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Nördlingen: Ärzte und Apotheker kritisieren die künftige Marktplatzsperrung

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Ärzte und Apotheker kritisieren die künftige Marktplatzsperrung

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    Ab dem 31. Juli kommen Bürgerinnen und Bürger über die Baldinger Straße für einige Monate nicht mehr in Richtung Marktplatz.
    Ab dem 31. Juli kommen Bürgerinnen und Bürger über die Baldinger Straße für einige Monate nicht mehr in Richtung Marktplatz. Foto: Jan-Luc Treumann

    Das Stimmungsbild reicht von Ärger über Beschwichtigung bis zur Flucht in die Ironie: Im Internet wird der Bericht unserer Redaktion, dass künftig nur noch Anlieger zum Marktplatz fahren dürfen, rege diskutiert. Beispielsweise wird scherzhaft die Frage aufgeworfen, wie Menschen denn künftig zum Arzt kämen, ob es einen kostenlosen Hubschrauberflug gebe. Fakt ist: Anliegerinnen und Anlieger müssen ab dem 31. Juli den Umweg über Herren-, Lucken- und Polizeigasse nehmen. Sowohl die Sperre als auch die Umleitung sehen Verantwortliche im medizinischen Bereich kritisch.

    Einer von ihnen ist Stephan Guyot, der unter anderem die Stadtapotheke zum Engel betreibt. Er betont die grundsätzliche Bedeutung jenes Bereichs: "Am Marktplatz haben wir ein kleines Gesundheitszentrum." Daher sieht er die Sperrung kritisch, unter anderem aus Sicht der Patientinnen und Patienten: "Die meisten Leute haben ein gesundheitliches Handicap, und denen den Zugang zu diesen Gesundheitsdienstleistern zu erschweren, halte ich für sehr schwierig." Es gehe ja nicht mal um Parkplätze, denn schließlich würden viele Menschen ja vor Ort nur kurz abgesetzt.

    Marktplatz in Nördlingen wird ab 31. Juli gesperrt

    Aber auch als Apotheker stuft Guyot die Maßnahme als schwierig ein, denn eine

    Der Apotheker betont, Verkehrsführung sei ein schwieriges Thema, man könne es nicht allen recht machen. Aber gerade hinsichtlich des demografischen Wandels sollte man schauen, dass die 60- bis 80-Jährigen die Gesundheitsdienstleister gut anfahren könnten. Er wünsche sich, dass der Marktplatz wie bislang erreichbar sei. Wenn abends die Poller hochgefahren würden, könnten dann die Menschen draußen sitzen. Da sei die Apotheke beim Notdienst vielleicht mal nicht so gut zugänglich, aber das betreffe nur eine kleinere Zielgruppe. Aktuell ist es nach Angaben der Stadt noch so, dass die Poller werktags von 18 bis 5 Uhr morgens sowie am Wochenende aktiviert werden.

    Arzt sagt zu Sperre in Nördlingen: "Bin nicht begeistert"

    In der Baldinger Straße betroffen ist die Praxis von Internist Winfrid Grunert. Er sagt klar: "Ich bin überhaupt nicht begeistert. Ich habe viele ältere Patienten, die gar nicht mobil sind und schon nur mühsam die Treppe hochkommen." Viele Personen hätten auch Herz- oder Gefäßerkrankungen. Natürlich gebe es den theoretischen Zugang hinten herum über die Luckengasse, doch das sei sehr umständlich. Zudem seien Patienten, die beispielsweise nur ab und zu aus Wemding kämen, nicht unbedingt mit der Nördlinger Verkehrsführung vertraut, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Baustellen: "Die irren plötzlich im Kreis herum, das ist nicht gut durchdacht."

    Grunert versucht sich auch in die Perspektive der Anwohnerinnen und Anwohner in der Luckengasse zu versetzen. "Wenn hier schon die Fahrzeuge durchpilgern, riecht man das", spielt der Internist auf die Abgase vor seiner Praxistür an. Dazu sei es in der Luckengasse sehr eng. Die Sperre sei vielleicht im Interesse der Gastronomie, doch man hätte auch andere Betroffene beteiligen sollen, meint der 66-Jährige: "Mich hat keiner gefragt. Überall ist man am Rotieren, wo kommt ein neuer Arzt her, wie machen wir die Nachfolge, und wenn es drauf ankommt, ist Essen und Trinken wichtiger als ärztliche Versorgung."

    Ältere Patienten kämen mit Änderungen schwerer zurecht, so Nordmo

    Die fehlende Kommunikation bestätigt auch Erlend André Nordmo, der mit seiner Ehefrau Carmen

    "Wir haben einen großen Verkehr mit Patienten, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Es ist immer ein Dauerverkehr", sagt Nordmo, manche kämen mehrmals die Woche. Doch nicht nur Ältere, auch Mütter mit Kindern seien betroffen, wenn sie mal nur kurz etwas in der Praxis erledigen müssen. Nordmo hofft auch, dass die Baldinger Straße trotzdem freigehalten werde, für den Fall, dass etwa ein Krankenwagen durchmüsse und nicht im Laufe der Zeit Dinge im Weg stünden. "Es ist gut für Touristen, aber ich sehe es kritisch für die Bürger. Einen gewissen Zugang braucht man."

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