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Nördlingen: Das Jahr der Verkehrswende

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Das Jahr der Verkehrswende in Nördlingen

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    2023 war das Parken in der Nördlinger Altstadt mit Parkscheibe noch für eineinhalb Stunden frei. Doch der Stadtrat beschloss die Einführung von Parkgebühren.
    2023 war das Parken in der Nördlinger Altstadt mit Parkscheibe noch für eineinhalb Stunden frei. Doch der Stadtrat beschloss die Einführung von Parkgebühren. Foto: Jan-luc Treumann

    Ein Alleinstellungsmerkmal Nördlingens hat der Stadtrat im Sommer des Jahres 2023 abgeschafft. Oder in welcher Stadt in der näheren Umgebung kann man sein Auto noch mitten im Zentrum kostenlos abstellen? Künftig soll das auch in Nördlingen passé sein. Es war nicht die einzige bedeutende Entscheidung in Sachen Verkehr.

    Dass das Jahr 2023 ein Jahr der Verkehrswende sein würde, zeichnete sich schon zu Beginn ab. Hinter verschlossenen Türen tagte bereits zuvor ein Arbeitskreis, der sich mit diesem Thema beschäftigte. Die Rieser Nachrichten berichteten, ließen verschiedene Stimmen zu Wort kommen und organisierten eine Podiumsdiskussion im Stadtsaal Klösterle zu diesem Thema. Dort wurde deutlich, wie unterschiedlich die Interessen der Bürgerinnen und Bürger sind: Wer in Nördlingen wohnt und fit ist, bevorzugt für den Weg in die Stadt das Rad. Wer von außerhalb kommt und jemanden zum Arzt bringt, der möchte am liebsten direkt vor der Praxis parken. Im Juni fand die entscheidende Stadtratssitzung statt. Die drei wichtigsten Punkte für Autofahrerinnen und Autofahrer: Innerhalb der Stadtmauer sollte künftig Tempo 20 gelten, der Marktplatz im Sommer für den Verkehr gesperrt und Parkautomaten ab 2024 aufgestellt werden.

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    Im Nördlinger Klösterle findet die RN-Podiumsdiskussion zur Verkehrswende statt. Einblicke in die große Runde gibt es in unserer Bildergalerie.

    Der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten. Ärzte und Apotheker sammelten Unterschriften gegen die Marktplatzsperrung, Anwohner der Luckengasse ärgerten sich über den vermehrten Verkehr. Händler der Innenstadt monierten die Höhe der angepeilten Parkgebühren von 3,50 Euro für zwei Stunden. Nicht zuletzt ärgerten sich mehr als 260 Autofahrerinnen und Autofahrer darüber, dass die Stadt kurz nach der Einführung von Tempo 20 von der kommunalen Verkehrsüberwachung mehrfach unter anderem in der Baldinger Straße blitzen ließ. Ende November zeichnete sich ab, dass es zur Marktplatz-Sperrung, die ja nur ein Test gewesen war, unterschiedliche Meinungen im Stadtrat gab. Bei manchem Mitglied des Gremiums schien sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass die komplette Sperrung im Sommer vielleicht nicht praktikabel sein könnte.

    Anwohner der Luckengasse hatten sich über die Marktplatzsperrung geärgert, weil gleichzeitig der neue Gerd-Müller-Platz gesperrt war – deshalb lief der Verkehr zur Polizeigasse vor allem durch ihre Straße. Die Stadt Nördlingen hatte ihrem berühmtesten Sohn ein Denkmal gewidmet, das war bereits 2022 mit viel Prominenz enthüllt worden. 2023 nun folgte der dazugehörige Platz. Der kostete rund eine Million Euro, die Stadt bekam großzügige Fördermittel dafür. Teuer war nicht nur die Verpflanzung einer Platane aus dem Rieser Sportpark an diesen Platz, sondern gerade die Sanierungsmaßnahmen im Untergrund schlugen zu Buche. Die Prominenz blieb der Einweihung größtenteils fern, dafür aber wurde es ein Fest für die Nördlinger, die ja immerhin rund ein halbes Jahr lang die Sperrung dieser wichtigen Innenstadtkreuzung ertragen hatten. 

    Recht ruhig verlief 2023, was das größte Projekt in der Innenstadt seit dem Bau von Sankt Georg anging: das Egerviertel. Doch hinter den Kulissen gab es einige Gespräche. Grund dafür war auch die Idee, für die Bewohnerinnen und Bewohner des neuen Viertels Parkmöglichkeiten vor den Toren zu schaffen. Ganz überzeugt schien der Investor davon aber nicht, zumindest wurde im Stadtrat der Bau eines überirdischen Parkdecks vorgestellt, dank dem wiederum auf eine Tiefgarage verzichtet werden sollte. Wie sich das auf die Quadratmeterpreise für die Wohnungen auswirken sollte? Nun, darüber wurde nur hinter vorgehaltener Hand spekuliert.

    Im Nördlinger Stadtrat gab es 2023 einen Wechsel: Nach fast 40 Jahren als Fraktionschef gab PWG-Urgestein Helmut Beyschlag dieses Amt an Alexander Deffner ab. Die PWG musste zudem im Bezug auf die Landtagswahl einstecken. Die Parteifreien hatten den Kandidaten der Freien Wähler, Michael Bosse, nicht direkt unterstützt. Was auch mit der Flugblatt-Affäre zu tun hatte, in die FW-Parteichef Hubert Aiwanger im Sommer verwickelt war. So mancher Nördlinger und so manche Nördlingerin rieb sich nach der

    Es gab aber auch einiges Positives im Jahr 2023: Es wurde wieder ausgelassen gefeiert – auf einer Rekordmess' mit bestem Wetter beispielsweise. Neue Geschäfte eröffneten in der Nördlinger Altstadt, darunter eine Zero-Filiale, ein Stadthofladen oder die Salatbar Vitamin S. Der neue Mehrgenerationenspielplatz zwischen Deininger und Baldinger Tor wurde besonders für junge Familien ein Treffpunkt, die neuen Spielgeräte – auch die, die eigentlich für Erwachsene gedacht waren – begeisterten die jüngsten Nördlingerinnen und Nördlinger. Das neue Hohle Schänzle wurde eingeweiht und zum ersten Mal fand der Cittaslow-Genussgarten statt. 

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