Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Nördlingen: So vielfältig wurde beim Cittaslow-Genussgarten in Nördlingen gefeiert

Nördlingen

So vielfältig wurde beim Cittaslow-Genussgarten in Nördlingen gefeiert

    • |
    Beim Cittaslow-Fest in Nördlingen wurde am Abend gefeiert, tagsüber diskutiert und am Sonntagmorgen ein Gottesdienst gefeiert.
    Beim Cittaslow-Fest in Nördlingen wurde am Abend gefeiert, tagsüber diskutiert und am Sonntagmorgen ein Gottesdienst gefeiert. Foto: Jan-Luc Treumann

    Die Menschen klatschen und tanzen, die Band "Herr Meyer" animiert die Leute und mischt sich zum Abschluss am Samstagabend unter die Menschen auf der Tanzfläche. Sogar kleine Kinder dürfen mal ein wenig länger aufbleiben und die Handytaschenlampe vor der Bühne schwingen. Zum ersten Fall fand das Nördlinger Cittaslow-Festival, dieses Mal als Genuss-Garten betitelt, im Schneidt'schen Garten statt. Doch natürlich wurde nicht nur gefeiert, gegessen und getrunken, es wurde auch gesprochen und geführt – dabei ging es unter anderem um die Fragen, wie die Menschen auf Nördlingen blicken und wo man in

    In einer ersten Gesprächsrunde ging Kulturbeauftragte Dr. Franziska Emmerling der Frage nach, wie wir unser direktes Umfeld in Nördlingen wahrnehmen. Darüber sprach sie mit Stadtarchivar Dr. Johannes Moosdiele-Hitzler, Stadtführerin Roswitha Feil und Lisa Schabert, Initiatorin des Achtsamkeitspfads. Für Feil ist Nördlingen eine Stadt, in der man alles bekomme: Von der nötigen Infrastruktur mit Krankenhaus und Schulen hin zu vielen Veranstaltungen: "Wir haben ein schönes Leben, es ist immer was los in Nördlingen." Schon als Kind kam Feil gerne aus Maihingen nach Nördlingen, später habe sie die Geschichte der Stadt und die Stadtmauer fasziniert. Als Gästeführerin leite sie die Menschen an, den Blick nach oben zu nehmen. Nicht nur den Daniel, sondern auch die Fachwerkhäuser wahrzunehmen, die schönen, versteckten Winkel zu entdecken. Zudem wolle sie die Geschichten erzählen, die sich hinter den Häusern zugetragen haben oder wie Emmerling es auf den Punkt bringt: "Das Alte lebendig machen."

    Cittaslow in Nördlingen: Was die Stadt besonders macht

    Sich die Stadt bewusst machen können die Menschen auf Schaberts Achtsamkeitspfad. Es gehe darum, im jetzigen Moment anzukommen, dafür müsse man auch gar nicht meditieren können, sondern sich Zeit nehmen. Nördlingen macht ihrer Meinung nach eine "tiefe Ruhe" aus, das würden auch viele junge Menschen schätzen, die nach dem Studium wieder zurückkämen.

    Citta-Slow
Der Samstag beim Cittaslow-Genuss-Garten in Nördlingen. Cittaslow-Festival, Schneidt'scher Garten
    Icon Galerie
    31 Bilder
    Beim Cittaslow-Fest in Nördlingen gab es am Nachmittag zwei Gesprächsrunden, am Abend wurde unter der Lichtillumination gefeiert. Impressionen des zweiten Tags.

    Emmerling wollte vom Nördlinger Stadtarchivar wissen, wie man denn von außen auf Nördlingen blickt. Moosdiele-Hitzler meint: "In Nearle ist die Welt noch in Ordnung." Es gebe einen großen Zusammenhalt und auch wenn die Menschen bisweilen viel schimpften, sei dies doch Ausdruck dessen, dass die Stadt ihnen wichtig sei. Es gebe einen gewissen Bürgerstolz, die "historische DNA ist deutlich spürbar. Das macht es außergewöhnlich, Archivar zu sein".

