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Nördlingen: So erlebten die Bewohner den Brand in der Nördlinger Altstadt

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So erlebten die Bewohner den Brand in der Nördlinger Altstadt

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    Aus dem weißen Haus dringt dichter Rauch. Die Feuerwehr löschte in Nördlingen in der Nacht von Montag auf Dienstag einen Brand in einem Mehrfamilienhaus.
    Aus dem weißen Haus dringt dichter Rauch. Die Feuerwehr löschte in Nördlingen in der Nacht von Montag auf Dienstag einen Brand in einem Mehrfamilienhaus. Foto: Verena Wengert

    Immer wieder biegen am Dienstagmorgen Autos auf den Parkplatz neben dem Haus in der Hallgasse ein. Dann müssen sie umkehren. Denn: Der Zutritt zum Gebäude und somit auch der Parkplatz davor sind von der Kriminalpolizei Augsburg gesperrt. Wegen eines Brands in einer Wohnung in der Nacht auf Dienstag darf niemand die Räumlichkeiten betreten. Das Feuer wurde gegen Mitternacht entdeckt, der Schaden soll sich laut Polizei im sechsstelligen Bereich befinden. Ein Bewohner des Hauses berichtet von mehreren lauten Knallen. Die Kripo ist sich sicher, was die Ursache für den Brand war.

    Ein Haushaltswarengeschäft, eine Anwaltskanzlei und zwei Mietwohnungen befinden sich in dem Haus in der Hallgasse. Am späten Dienstagvormittag warten der Hausbesitzer und Rechtsanwalt Klaus Walter auf die Spurensicherung der Kriminalpolizei Dillingen. Tamara Schatz, die den Haushaltswarenladen im Erdgeschoss führt, ist bereits im Verkauf tätig. Auf den Brand in der Nacht weist nur ein rot-weißes Absperrband hin.

    Rund 80 Einsatzkräfte waren beim Brand in Nördlingen im Einsatz

    Für die Freiwillige Feuerwehr Nördlingen war es der zweite große Brand in der Altstadt in nur einem Jahr, wie Kommandant Marco Kurz sagt. Im Sommer hatte es bereits gegenüber des historischen Rathauses in einer Wohnung gebrannt. Kurz berichtet, man sei in der Nacht zum Dienstag mit beiden Drehleitern ausgerückt, die Leitstelle habe gleich "höher" alarmiert. Auch die Freiwillige Feuerwehr aus Baldingen war vor Ort, die Kollegen aus Herkheim habe man nachalarmiert. Insgesamt seien rund 80 Feuerwehrleute im Einsatz gewesen. 

    Die Kripo hat in der Nördlinger Hallgasse den Zugang zu einem Haus abgesperrt: In der Nacht von Montag auf Dienstag hat es dort gebrannt.
    Die Kripo hat in der Nördlinger Hallgasse den Zugang zu einem Haus abgesperrt: In der Nacht von Montag auf Dienstag hat es dort gebrannt. Foto: Nicolas Friese

    Kurz spricht davon, dass man bei dem Brand "unwahrscheinlich viel Glück" gehabt habe. Denn das Feuer habe weder auf den Dachstuhl noch auf das direkt angrenzende Nebengebäude übergegriffen. Die betroffene Wohnung sei allerdings ausgebrannt, die Feuerwehrleute hätten mit Atemschutz arbeiten müssen. Kurz ist hoch zufrieden: "Heute Nacht hat alles geklappt." Man habe bis 4 Uhr morgens Brandwache gehalten, sei dann um 7 Uhr nochmals zur Kontrolle an den Einsatzort gefahren: "Da war alles kalt."

    Nördlinger Hausbesitzer hat in der Nacht von dem Brand erfahren

    Der Besitzer des Hauses, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wurde gegen 1.30 Uhr von der Polizei alarmiert. Er sagt, er habe 1977 sein Elternhaus abreißen lassen, um das Mehrfamilienhaus bauen zu lassen. "Als ich heute Nacht vor Ort war, hat mir die Polizei noch keine Informationen gegeben." Die Beamten hätten ihm gesagt, die Kripo wolle sich die Wohnung in der Früh ansehen. Dem Mieter der betreffenden Wohnung habe er zuletzt gekündigt, der hätte eigentlich zum Ende des Monats ausziehen müssen.

