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Nördlingen: Deshalb wird am Nördlinger Stiftungskrankenhaus gebaut

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Deshalb wird am Nördlinger Stiftungskrankenhaus gebaut

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    Das Nördlinger Stiftungskrankenhaus bekommt in diesen Tagen einen Anbau.
    Das Nördlinger Stiftungskrankenhaus bekommt in diesen Tagen einen Anbau. Foto: Jan-Luc Treumann

    Bei einem akuten Herzinfarkt muss es schnell gehen. Jede Minute sei da wichtig, erklärt Professor Bernhard Kuch, und ein freier Herzkatheter-Messplatz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Denn mit ihm können solche Patienten im Notfall versorgt werden. Nun gibt es in Nördlingen aktuell aber nur einen Herzkatheter-Messplatz, es ist der einzige im weiten Umkreis. Doch die gute Nachricht ist: Ein zweiter wird derzeit gebaut.

    Wie berichtet, fand im September vergangenen Jahres am Nördlinger Stiftungskrankenhaus ein Spatenstich statt. Konkret wird die Klinik erweitert, um einen zweiten Herzkatheter-Messplatz unterbringen zu können. Wie der Vorstandsvorsitzende des gemeinsamen Kommunalunternehmens Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime (gKU), Jürgen Busse, auf Anfrage unserer Redaktion sagt, steht der Rohbau bereits, derzeit erfolge der Innenausbau. Der Installateur habe die notwendigen Leitungen gelegt, die Lüftung sei eingebaut, Ende Oktober, Anfang November sei man fertig: "Das geht jetzt ruckzuck." 

    Krankenhaus Nördlingen als "systemrelevant" eingestuft

    Busse betont, dass der zweite Herzkatheter-Messplatz nicht nur für das Team um Kardiologen Professor Bernhard Kuch ein Gewinn sei. Davon profitiere der gesamte Standort Nördlingen. Denn das Bundesgesundheitsministerium habe das Stiftungskrankenhaus als "systemrelevant" eingestuft – was im Hinblick auf die angepeilte Krankenhausreform wichtig ist. Das Haus im Ries könne man nicht einfach "vom Netz" nehmen, sagt Busse. Denn die nächste Kardiologie befinde sich in Augsburg. Die Donau-Ries-Klinik in Donauwörth dagegen sei nicht systemrelevant. Doch dieses Krankenhaus nehme der Uniklinik in

    Professor Kuch, der auch Direktor der Klinik für Innere Medizin ist, sagt im Gespräch, der Herzkatheter-Messplatz sei völlig überlastet. Er kann das an Zahlen belegen: Normalerweise behandle man an solch einem Platz pro Jahr rund 1000 Patienten, in Nördlingen dagegen waren es zuletzt 1600 bis 1700. Das sei nur zu leisten gewesen, weil man eine Art Zwei-Schicht-System eingeführt habe, er habe sein Personal durchaus "strapaziert", so Kuch. Mittlerweile gibt es in Wertingen keinen Herzkatheter-Messplatz mehr, womit noch mehr Patienten ins Ries kommen

    Herzpatienten werden Stents eingesetzt

    Bei einem Herzinfarkt verengen beziehungsweise verschließen sich Herzkranzgefäße, dadurch kommt es zu einem Sauerstoffmangel am Herzmuskel. Um das zu verhindern, kann man an einem solchen Messplatz – ganz vereinfacht beschrieben – die Gefäße wieder öffnen und mit einem Stent versehen. Doch das sei nur ein Beispiel, wie er genutzt werden kann, sagt Kuch. Wenn man dort einen größeren, mehrstündigen Eingriff vorgenommen habe und dann ein Notfall reingekommen sei, sei man bislang "ganz schön ins Schwitzen" gekommen. Das geschehe mit dem zweiten Herzkatheter-Messplatz nicht mehr. Zumal die Geräte auch gewartet werden müssten, beziehungsweise aus technischen Gründen ausfallen könnten.

    Der Messplatz wird vom Bund und von der Regierung von Schwaben gefördert. Einen Zuschuss sollen jetzt auch die Vereinigten Wohltätigkeitsstiftungen geben, das hat der Haupt- und Finanzausschuss am Montagabend empfohlen. Die endgültige Entscheidung trifft der Stadtrat. Verteilt auf zwei Jahre sollen die Stiftungen 250.000 Euro zuschießen. Insgesamt kostet das Projekt deutlich mehr, allein der Bau des Gebäudes wurde in der Ausschusssitzung mit rund 3,2 Millionen Euro beziffert. Dazu kommen noch der Herzkatheter-Messplatz selbst, weitere Geräte und eine Trafostation. Oberbürgermeister David Wittner betonte, das Projekt sei "ein Leuchtturm für die medizinische Versorgung in der Region".

    Markus Hager (Stadtteilliste) sprach von einer beachtlichen freiwilligen Leistung. CSU-Fraktionsvorsitzender Steffen Höhn verwies auf das Konstrukt des gKU. Man zahle als Stadt Nördlingen zwar als einzige im Landkreis für das Krankenhaus, habe aber auch mehr Rechte als alle anderen. Beispielsweise werde das Medizinkonzept im Stadtrat beraten. Helmut Beyschlag (PWG) stimmte Höhn zu und erinnerte an die Gründungsjahre des gKU. Hätte man sich damals anders entschieden, wäre dann das Krankenhaus noch auf? Beyschlag meinte: "Da muss man ein dickes Fragezeichen dahintersetzen." 

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