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Nördlingen: Angst vor Gaskrise: Wie steht es um die Energieversorgung in der Region?

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Angst vor Gaskrise: Wie steht es um die Energieversorgung in der Region?

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    Stellt Russland seine Gaslieferungen bald ein? Wir haben die Versorger in der Region zu diesem Thema befragt.
    Stellt Russland seine Gaslieferungen bald ein? Wir haben die Versorger in der Region zu diesem Thema befragt. Foto: Karl-Josef Hildenbrand, dpa (Symbolbild)

    Noch sei die Gasversorgung in Deutschland stabil und die Versorgungssicherheit gewährleistet, meldet die Bundesnetzagentur. Dennoch könne eine Verschärfung der Lage nicht ausgeschlossen werden, wenn die Lieferungen aus Russland zurückgehen oder gar ganz eingestellt werden sollten. Intensiv mit dem Thema befassen sich die regionalen Anbieter, wie die EnBW ODR mit Sitz in Ellwangen und die Erdgas Schwaben in Augsburg. Sie erreichen immer mehr Anfragen von Kunden, die sich Sorgen um ihre künftige Energieversorgung machen.

    Nicole Fritz, Pressesprecherin der ODR, verweist darauf, dass ihr Unternehmen derzeit die Versorgungssicherheit im Landkreis Donau-Ries und dem östlichen Baden-Württemberg gewährleisten könne. Sollte es tatsächlich zu einem Engpass kommen, unterscheide das Unternehmen zwischen „geschützten und nicht geschützten Kunden“. Bei der ersten Kategorie handelt es sich laut Fritz um die „normalen“ Haushaltskunden und die sozialen Dienste (Gesundheitsversorgung, Sicherheits- und Bildungseinrichtungen, öffentliche Verwaltungen). Gasbezieher aus diesen Bereichen dürften im Extremfall nicht belastet werden. Soll heißen: Sie müssten sich keine großen Sorgen machen und könnten weiterhin Gas beziehen.

    Den Gasbezug verringern - Betriebe sollen weiterlaufen können

    Anders sehe es bei den Großkunden aus. Mit diesen sei die ODR in ständigem Austausch. Rein rechtlich bestehe die Möglichkeit, seitens des Energieversorgers im Notfall diesen Kunden, bei denen es sich in erster Linie um Unternehmen handle, den Bezug zu drosseln. Allerdings wäre dies nicht im Sinne der ODR, wie Fritz es formuliert. Vielmehr ginge es darum, im Einklang mit den Betroffenen „intelligente Lösungen“ zu suchen, um einerseits den Gasbezug zu verringern, andererseits aber gleichzeitig zu gewährleisten, dass die Betriebe weiterlaufen könnten.

    Zurückhaltend äußert sich die ODR-Sprecherin über die Wahrscheinlichkeit, ob der Notfall Ende des Jahres tatsächlich eintreten werde. „Wenn die Gasspeicher in Deutschland zum 1. November zu 90 Prozent gefüllt sind und aus Russland kein Gas mehr fließt, würde uns dies zweieinhalb Wintermonate reichen. Da dies zu wenig wäre, müssten wir uns wohl auf einschneidende Maßnahmen einstellen“, so Fritz. Fließe das Gas jedoch weiterhin, sehe es natürlich besser aus. Die Lage sei zum jetzigen Zeitpunkt deshalb so schwer einzuschätzen, „weil wirklich niemand weiß, wie es weitergehen wird“.

    In einer Gaskrise gibt es auch Chancen

    Bei allen möglichen Schwierigkeiten sehe die EnBW ODR durch die Krise auch gewisse Chancen. Zum einen werde der Umstieg auf die erneuerbare und CO2-neutrale Energieerzeugung deutlich an Geschwindigkeit zulegen. Zudem werde die Gesellschaft mit dem Produkt Energie künftig grundsätzlich anders umgehen müssen. Dies beginne bei einer CO2-neutralen, dezentralen Erzeugung und gehe bis hin zu einem deutlich verringerten Energieverbrauch durch Industrie und private Haushalte.

    Auf die Frage, welche Empfehlungen sie aktuell für die Kunden und Verbraucher habe, meint Fritz: „Jede Kilowattstunde Gas, die wir im Sommer einsparen, trägt dazu bei, dass insgesamt mehr Gas eingespeichert werden kann. Beispiele hierfür könnten beispielsweise das Senken der Raumtemperatur oder eine kürzere Duschzeit sein. Hausbesitzer könnten auf energetische Gebäudesanierungen setzen oder sich auf das Dach eine Fotovoltaikanlage installieren lassen."

    Gasflüsse liegen in Bayerisch-Schwaben aktuell bei 100 Prozent

    Die Erdgas Schwaben legt Wert auf die Feststellung, dass die Ausrufung der Gas-Alarmstufe zunächst keine unmittelbaren Folgen für Verbraucherinnen und Verbraucher in der Region habe. Pressesprecherin Christine Paul-Eger verweist aber auf die Aussage von Wirtschaftsminister Robert Habeck, wonach es in den nächsten Monaten bei einer Verknappung der Energie zu weiteren Maßnahmen kommen könnte. „Im Gasversorgungsnetz in Bayerisch-Schwaben sind die Gasflüsse jedenfalls weiterhin bei 100 Prozent“, so Paul-Eger.

    Zu der Frage, was jeder einzelne Haushalt tun könne, sagte die Sprecherin: „Wir alle sind aufgerufen, Energie einzusparen, damit wir es schaffen, die Gasspeicher für den nächsten Winter zu füllen. Erdgas Schwaben unterstützt dabei die von der Bundesregierung angestoßenen Initiativen zum Energiesparen und stellt umfangreiche Informationen und Beratungsangebote zu den Themen Energieeffizienz und Energieeinsparung bereit.“

    Der stellvertretende Obermeister der Innung für Sanitär, Heizungs- und Klimatechnik Nordschwaben, Roland Ott aus Bollstadt, sagt, es sei nicht einfach für ihn, Verbrauchern eine Empfehlung zu geben. Denn: „Bei allen Energieformen gehen die Preise drastisch nach oben, teilweise haben sie sich verdoppelt. Ich empfehle den Haushalten, ihre Heizung zunächst einmal so zu belassen, wie sie ist.“ Bei denen, die etwas verändern wollen, gehe die Tendenz momentan stark in Richtung Pellets-Heizkessel.

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