bezeichnungen kombiniert und ergänzt. So gab es das Gasthaus „blaue Ente“ oder „goldene Gans“ und in Nördlingen sogar eine Wirtschaft „zum halben weißen Rößlein“. 

    Die Leut' nannten das Gasthaus "Schlamper"

    Meist blieben die Braugerechtigkeit und der Name des Wirthauses über Generationen unverändert auf dem Anwesen. Ein kunstvoll geschmiedeter Wirtshausausleger weist manchmal sogar heute noch auf das Gasthaus und seinen Namen hin. Daneben gab es aber oftmals auch noch einen Hausnamen. So ist in Schwörsheim das Gasthaus „zum Stern“ in der Bevölkerung als „Schlamper“ bekannt und in Oettingen wurde die Wirtschaft „zum Bären“ über Jahrhunderte als „Storchenwirtschaft“ bezeichnet. Ein anderes Beispiel ist die sogenannte „Grubwirtschaft“ in Baldingen. Als offizieller Name ist „zum Kreuz“ überliefert. Wegen der hochwertigen Ausstattung der Räume waren jedoch auch die Namen „zum Hohen Haus“ und „zum Schloßwirt“ in Gebrauch.

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