Ein Baum stand einst an der Kreuzung zwischen Herrengasse und Bergerstraße. Folgerichtig hieß die Gaststätte im angrenzenden Gebäude auch "Grüner Baum". Nach Eisen-Fischer nutzt jetzt die Lebenshilfe das Haus, auf dem Platz davor soll nach vielen Diskussionen und einer großen Unterschriftensammlung die Statue von Fußballidol Gerd Müller aufgestellt werden. Und einen weiteren Baum könnte es an dieser Stelle künftig auch geben.
Im Bauausschuss des Nördlinger Stadtrats stellte Stadtbaumeister Jürgen Eichelmann den Räten seine Ideen für die gesamte Kreuzung vor. Umfangreiche Bauarbeiten sind angedacht, unter anderem soll der Kanal saniert werden. Eine verkehrsberuhigte Zone soll dort entstehen: Statt des bisherigen Straßenbelags schlägt Eichelmann Pflastersteine vor. Die Bergerstraße soll vor der Beck'schen schmaler werden. Hintergrund ist der derzeit extrem schmale Gehweg an dieser Stelle, Fußgänger müssen immer wieder auf die Fahrbahn ausweichen, etwa Mütter mit Kinderwagen. Eine "unsägliche Situation", urteilte Oberbürgermeister David Wittner.
Die drei Parkplätze müssen weichen
Eichelmanns Idee ist es, vor dem Haus der Lebenshilfe einen kleinen Platz anzulegen, in dessen Mitte die Statue von Gerd Müller platziert werden soll. Die drei Parkplätze an dieser Stelle würden weichen müssen. Der neue Platz soll mit einer Bepflanzung umrandet werden, der bisherige Baum stehen bleiben. Und: Ein weiterer großer Baum soll dazukommen - in Anlehnung an das einstige Restaurant "Grüner Baum". Diesen zweiten Baum will Eichelmann im Rieser Sportpark ausgraben und an der Kreuzung wieder einpflanzen lassen. Der Stadtbaumeister wies darauf hin, dass im Sportpark einige Bäume für das neue Hallenbad gefällt werden müssten. Für den gesamten Platz schätzt er die Kosten gegenüber unserer Redaktion auf rund 460.000 Euro, rund 200.000 Euro davon könnten mit Fördermitteln gedeckt werden.
Die Mitglieder des Bauausschusses lobten zwar mehrheitlich die Ideen von Eichelmann, hatten aber auch mehrere Anmerkungen. Markus Landenberger-Schneider (CSU) etwa meinte, es wäre günstiger, einen neuen Baum zu pflanzen. Es brauche zudem an dieser Kreuzung mehr Platz für den Verkehr. Und: Ob man die Gerd-Müller-Statue nicht besser erst aufstelle, wenn der Platz fertig ist? Aktuell ist deren Präsentation für den 3. November geplant. Wie in der Sitzung zu vernehmen war, wird eine größere Veranstaltung organisiert, zu der auch Prominente zugesagt haben.
Oberbürgermeister Wittner lehnte eine Verzögerung ab. Er verwies auf das Alter der Weggefährten von Müller, die zur Feier kommen wollten. Zudem stehe der Termin bereits fest: "Wir haben es schon relativ weit nach oben geschafft in der Klatschpresse." Die Statue sollte eigentlich an ihrem künftigen Platz präsentiert werden und dann für die Bauarbeiten vor das Hallgebäude "umziehen". Man könne sie aber auch gleich an ihrem "Ausweichplatz" das erste Mal zeigen, so Wittner.
Ein Vorschlag verursacht "Bauchschmerzen"
Jörg Schwarzer (CSU) wies auf mögliche Probleme des Busverkehrs mit der neuen Kreuzung hin, vor allem, da Eichelmann auf einer Folie den Verkehrsfluss in der Herrengasse umgedreht hatte. Dieser Vorschlag verursache bei ihm Bauschmerzen, sagte Schwarzer. Und: Man müsse mit den Bussen die Grundschule Mitte direkt anfahren. Wenn man die Bergerstraße verenge, seien abgesenkte Bordsteine notwendig, damit die Busse diese nutzen könnten. Professor Wolfgang Mussgnug (Grüne/Frauenliste) nannte Eichelmanns Idee "charmant". Jedoch sagte er mit Bezug auf den Verkehr in der Altstadt: "Es fehlt ein Gesamtkonzept." Wittner entgegnete, daran arbeite der Lenkungskreis Verkehr, an der vergangenen Sitzung habe die Fraktion Grüne/Frauenliste nicht teilgenommen.
Markus Hager (Stadtteilliste) schlug vor, mit der Neugestaltung der Kreuzung zu warten, bis das Egerviertel fertig ist. Schließlich müsste da einiges aus der Stadt heraus- und hineingefahren werden. Das lehnten Wittner und Eichelmann aber ab. Zweite Bürgermeisterin Rita Ortler (SPD) gefiel, dass der Platz in den Vordergrund, der Verkehr in den Hintergrund rücke. Johannes Ziegelmeir (PWG) meinte, wenn es an dieser Stelle enger werde, müsse man eben langsamer fahren. Das Verkehrskonzept für die Stadt müsse man extra sehen, sagte Marcus Sienz (Stadtteilliste). Dem widersprach Alexander Deffner (PWG) indirekt: Durch die Neugestaltung dieser Kreuzung wachse auch der Druck, das Thema in der Stadt weiterzuführen. PWG-Fraktionsvorsitzender Helmut Beyschlag stellte sich hinter die Idee, den Baum aus dem Rieser Sportpark umzupflanzen, die Mehrkosten dafür nannte er "gerechtfertigt".