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Nördlingen: Eigner baut in Nördlingen mit Betonelementen aus dem 3D-Drucker

Nördlingen

Eigner baut in Nördlingen mit Betonelementen aus dem 3D-Drucker

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    In Nördlingen werden derzeit auf dem ehemaligen BayWa-Gelände Mehrfamilienhäuser errichtet. Teile der Tiefgaragendecke (hier farbig nummeriert) stammen aus dem 3D-Drucker.
    In Nördlingen werden derzeit auf dem ehemaligen BayWa-Gelände Mehrfamilienhäuser errichtet. Teile der Tiefgaragendecke (hier farbig nummeriert) stammen aus dem 3D-Drucker. Foto: Wolfram Uhl

    In einer Halle auf dem Gelände der Eigner Bauunternehmung GmbH in Nördlingen steht ein Roboterarm auf einem Sockel. Eine Düse ist am Ende des Arms angebracht. Wenn Florian Greiser die richtigen Befehle am verbundenen Computer eingibt, dann spritzt daraus Beton. Der

    Baubranche braucht wegen des Fachkräftemangels neue Ideen

    Wolfram Uhl ist Geschäftsführender Gesellschafter der Eigner Bauunternehmung. An diesem Tag steht er unweit des 3D-Druckers, der gerade einen Zeitungsständer spritzt. Vor rund vier Jahren, so sagt er, habe er begonnen, sich für das Thema zu interessieren. Der Hintergrund: der Fachkräftemangel in der Baubranche. Uhl überlegte sich, welche Arbeiten man auf der Baustelle durch Technik einsparen könnte. Dabei kam er auf die Aussparungen, die beispielsweise in Decken eingebaut werden, damit später Kabel durchgezogen werden können. Auf der Baustelle stellt man dafür eine kleine Behelfs-Holzkonstruktion her, die später, wenn der Beton der Decke fest ist, wieder ausgebaut wird.

    Uhl stieß auf ein Unternehmen aus Österreich, das den Druckkopf für den 3D-Drucker entwickelte. Was aus der Düse kommt, wird mit einem Stoff versetzt, damit der Beton so schnell aushärtet. So einige Formen haben Uhl und sein Team bereits ausgetestet: Die Mitarbeiter bekamen Weihnachtsbäume aus dem

    Diese Form wurde ebenfalls mit dem 3D-Drucker hergestellt.
    Diese Form wurde ebenfalls mit dem 3D-Drucker hergestellt. Foto: Martina Bachmann

    Doch der Ursprungsgedanke wurde nicht aus den Augen verloren. In diesen Tagen kommen erstmals gedruckte Betonteile auf einer Großbaustelle zum Einsatz: auf dem ehemaligen BayWa-Gelände. Wie berichtet, lassen die Stadt Nördlingen und die Wohnungsgesellschaft, eine 100-prozentige Tochter der Stadt, dort drei Blocks errichten. Insgesamt entstehen 51 Wohnungen. Die Eigner Bauunternehmung stellt derzeit die Decke der Tiefgarage her. Und dafür wurden 168 unterschiedliche Beton-Hohlkörper ausgedruckt.

    Uhl erklärt, dass man die zunächst auf eine Holzplatte lege. Danach werde Betonstahl eingebaut und die Decke mit Beton ausgegossen. Das Holz wird am Ende entfernt. Im Vergleich zu einer normalen Betondecke spare man mit den Hohlkörpern 40 Prozent Beton und zweieinhalb Tonnen Betonstahl ein. Zudem, so hat der Bauingenieur ausgerechnet, verbrauche man 8000 Kilogramm weniger CO2, was wiederum der Menge entspreche, die 800 Bäume in einem Jahr binden. Für immer mehr Bauherren spiele Nachhaltigkeit eine große Rolle. Und die seien auch bereit, dafür etwas tiefer in die Tasche zu greifen, sagt Uhl. Die Decke für die Tiefgarage sei genauso stabil, wie wenn sie nur aus Stahl und Beton bestehen würde, betont er. Ein Muster habe man der Technischen Uni Graz zur Verfügung gestellt.

    Dieses Muster der Betondecke für das Mehrfamilienhaus auf dem ehemaligen BayWa-Gelände wurde an die TU Graz geschickt.
    Dieses Muster der Betondecke für das Mehrfamilienhaus auf dem ehemaligen BayWa-Gelände wurde an die TU Graz geschickt. Foto: Wolfram Uhl

    Johannes Hauke ist Bauingenieur bei der Stadt Nördlingen. Das eigentliche Verfahren, das hinter der Idee mit den gedruckten Elementen stecke, sei schon vor Jahrzehnten angewandt worden, erklärt er. Damals sei Beton teuer, die Arbeitszeit aber relativ günstig gewesen. Und deshalb habe man auf dem Bau Schalungsleisten – ganz vereinfacht gesagt Holzkisten – anfertigen lassen, die dann, nachdem der Beton ausgehärtet war, wieder ausgebaut werden mussten. Solche Rippendecken gebe es beispielsweise im Gymnasium in Oettingen. Mit den Jahren habe sich das Verhältnis der Kosten verändert, Beton sei billiger, Arbeitszeit teurer geworden. Und deshalb sei man zu massiven Betondecken umgeschwenkt.

    Für die Stadt Nördlingen entstehen durch den 3D-Druck keine Mehrkosten

    Was die Eigner Bauunternehmung mache, sei ein Stück Innovation, sagt Hauke. Denn die gedruckten Betonkörper würden ja in der Decke verbleiben und müssten nicht mehr ausgebaut werden. Zudem seien ganz andere Formen möglich: Ein halbes Ei – diese Form haben die Körper in der Tiefgaragendecke – sei viel stabiler, als ein eckiger Körper. Für die Stadt bedeute das neue Verfahren keine Mehrkosten, sagt Hauke. Schließlich werde auch deutlich weniger Beton und Stahl verbraucht.

    Info: Am Samstag, 5. Februar, wird auf der Frequenz von RTL ab 17.45 Uhr "TV Bayern live" ausgestrahlt. In einem Beitrag wird dort auch über den 3D-Drucker von Eigner berichtet.

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