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Nördlingen: Diskussion um Statue in Nördlingen: Wird Gerd Müller "ins Abseits" gestellt?

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Diskussion um Statue in Nördlingen: Wird Gerd Müller "ins Abseits" gestellt?

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    1974, WM-Finale in München, Gerd Müller schießt - und Tor: 2:1 gewann die deutsche Mannschaft gegen die Niederländer. Der Nördlinger soll in seiner Heimatstadt als Bronzefigur verewigt werden.
    1974, WM-Finale in München, Gerd Müller schießt - und Tor: 2:1 gewann die deutsche Mannschaft gegen die Niederländer. Der Nördlinger soll in seiner Heimatstadt als Bronzefigur verewigt werden. Foto: Werner Baum, dpa

    Gerd Müller, so sagen es Fußballexperten, hatte als Spieler ein untrügliches Gespür dafür, am rechten Platz zu stehen. Irgendwo vor dem Tor, bereit, den Ball jederzeit in eben jenes zu schießen. Noch heute ist er mit 365 Treffern in 427 Spielen Rekordtorschütze der Bundesliga. Vergangenen August ist Müller gestorben, die Stadt will zum ersten Jahrestag seines Todes eine Statue von ihm aufstellen. Und deren geplanter Standort vor dem Berger Tor sorgt derzeit für reichlich Gesprächsstoff in der Stadt.

    Wenn man 100 Leute frage, dann bekomme man 80 verschiedene Meinungen zu dem Thema, meint Peter Kraus. Er sei schon von etlichen Mitbürgern auf den Standort angesprochen worden. Und die meisten hätten den von einer knappen Mehrheit des Bauausschusses favorisierten Platz vor dem Berger Tor nicht gut gefunden. In der Sitzung war davon die Rede gewesen, dass man Weggefährten und Jugendfreunde von Gerd Müller bei der Standortfrage mit einbezogen habe. Hinter vorgehaltener Hand heißt es in der Stadt, dass so mancher gerade jetzt entdecke, mal auf dem gleichen Bolzplatz wie Müller gekickt zu haben.

    "Bester Freund in Jugendzeiten" kritisiert geplanten Standort für Müller-Statue

    Bei Kraus, Spitzname Hugo, liegt der Fall ein bisschen anders, er sagt über Gerd Müller: "Er war mein bester Freund zu Jugendzeiten." Der Standort am Berger Tor werde dem einstigen Bayern-Star nicht gerecht, kritisiert der Nördlinger: "Ihn als Weltfußballer so ins Abseits zu stellen, finde ich nicht gut." Zumal neben der Statue jeden Tag die großen Lastwagen vorbeifahren würden, die nicht durch ein Stadttor passten. Man könnte doch die Bürger befragen, meint Kraus. Er selbst würde einen Standort in der Stadtmitte bevorzugen - doch der Stadtrat entscheide das.

    Walter Uhrmeister, der sich kürzlich bereits für die Öffnung der Schießscharten in der Nördlinger Stadtmauer stark gemacht hatte, schlägt einen ganz anderen Standort für Müllers Statue vor: den Zugang zu den Frickhinger Anlagen. Dort könnte man doch einen Skulpturenpark beziehungsweise einen Kunstweg machen, der bis zum Berger Tor führen könnte. So würde Müller von einem wesentlich breiteren Publikum, aber auch von Passanten wahrgenommen. Unterstützt wird Uhrmeister von Anne Jaumann, die sich telefonisch an unsere Redaktion gewandt hat: "Wir brauchen eine Attraktion in Nördlingen." Es gebe davon eh zu wenig in der Stadt, meint sie. Aus den Frickhinger Anlagen könnte man doch mehr machen, die sollte man besser nutzen.

    Für einen Skulpturenweg in den Frickhinger Anlagen bräuchte es Sponsoren

    Ingrid Woerlen ist die Vorsitzende des Nördlinger Kunstvereins und ein Kunstweg in den Frickhinger Anlagen, das sei "eine super Idee". Doch solch ein Projekt sei nicht ganz billig, Sponsoren müssten dafür gesucht werden, gibt Woerlen zu bedenken. Bilder seien günstiger zu haben, doch für Skulpturen müsse man mit Preisen ab 15.000 Euro rechnen. Und auch die Statue von Gerd Müller sei ja kein Schnäppchen, sagt die Nördlingerin. Zuletzt hieß es, die Statue koste mehr als 50.000 Euro. Sponsoren gebe es bereits mehrere, sagte Oberbürgermeister David Wittner in der Bauausschuss-Sitzung. Unter anderem haben der DFB und der FC Bayern München bereits ihre finanzielle Unterstützung zugesagt.

    Ganz privat hält Ingrid Woerlen es für eine "bemerkenswerte Idee", dem Fußballer Gerd Müller ein Denkmal zu setzen. Ihr sei nicht bekannt, dass einer anderen Person in der Stadt ein solches gewidmet worden wäre. Müller sei sicher ein guter Fußballer gewesen, doch man müsse sich wirklich gut überlegen, wem man ein Denkmal setze, meint Woerlen. Denn der Sinn sei schließlich, dass man diese Person exemplarisch voran stelle.

    Einweihung der Gerd-Müller-Statue am 15. August wird vorbereitet

    Oberbürgermeister David Wittner sagt auf Anfrage unserer Redaktion, die Entscheidung für den Standort Berger Tor sei mit dem Beschluss des Bauausschusses gefallen. Das Gremium hatte sich mit 9:7 Stimmen für diesen Ort und gegen den Stänglesbrunnen, unweit dessen Müller aufgewachsen ist, entschieden. Jetzt gehe es darum, die Einweihung am 15. August vorzubereiten, so der Oberbürgermeister. Und da sei noch einiges zu tun, Wittner zählt auf: Pflasterung, Bepflanzung, Fundament, eine Bank, die Infotafel zur Statue, ja die gesamte Gestaltung des Platzes.

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