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Nördlingen: Ein Haus bauen? "Die Leute können es nicht mehr bezahlen."

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Ein Haus bauen? "Die Leute können es nicht mehr bezahlen."

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    Ein Eigenheim zu bauen, ist für viele Nördlinger nicht mehr erschwinglich.
    Ein Eigenheim zu bauen, ist für viele Nördlinger nicht mehr erschwinglich. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Es ist noch nicht lange her, da waren Bauplätze ungefähr so begehrt wie frisch gebackene Brezeln an einem Samstagmorgen. Jeder wollte sie haben, jeder wollte der Erste sein. Doch das hat sich in der jüngsten Vergangenheit drastisch verändert, auch in Nördlingen. Selbst nach mehreren Ausschreibungsrunden bleibt die Stadt auf ihrem Baugrund sitzen. Kämmerer Bernhard Kugler sagt, in seinen 31 Dienstjahren habe er solch eine Situation noch nicht erlebt: "Sonst war immer gleich alles weg."

    In Nähermemmingen hat die Stadt aktuell noch drei Bauplätze im Angebot, allerdings dürfen die derzeit nur an Ortsansässige abgegeben werden. In Kleinerdlingen sind noch fünf Plätze für Kettenhäuser frei, zudem zwei für Doppelhaushälften und vier Einfamilienhausplätze für Ortsansässige. In Löpsingen konnten von den 36 neuen Bauplätzen erst zwei verkauft werden, trotz mehrere Ausschreibungsrunden, berichtet Kugler: "Vor drei oder vier Jahren wären die schon längst alle weg gewesen." In Schmähingen wurde jüngst ein neues Baugebiet erschlossen. Dort gibt es zehn Bauplätze für Einfamilienhäuser und zwei für Doppelhaushälften. Am vergangenen Dienstag beschloss der Stadtrat, den Quadratmeter für 130 Euro zu verkaufen. So viel kostet er auch in Löpsingen, in Kleinerdlingen sind es 140 Euro.

    4500 Euro pro Quadratmeter für ein Einfamilienhaus

    Zwar gebe es 25 Namen auf der Liste der Interessenten für das neue Schmähinger Baugebiet, sagt Kugler. Doch viele hätten sich gleichzeitig auch für Löpsingen beworben. Der Stadtkämmerer berichtet, dass die Nachfrage nach Bauland für den privaten Wohnbau eingebrochen sei: "Die Leute können das nicht mehr bezahlen." Rund 650.000 bis 700.000 Euro müsse man mittlerweile für ein ganz normales Haus rechnen. 

    Das bestätigt der stellvertretende Kreishandwerksmeister Joachim Sigg: 4500 Euro müsse man heute für den Quadratmeter rechnen. Ein kleines Haus mit nur 100 Quadratmetern Wohnfläche koste da schon 450.000 Euro – ohne Garten, ohne Grundstück, ohne Garage. Früher habe er jede Woche oder zumindest alle 14 Tage eine Anfrage von einem privaten Bauherrn bekommen: "Jetzt kommt da gar nichts mehr." Die Menschen seien aufgrund der politischen Lage extrem verunsichert, meint Sigg. Dazu käme die schlechte Stimmung in der Wirtschaft, auch im Landkreis: In vielen Unternehmen sei es nicht sicher, wie es weitergehe. "Wenn ich eine junge Familie hätte, würde ich mir auch überlegen, ob ich investiere."

    Bauen ist auch in Nördlingen teuer geworden

    Warum das Bauen so teuer geworden ist, erklärt Sigg, der seit 1995 das gleichnamige Elektro-Unternehmen in Nördlingen leitet, an einem Beispiel: Früher habe ein Zählerschrank noch 1000 Euro gekostet, jetzt liege der Preis bei 3000 Euro. Grund dafür seien die zusätzlichen Bauteile, die der Gesetzgeber vorgebe. Schon 2009 habe man ein Problem gehabt, damals, zu Zeiten der Finanzkrise. In den vergangenen eineinhalb Jahren sei es aber "massiv gekippt". Energie, Lebensmittel – alles wurde deutlich teurer: "Die Leute schauen auf das Geld und halten es beieinander." Was dazu führe, dass den ersten Firmen in der Baubranche bald die Arbeit ausgehe. 

    Die Stadt bietet nicht nur Baugrund für den privaten Wohnungsbau, sondern auch für Unternehmen an. Im Gebiet Steinerner Mann Ost erschließe man derzeit 20 Hektar, informiert Kugler, die Nachfrage nach diesen Grundstücken sei sehr gut. In den vergangenen Jahren habe man begrenzt Grundstücke für Unternehmen angeboten, deshalb warte mancher schon länger auf seinen Neubau. Der Verkauf von Baugrund ist im Etat der Stadt als Einnahme gelistet. Kugler ist zuversichtlich, dass man die angestrebten Summen auch erreichen wird. Wenn die Entwicklung beim Verkauf von privatem Baugrund langsamer vorangehe als zuletzt, sei das nicht nur schlecht. Denn so müssten nicht schnell weitere Flächen für den Wohnungsbau erschlossen werden: "Und es kommen irgendwann auch wieder andere Zeiten."

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