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Nördlingen: Der kleine Georg muss vier Stunden in der Nördlinger Notaufnahme warten

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Der kleine Georg muss vier Stunden in der Nördlinger Notaufnahme warten

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    Das Nördlinger Stiftungskrankenhaus: Vier Stunden musste eine Familie aus Wallerstein dort mit ihrem zweijährigen Sohn warten, bis er behandelt wurde.
    Das Nördlinger Stiftungskrankenhaus: Vier Stunden musste eine Familie aus Wallerstein dort mit ihrem zweijährigen Sohn warten, bis er behandelt wurde. Foto: Jochen Aumann (Archiv)

    An einem Samstag im Juli verletzt sich der kleine Georg am Kopf. Es ist eine Platzwunde im Gesicht, der Zweijährige blutet stark. Mama Franziska lässt erst einmal eine erfahrene Krankenschwester draufschauen, die meint: Das ist ein Fall für die Notaufnahme. Und genau dorthin fährt die Wallersteinerin mit Mann und Söhnchen auch – in die Notaufnahme am Nördlinger Stiftungskrankenhaus. Nähen oder kleben, das müsste eigentlich schnell erledigt sein, denkt die junge Mama. Doch sie liegt falsch: Vier lange Stunden muss die Familie im Wartezimmer ausharren, bis sich ein Arzt um den kleinen Georg kümmert.

    "Wenn es ich gewesen wäre, wäre das schon ok gewesen", meint Franziska Stoller im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch mit einem kleinen, blutenden Kind auf dem Schoß seien vier Stunden einfach nicht akzeptabel. Als die Familie ankam, habe man ihr gleich mitgeteilt, dass die Wartezeit derzeit drei Stunden betrage: "Sie meinten, vielleicht könnten sie uns nach einer Stunde reinschieben." Georg habe zu dieser Zeit immer noch geblutet. Deshalb lässt ihn Franziska Stoller erst einmal mit dem Papa im Warteraum zurück, fährt in eine Apotheke und kauft dort Stripes-Pflaster: "Die haben wir ihm dann selber draufgemacht."

    Eine Patientin war recht aufgebracht, einer anderen war es übel

    Die Eltern wechseln sich ab, Georg schläft auf dem Arm seiner Mama irgendwann sogar mal ein. Es ist heiß - und es geht kaum etwas voran: "In einer Stunde ist nicht einmal eine Person herausgeholt worden." Eine Patientin sei recht aufgebracht gewesen, eine andere habe über Übelkeit geklagt. Und mittendrin der Zweijährige. Der muss dort kurzerhand auf den Stühlen gewickelt werden. Gut sei allerdings die Versorgung mit Spielzeug gewesen, sagt Franziska Stoller: "Es gab ein Puzzle und Lego. Und irgendwann hat er den Wasserspender im Gang entdeckt."

    Der Vorstandsvorsitzende der Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime, Jürgen Busse, kann den Unmut der Wallersteinerin verstehen: "Für Eltern ist so eine Situation dramatisch, ich hätte genauso reagiert." Und dass Franziska Stoller sich über die lange Wartezeit ärgert, sei nachvollziehbar: "Bei vier Stunden immer!" In der Notaufnahme sei an diesem Tag viel los gewesen. Alle Patienten werden bei der Anmeldung je nach Schwere der Verletzung eingruppiert, erklärt Busse - und zwar unabhängig von ihrem Alter. Oder anders formuliert: Kinder kommen nicht schneller dran.

    Bei Bauchschmerzen müssen Eltern in ein Kinderkrankenhaus fahren

    Behandelt werden Buben und Mädchen in der Notaufnahme des Nördlinger Stiftungskrankenhauses, wenn sie eine Platzwunde haben oder sich einen Knochen gebrochen haben - also die Chirurgie zuständig ist. Bei Bauchschmerzen müssten die Eltern dagegen in ein Kinderkrankenhaus fahren, sagt Busse. Solch eine Spezialklinik gibt es in Aalen oder in Augsburg.

    Hintergrund für die lange Wartezeit in der Notaufnahme sei an diesem Tag gewesen, dass sich der Arzt noch um einen Notfall kümmern und Infusionen legen musste. Zudem meldeten sich andere Notaufnahmen immer wieder ab - und die Patienten kommen teils aus einer weiteren Umgebung ans Stift. Busse: "Nördlingen meldet sich selten ab. Die Patienten kommen von überall her, da entstehen lange Wartezeiten."

    In Bayern gibt es laut Medienberichten immer wieder Probleme mit der Besetzung von Notaufnahmen mit Pflegekräften und Ärzten - unter anderem, weil die sich mit Corona angesteckt haben. Im Stiftungskrankenhaus war zuletzt nur ein OP in Betrieb, aus dem gleichen Grund. Mittlerweile liefen wieder zwei, sagt Busse. Man habe zwar Personalausfälle wegen Corona, jedoch keine massiven. Auf den Isolierstationen in Donauwörth und Nördlingen werden derzeit 15 Patienten behandelt, die auch Corona haben.

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