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Doppelt auf der Bühne, doppelt so gut: Stadtjazzerey und Lehrerbigband
![Doppelt gut war das Konzert der Stadtjazzerey und der Bayerischen Lehrerbigband im Klösterle. Doppelt gut war das Konzert der Stadtjazzerey und der Bayerischen Lehrerbigband im Klösterle.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Ein Doppelkonzert gibt es am Samstag im Nördlinger Klösterle zu erleben. Beide Formationen begeistern bei diesem fantastischen Jazzabend.
Nicht immer ist doppelt zweimal so gut wie einfach – am vergangenen Samstagabend schon: Da lud das Kulturforum die hiesigen Lokalmatadoren der Nördlinger Stadtjazzerey und die Bayerische Lehrerbigband ins Klösterle. Und es wurde ein fantastischer Jazzabend.
Den Auftakt machten die Gäste mit dem Duke Ellington-Klassiker „Perdido“. Schon bei dieser Nummer zeigte sich das Können des auf der Bühne versammelten Lehrkörpers: präzise Solos, die sich exakt in einen fulminanten Bigbandsound einfügten. Noch war die Stimmung zwar keinesfalls derart aufgekocht, dass das leider nicht ausverkaufte Klösterle in eine rauschhafte Tanzwut verfiel – aber die Sängerin Gisela Röthel sorgte mit der gleichnamigen Nummer von Horace Silver „St. Vitus Dance“ für ausreichend gute Laune, bevor sie mit dem Publikum abtauchte und mit einer zauberhaften Interpretation von „Beyond the Sea“ fortfuhr. Spätestens jetzt wurde auch klar: Hier spielen Musiker, deren Herz für den Latin-Jazz schlägt. Immer wieder erinnerte der Einsatz von Congas und die Trompetensolos an den einzigartigen Sound eines Arturo Sandoval.
Heinz Sommerer aus Wemding spielte mit
Aber auch Eigenkompositionen standen auf der Playlist des Abends: „Yes, we can – und zwar immer noch“, wie Lokalmatador Heinz Sommerer aus Wemding eindrucksvoll bewies. Und wie sie können: Locker und souverän reihte sich Solo an Solo, immer wieder eingefangen von der hervorragend arrangierten Band. Auch der Komponist Sommerer zeigte seine Könnerschaft als Saxophonsolist.
Mit dem Soundtrack aus dem Film „Children of Sanchez“ entführte das grandiose Flügelhorn (Hans Jürgen Weidler) in die Weiten des mexikanischen Grenzlandes. Ein wenig Mariachie-Sound, viel Tempo und ein ausgreifender Klang ließen eine herrlich atmosphärische Dichte entstehen.
Der Mittelteil des Abends gehörte dann den „Hausherren“. Das „Ehrenwerte Herrenensemble“ der Stadtjazzerey stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass man auch nach dreißig Bühnenjahren noch spritzig und schmissig sein kann. Durchaus unterhaltsam moderiert von Saxophonist Peter Hoenke-Eisenbarth sorgten die acht Vollblutmusiker mit ihren Ragtime-Nummern für gute Laune und mussten sich dabei vor den Lehrern keinesfalls verstecken. Besonders eindrucksvoll fielen die zwei „Jazz Funeral“-Nummern aus. „Just a Closer Walk with Thee“ – cooler geht nicht. Aber auch Standards wie der „Dippermouth Blues“ von King Oliver mit einem beachtlichen Trompetensolo von Burkhard Hock, der auch als Sänger von „Bei mir biste scheen“ durchaus Armstrong-Vibes erkennen ließ, gehörten zum Repertoire des Abends. Mit der „Clarinet Marmalade“ beendeten die Nördlinger den Mittelteil so, wie sie begonnen hatten: schwungvoll, mit einem Dixieland-Stück und einem eindrucksvollen Klarinettensolo von Thomas Seitz.
Stadtjazzerey spielt im Juli auf dem Schrannenplatz
Mit dem „Sugar Blues“ kehrten dann wieder die Lehrer auf die Bühne zurück und demonstrierten, dass auch sie die hohe Kunst des Ragtimes beherrschen. Geradezu klangakrobatisch, wie Mario Fehn seine Trompete mit dem Dämpfer variierte. Mit „I Love Paris“ von Cole Porter kehrte dann Sängerin Gisela Röthel auf die Bühne zurück und die Band präsentierte den Klassiker in völlig neuem Gewand, beziehungsweise Arrangement. Wenn Porter noch davon sang, dass er Paris im Sommer wie im Winter liebt, so möchte man meinen, diese Band liebt Paris in jeder Tonart, so breit gefächert waren die einzelnen „Sections“ des Songs angelegt und boten zum Finale hin der Sängerin die Gelegenheit, ihr Talent als Rockröhre zu beweisen.
Passend sang Röthel dann von der Feldlerche, der „Skylark“ von Hoagy Carmichael, die ihre Bahnen auch in eine sommerliche Brise durch das schöne Ries ziehen könnte. So hieß nämlich das folgende Lied: „Summerbreeze“ – wiederum eine Eigenkomposition des Riesers Heinz Sommerer, der auch das Saxophonsolo übernahm. Zum krönenden Abschluss kam dann auch wieder die Stadtjazzerey auf die Bühne. Mit „Jumpin’ at the Woodside“ von Count Basie und „Blue Skies“, bei dem der Dirigent und Moderator der Band, Hugo Siegmeth, sein virtuoses Können unter Beweis stellte, verabschiedeten sich beide Bands von ihrem begeisterten Publikum. Als Fazit bleibt: Bei diesen Lehrern stimmt jede Note und mehr von der Jazzerey gibt es am letzten Juliwochenende auf dem Schrannenplatz in Nördlingen.
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