    Ein Aspekt der Cittaslow-Philosophie ist die Stadtgeschichte und -entwicklung. Das betrifft die Nördlinger Altstadt mit dem Denkmalschutz besonders. Moosdiele-Hitzler sagte, es gebe viele Auflagen zu beachten, doch man habe auch einen gewissen Spielraum. Ein Haus zu bewahren, nicht einfach abzureißen und neu aufzustellen, habe mit Respekt vor der Leistung der Vorfahren zu tun. Der Stadtarchivar nimmt in Nördlingen an Häusern oft Einzelnes wahr, Jahreszahlen, Initialen, und versuche dann herauszufinden, was dahintersteckt. Emmerling wollte wissen: Sollte ein Außerirdischer hier landen und nach der Essenz Nördlingens fragen, was würde Moosdiele-Hitzler ihm zeigen? "Als Archivar muss ich sagen, ich nehme ihn mit ins Archiv. Die historische DNA, die Nördlingen ausmacht, ist im Archiv dokumentiert und bis ins Mittelalter zurückzuführen."

    Manche Sehenswürdigkeiten kennen Nördlinger nicht

    Stadtführerin Feil gab Einblick, dass viele Einheimische etwa das Kneipp-Becken nicht kennen würden, das ein Geheimtipp für Kinder an warmen Tagen sei. Auch wüsste so mancher und so manche nicht, dass am Klösterle noch ein Stück der ersten Stadtmauer stehe. Vieles nehme man in der Hektik im Alltag oft gar nicht wahr.

    Aber beim Cittaslow-Fest sollte es auch um den Genuss gehen und Einblicke in ihr Verständnis von Cittaslow gaben die Gastronomen und Produzenten, die im Schneidt'schen Garten vertreten waren. Sie alle schilderten, überwiegend Produkte aus der Region zu verarbeiten. Zudem würden sie kurze Wege etablieren und bei Produkten aus weiter Ferne andere Produktionsschritte vor Ort durchführen.

    Am Sonntag gab es einen Gottesdienst im Schneidt'schen Garten

    Neben Führungen zum Achtsamkeitspfad gab es auch solche zu Stätten des Genusses und der Entschleunigung. Am Samstag zeigte Stadtführerin Elisabeth Stempfle, welche Orte in Nördlingen für sie darunter fallen: sei es die Stadtbücherei, die zum Verweilen einlade, das Tanzhaus, das in früheren Zeiten für Genuss beim Tanz stand oder die heutige Musik zur Marktzeit, wenn man in der St.-Georgskirche samstagmittags der Musik lauschen und seinen Gedanken nachhängen könne. Ruhe, unabhängig vom Trubel, finde man im Rosarium und Genuss, bezogen auf Kultur, im Ochsenzwinger und der Alten Bastei.

    Cittaslow Nördlingen
Am Sonntag wurde ein Gottesdienst beim Cittaslow-Festival in Nördlingen gefeiert.
    Icon Galerie
    34 Bilder
    Auch am letzten Tag des Cittaslow-Festes im Schneidt'schen Garten war einiges geboten. Die Bilder zum Abschluss des Festes.

    Während tagsüber verschiedene Bands die Menschen im Schneidt'schen Garten unterhielten, begleitete am Sonntagmorgen die Stadtkapelle den Gottesdienst von Dekan Gerhard Wolfermann, der über den Zwiespalt von Genuss und Verzicht sprach, zwei Dinge, die sich aber nicht ausschlössen. Man könne feiern und Gutes tun, so komme die Kollekte an diesem Sonntag der Nördlinger Tafel zugute. Die Menschen bräuchten schöne Dinge wie Musik, Malerei und Literatur, um sensibel und aufmerksam zu bleiben, Genuss, um nicht zu verbittern.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden