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Nördlingen: 75 Jahre RN mit Markus Gürne: "Die Zeit des Schlafwagen-Sparens ist vorbei"

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75 Jahre RN mit Markus Gürne: "Die Zeit des Schlafwagen-Sparens ist vorbei"

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    "Durch mehr Finanzbildung könnte man das Problem der Inflation selbst lösen", sagt Markus Gürne bei der Jubiläumsfeier der Rieser Nachrichten.
    "Durch mehr Finanzbildung könnte man das Problem der Inflation selbst lösen", sagt Markus Gürne bei der Jubiläumsfeier der Rieser Nachrichten. Foto: Jochen Aumann

    Der 1. September des Jahres 1948 markiert einen Meilenstein in der Geschichte der Rieser Nachrichten. Der Nördlinger Georg Wagner und der Augsburger Curt Frenzel gehen eine einzigartige Kooperation ein und die erste Ausgabe der Rieser Nachrichten wird gedruckt: als Regionalteil der Augsburger Allgemeinen, die damals noch den Namen Schwäbische Landeszeitung trug. 75 Jahre später sind es dieselben Familien, die gemeinsam ein Jubiläum begehen und nicht nur stolz auf die Vergangenheit blicken, sondern bekräftigen, dass sie auch den herausfordernden Weg in die Zukunft gemeinsam bewältigen wollen. 

    RN-Heimatverleger Christoph Eigenrauch sagt am Mittwochabend, dass sein Großvater Georg Wagner nach dem Zweiten Weltkrieg erkannt habe, dass die Zeit für kleine Zeitungen vorbei gewesen ist. Ein klassisches Familienunternehmen begann zu wachsen und wurde wirtschaftlich erfolgreich. „Trotz stetigen Wandels - eines sind wir immer geblieben: Ihre Rieser Nachrichten“, sagt der Nördlinger im Stadtsaal Klösterle, wo das Jubiläum gefeiert wird. Und an die Leserinnen und Leser gerichtet meint er: „Vielen Dank für die vielen Jahre, die Sie uns begleitet haben. Ohne Sie würde es uns nicht geben.“ 

    Qualität für Leserinnen und Leser, egal auf welchem Kanal

    75 Jahre nachdem Curt Frenzel den Grundstein gelegt hatte, sind auch die Augsburger Vertreter wieder im Ries. Andreas Scherer ist nicht nur Geschäftsführer der Mediengruppe Pressedruck, zu der die Rieser Nachrichten gehören, sondern auch mit der Enkelin von Curt Frenzel, Ellinor Scherer, verheiratet. Andreas Scherer berichtet davon, dass die Aufteilung zwischen überregionalem Teil aus Augsburg und Lokalteil aus Nördlingen eine Erfindung Frenzels gewesen sei. Und er sagt auch: „Die Rieser Nachrichten sind in all den Jahren mit der Zeit gegangen, ohne sich dem Zeitgeist zu unterwerfen. Geblieben ist der Anspruch, Qualität für den Leser zu bringen, egal auf welchem Kanal.“

    Scherer beschreibt den Journalismus in der Heimat als besonders schwierig. „Die Kunst ist, die Nähe zu suchen und Distanz und Unabhängigkeit zu wahren.“ Er sei zuversichtlich, dass die Zeitung den wandelnden Bedürfnissen gerecht werde. Es sei das Selbstverständnis des Hauses, dass die RN auch in Zukunft ein unverzichtbares Stück Heimat sind. 

    Die Neugründung der Rieser Nachrichten war mit Hoffnung verbunden

    Die Anfänge der Rieser Nachrichten und die Pressefreiheit als ein Grundpfeiler der Demokratie machen den Kern von Oberbürgermeister David Wittners Rede aus. So sei mit der Neugründung der Zeitung Hoffnung verbunden gewesen, weil sie den Weg in eine demokratische Gesellschaft ebnete. Heute sieht Wittner die Gefahr vielmehr in Filterblasen, in denen nur einseitige Informationen vorliegen würden und dem gegenüber die Vielfalt der Zeitungslandschaft stehe. Es sei eine besondere Verantwortung, nicht dem schnellen Klick nachzugehen sowie Manipulationen und Fake News entgegenzutreten. „Wir sollten die Presse nicht einzeln betrachten. Der Leser ist in der Verantwortung, kritisch zu denken und verschiedene Quellen zu prüfen.“ In der heutigen Zeit sei das wichtiger, als es lange Zeit war. 

