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Nördlingen: Günter Grünwald zeigt sich in Nördlingen als Meister des Brachialhumors

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Günter Grünwald zeigt sich in Nördlingen als Meister des Brachialhumors

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    Günter Grünwald präsentiert im Klösterle deftige Comedy.
    Günter Grünwald präsentiert im Klösterle deftige Comedy. Foto: Anton Kutscherauer

    Wer würde einen hyperaktiven Dreijährigen mit Bier ruhig stellen? Oder eine Urlaubsreise nach Afghanistan antreten? Kein vernünftiger Mensch natürlich. Doch um vernünftige Menschen geht es am allerwenigsten in Günter Grünwalds aktuellem Programm „Definitiv vielleicht“, das der Ingolstädter Comedian den knapp 450 Besuchern im ausverkauften Nördlinger Stadtsaal Klösterle präsentierte.

    Wobei der Programmtitel wahrlich keine Rolle spielt, denn in seinem Grundmuster entspricht er exakt allen bisherigen Bühnenprogrammen des Komikers. Das verläuft so: Günter Grünwald betritt ohne jegliche Requisiten eine völlig leere Bühne und palavert munter drauflos. Ohne Punkt und Komma oder erkennbare inhaltliche Linie schwadroniert er über alle möglichen Abstrusitäten, wie den stets betrunkenen Onkel Hans („als Kind in Erdbeerbowle gefallen“), eine Testfahrt in einer noch nicht gebauten Achterbahn, den Märtyrertod eines Taliban („Ui, a Depp“) und die vergebliche Suche nach den Fortpflanzungsorganen von Kim Jong-un („fetter Riesen-Trumm-Sauschädel“). 

    Comedian Günter Grünwald tritt in Nördlingen auf

    Dies geschieht natürlich nicht ohne Esprit, als langjähriger und routinierter Berufskomiker kennt Günter Grünwald das Bühnen-Einmaleins und setzt seine Pointen treffsicher und mit hoher Frequenz. Als Zuschauer kann man sich in die zumeist bekannten – wenn auch grotesk überzeichneten – Szenarien hineinversetzen und irgendwann muss man einfach mitlachen. Vor allem, wenn Grünwald sich in Rage redet über Fahrradhelme, ein Gesundheitslexikon oder den Hund der Tante Lisbeth („sabbernder Drecksköter“). Und als er einen Chirurgen im OP-Rausch („der hätte die Mutti glatt entkernt“) beschreibt, tobt der ganze Saal.

    Dass Günter Grünwald sprachlich nicht gerade die feine Klinge führt, sondern eher mit der groben Axt arbeitet, ist aus seinen früheren Programmen und seiner Fernsehshow „Grünwalds Freitags-Comedy“ bekannt. Kernige Kraftausdrücke und Redewendungen findet er im altbayerischen Dialekt im Überfluss, wenn er etwa wortreich über die überschaubaren Kochkünste der Oma oder die Grammatik in Werbespots („So muss Technik“) herzieht. Feingeister kommen dabei definitiv nicht auf ihre Kosten, zu derb und brachial sind die Späße, die vor krachledernen Witzen und grenzwertigen Bosheiten nur so strotzen. Political Correctness? Kann man vergessen.

    Dem Humor des Komikers kann sich das Publikum kaum entziehen

    Gegen Ende des Auftritts zieht der Spaßvogel noch einmal das Tempo an. Nach einer Breitseite gegen alle Diktatoren dieser Welt folgt ein irrwitziger „Tatsachenbericht“ über seinen Versuch, mithilfe eines „Kampfbomber-Führerscheins“ das Weltgeschehen zu beeinflussen. In dieser Geschichte kommt er abschließend zur Einschätzung: „Grünwald, alles richtig g’macht!“ 

    Dies lässt sich durchaus auf die gesamte Show herunterbrechen, dem Brachialhumor des Komikers kann und will sich das Publikum im Klösterle nicht entziehen. Niveau hin oder her – am Ende stehen zwei unterhaltsame Stunden Spaß und Gaudi. Folgerichtig wird noch eine Zugabe erklatscht, bevor Günter Grünwald mit reichlich Applaus verabschiedet wird.

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