    Safed Molina wurde von seiner Frau geweckt, die zwei laute Knallgeräusche gehört hatte. "Erst hat sie gedacht, dass eins unserer Kinder aus dem Bett gefallen ist", sagt der Mann. Als sich die Vermutung nicht bestätigte, sah die Frau, dass aus der Küche ihres Nachbarn Rauch kam. 

    Bis die Kripo Dillingen um kurz vor elf in Nördlingen ankam, durfte das Haus niemand betreten.
    Bis die Kripo Dillingen um kurz vor elf in Nördlingen ankam, durfte das Haus niemand betreten. Foto: Nicolas Friese

    Molina sagt, er habe schnell reagiert und sich mit seiner Familie auf den Weg nach draußen gemacht. "Als ich die Wohnungstür geöffnet habe, ist mir eine Rauchwolke entgegengekommen." In seiner Wohnung habe es keine Rauchentwicklung gegeben, "die Nacht haben wir bei meinem Bruder verbracht."

    Nördlinger Ladenbesitzerin: "In der Vorweihnachtszeit ist ein Stromausfall sehr schlimm"

    Die Kanzlei des Rechtsanwalts Klaus Walter befindet sich im ersten Stock des Mehrfamilienhauses. Auch er war in der Nacht vor Ort, durfte durch sein Büro gehen. Auffällig sei nichts gewesen, "ich hoffe nur, dass das Löschwasser nicht an meine Wände geht." Bereits vergangenes Jahr habe es im Haus einen Rohrbruch gegeben, der einen Wasserschaden verursacht hatte. Tamara Schatz musste schon damals einen Tag ohne Strom auskommen: "In der Vorweihnachtszeit ist das sehr schlimm." Als die Ladenbetreiberin am Dienstagmorgen am Ort des Geschehens ankommt, ist sie den Tränen nahe.

    Zwei Beamte der Kriminalpolizei Dillingen nehmen den Ofen auseinander, der mutmaßlich der Grund für den Brand im Mehrfamilienhaus in Nördlingen war.
    Zwei Beamte der Kriminalpolizei Dillingen nehmen den Ofen auseinander, der mutmaßlich der Grund für den Brand im Mehrfamilienhaus in Nördlingen war. Foto: Nicolas Friese

    Dass es gebrannt hat, hat sie erst am Morgen erfahren: "Meine Mitarbeiterin hat mir die Online-Meldung geschickt." Bereits vergangenes Jahr habe sie Einschränkungen wegen des Wasserschadens erleben müssen, heuer rechnet sie wegen des Stromausfalls mit mehr. "Wenn in der Vorweihnachtszeit mein ganzer Gewinn wegbricht, muss ich schauen, wie ich den Laden noch retten kann." Schlimmer sei jedoch das, was die Familie aus dem ersten Stock erlebt: "Das ist die wirkliche Tragödie."

    Kripo Dillingen ermittelt wegen Brand in Nördlingen

    Am Montagnachmittag teilt der Chef der Kripo Dillingen, Michael Lechner, die ersten Erkenntnisse der Ermittlungen mit. Er sagt, es handle sich um eine fahrlässige Brandstiftung. Der 27-jährige Bewohner habe auf dem Herd mutmaßlich Speisen gekocht und nicht mit der notwendigen Sorgfalt gehandelt. Von vorsätzlicher Brandstiftung könne man nicht ausgehen, so der Kripo-Chef. Zudem sei eine geringe Menge Marihuana in der Wohnung gefunden worden. "Die Wohnung im zweiten Stockwerk ist wegen des Wasserschadens erst einmal unbewohnbar", so Lechner, "auch die Kanzlei ist betroffen." Die Staatsanwaltschaft werde nun ein Verfahren gegen den 27-Jährigen einleiten.

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