    Zuletzt bemerkt der OB: „Das Engagement der Rieser Nachrichten endet nicht bei hochwertigem Journalismus. Sie werden sich auch Ihrer Verantwortung als Unternehmen bewusst: bei der Kartei der Not, der Silberdistel für besonders ehrenamtliches Engagement und der Maibaumprämierung.“ 

    Markus Gürne moderiert Wirtschaft vor acht im Ersten, am Donnerstagabend stand er im Nördlinger Klösterle auf der Bühne.
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    Die Rieser Nachrichten feiern mit Leserinnen und Lesern, Partnern und Kunden einen Jubiläumsabend, bei dem Markus Gürne von Wirtschaft vor acht über Finanzen spricht.

    Im Festvortrag von ARD-Wirtschaftsjournalist Markus Gürne erfahren die Leserinnen und Leser schließlich, wie Deutschlands wirtschaftlich und gleichzeitig ökologisch erfolgreiche Zukunft aussehen könnte. Denn das „aktuelle Geschäftsmodell“ funktioniere nicht mehr. In seinen Ausführungen, die immer wieder mit einem Augenzwinkern, mit Anekdoten und bitterer Realität versehen sind, fesselt er die Gäste mehr als eine Stunde lang. Er meint, dass in Deutschland wenig über Preis und Wert gesprochen werde. „Nachrichten aus Ihrer Region haben einen unfassbar hohen Wert und der muss einen Preis haben“, sagt er, ein Beispiel. 

    Es sei nicht selbstverständlich, in Frieden, Freiheit und Sicherheit zu leben. Dies aufrechtzuerhalten habe seinen Preis. Und sollte Deutschland, was Gürne für unverzichtbar hält, vermehrt in eigene Technologien investieren, würde das eine höhere Inflation ins Land holen. Das Land könne sich das leisten. „Geld ist in Deutschland gar kein Problem. Acht Billionen Euro liegen auf privaten Konten herum. Aber wir erkennen nicht, dass wir das Geld investieren müssen, um Wohlstand zu erhalten.“ Junge Leute hätten erkannt, dass sich das ändern muss. Gürne: „Die Zeit des Schlafwagen-Sparens ist vorbei.“ Durch Rendite könne auch der nachhaltige Umbau der Wirtschaft gelingen. „Ökonomie finanziert Ökologie“, meint er. 

    RN-Redaktionsleiterin Martina Bachmann bei der Interviewrunde mit den Gästen, hier Jürgen Lessmann.
    RN-Redaktionsleiterin Martina Bachmann bei der Interviewrunde mit den Gästen, hier Jürgen Lessmann. Foto: Jochen Aumann

    In einer abschließenden Interview-Runde mit RN-Redaktionsleiterin Martina Bachmann hatten die Gäste Zeit, Fragen an den Journalisten zu stellen. So wollte Jürgen Lessmann wissen, wie Eigeninitiative in einem Land funktionieren solle, in der die Regierung den Glauben schenke, der Staat würde schon alles regeln. Gürne antwortete: „Wir müssen viel mehr versuchen herauszufinden, was ich tun kann, ohne auf die Geldpolitik zu warten." Das beste Beispiel sei die Inflation. Viele würden motzen und kämen nicht auf die Idee, selbst etwas zu tun. „Durch mehr Finanzbildung könnte man das Problem der Inflation selbst lösen.“

    Was Gürne genau mit Finanzbildung meint, schildert er auf Verlangen eines Anlagetipps. „Immer mehr Menschen werden immer älter. Glauben Sie, die Pharma-Unternehmen sind die Verlierer? Strom-Unternehmen?“ Als er 17 gewesen sei, habe er aus seinem Mathe-Heft einen Zettel herausgerissen und eine Mitschülerin gefragt, ob sie mit ihm gehen wolle. Sie kreuzte nein an. „Glasklar. So sollten Sie es bei der Geldanlage auch machen.“ 

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