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Nördlingen: Deshalb wurden im Rieser Sportpark viele Bäume gefällt

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Deshalb wurden im Rieser Sportpark viele Bäume gefällt

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    Im Rieser Sportpark wurden zuletzt zahlreiche Bäume gefällt. Nur eine Platane blieb stehen.
    Im Rieser Sportpark wurden zuletzt zahlreiche Bäume gefällt. Nur eine Platane blieb stehen. Foto: Jan-Luc Treumann

    Rund 80 Bäume seien in den vergangenen Tagen im Rieser Sportpark gefällt worden, schätzt Stadtbaumeister Jürgen Eichelmann. Entsprechend viele Baumstümpfe ragen entlang der beliebten Spazierwege aus der Erde, ein Anblick, der so manchem Leser nicht gefällt. Nur eine einzige Platane blieb in diesem Bereich stehen. Doch warum eigentlich?

    In Jürgen Eichelmanns Büro im Tanzhaus steht ein großer Besprechungstisch. Auf dem breitet der Stadtbaumeister am Freitagmorgen einen Plan aus. Darauf ist zu sehen, wo in den nächsten Jahren das neue Nördlinger Hallenbad samt Sauna entstehen soll. Auch zahlreiche Bäume sind darauf eingezeichnet - und zwar unterteilt in drei Kategorien. Die einen dürfen bleiben, die anderen werden neu gepflanzt, die dritten müssen weichen. "Das ging nicht anders", sagt Eichelmann – sie standen eben genau dort, wo künftig die Schwimmerinnen und Schwimmer sich umziehen, ihre Bahnen ziehen oder wo die Besucherinnen und Besucher in der Sauna schwitzen sollen. Der Stadtbaumeister betont, dass der Rieser Sportpark auch nach dem Bau "grün" sei. Denn ungefähr die gleiche Anzahl an Bäumen, die jetzt gefällt wurde, werde künftig neu gepflanzt.

    Fußgängerweg im Rieser Sportpark wird gesperrt

    Ende März, Anfang April werden die Erdarbeiten für das Hallenbad beginnen, kündigt Eichelmann an, die Auftragsvergabe sei bereits abgeschlossen. Für den Keller brauche es einen Aushub. Die Erde werde in Richtung Krankenhaus gelagert und später dafür verwendet, das Gelände zu modellieren. Das neue Hallenbad samt Sauna beanspruche eine Fläche von rund 200 mal 200 Metern. Nicht nur viele Bäume mussten deshalb weichen, auch eine Halfpipe und eine alte Tennis-Umkleidehütte seien bereits abgerissen worden. Der Fußgängerweg in Richtung Krankenhaus-Brücke werde zudem gesperrt.

    Während im Rieser Sportpark die vorbereitenden Arbeiten für den Bau laufen, gibt es allerdings auf der anderen Seite noch einiges an Klärungsbedarf. Da wäre zum einen die Heizanlage. Die bisherige Kostenberechnung von Sauna und Hallenbad beläuft sich laut Eichelmann auf rund 30 Millionen Euro. Doch dabei sei im Keller des Großprojekts noch ein mit Gas betriebenes Blockheizkraft mit Kosten in Höhe von 250.000 Euro vorgesehen. Das hätte sowohl Strom als auch Wärme erzeugen sollen. Vor dem Ukraine-Krieg durchaus üblich, betont Eichelmann. Am kommenden Donnerstag soll im Nördlinger Stadtrat über ein neues Energiekonzept beraten werden. Wie es aus gut unterrichtetem Kreis heißt, geht der bislang angestrebte Ersatzplan, wonach ein Unternehmer Energie für das Hallenbad, die Sauna und die angrenzenden Unternehmen liefert, nicht auf. Die Sitzung beginnt im Klösterle um 17 Uhr. 

    Kritik von Rudolf Backof und Heiner Holl

    Des Weiteren sieht sich die Stadtverwaltung deutlicher Kritik wegen der Sauna ausgesetzt. So liegen auch unserer Redaktion E-Mails und Leserbriefe von Rudolf Backof – einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens Gerd-Müller-Statue - und von Heiner Holl vor, die den Bau der Sauna massiv kritisieren. Holl schreibt beispielsweise, er könne seinem Sauna-Hobby schon jetzt in der Altstadt nachgehen. "Ein Besuch in der Sportpark-Sauna würde mir vom Steuerzahler immerhin mit mindestens 30 Euro zusätzlich zum 15-Euro-Eintritt bezuschusst. Ob das die Nördlinger Bürger mehrheitlich tatsächlich begrüßen, da lassen doch spätestens Inflation, Krieg, Rezession, Klima usw. Zweifel aufkommen", argumentiert Holl.

    Eichelmann sagt, er habe unter anderem Holl zuletzt im Rathaus zu Gast gehabt und dem Nördlinger Folgendes vorgerechnet: Die Sauna koste im Bau rund 5,4 Millionen Euro. Würde man sie jetzt nicht errichten, dann würde der Gesamtbau aber nicht automatisch um diese Summe günstiger. Unter anderem müsste die Stadt die entstandenen Planungskosten für die Sauna in Höhe von rund 718.000 Euro dennoch begleichen. Umplanungskosten, Zusatzkosten für Außenanlagen und die Baukostenpreissteigerungen - weil dann alles länger dauert - rechnet Eichelmann noch obendrauf. Das Hallenbad würde ohne Sauna rund 26,2 Millionen kosten, sagt der Stadtbaumeister.

    So soll das neue Hallenbad in Nördlingen samt Sauna aussehen.
    So soll das neue Hallenbad in Nördlingen samt Sauna aussehen. Foto: Löhle Neubauer Architekten (Modellfoto)

    Der Haupt- und Finanzausschuss hatte im November des vergangenen Jahres bereits einen Antrag der CSU, die Sauna später zu bauen, knapp mit neun zu sieben Stimmen abgelehnt. Eichelmann argumentiert zudem, die prognostizierten Besucherzahlen für die Sauna müssten nicht unbedingt so eintreffen. Er habe das neue Hallenbad samt Sauna in Neumarkt in der Oberpfalz besichtigt. Dort übertreffe man die prognostizierten Besucherzahlen deutlich. Man habe ihm berichtet, dass das Defizit des Hallenbades von den Einnahmen der Sauna getragen werde.

    Wenn alle Bäume auf dem Gelände des neuen Bades weichen müssen - warum wurde dann nicht auch die Platane gefällt? Dieser Baum, erklärt Eichelmann, werde in den nächsten Monaten gleich zweimal umziehen. Erst an einen anderen Standort im Sportpark, dann im Spätherbst auf den fertigen Gerd-Müller-Platz. Eine Fachfirma sei mit dem Doppel-Umzug des zwölf Meter hohen Baumes beauftragt worden, das Ganze koste 15.000 Euro. 10.000 Euro davon bezahle ein anonymer Spender.

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