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Neresheim: Ob London oder Neresheim: Was einen Auftritt für Giora Feidmann ausmacht

Neresheim

Ob London oder Neresheim: Was einen Auftritt für Giora Feidmann ausmacht

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    Giora Feidmann spielt am 24. Januar um 19 Uhr ein Konzert in der Härtsfeldhalle in Neresheim.
    Giora Feidmann spielt am 24. Januar um 19 Uhr ein Konzert in der Härtsfeldhalle in Neresheim. Foto: Macc-management/montazer

    Ihre Tournee trägt den Titel „Revolution of Love – Revolution der Liebe“. Was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?
    GIORA FEIDMANN: Revolution of Love steht für eine musikalische Umarmung, eine kraftvolle Friedensbotschaft. Als Künstler möchten wir durch unsere Musik und die universelle Sprache der Liebe ein Signal setzen: Gemeinsam können wir die Welt zum Besseren verändern. Die Revolution, von der wir sprechen, ist eine, die durch Einheit, Mitgefühl und die transformative Kraft der Musik angetrieben wird. Wir glauben fest daran, dass in dieser kreativen Verbindung die Möglichkeit liegt, positive Veränderungen herbeizuführen und Herzen zu öffnen.

    Worauf dürfen sich die Besucherinnen und Besucher bei Ihrem Konzert in Neresheim freuen?
    FEIDMANN: Zunächst einmal möchte ich mich bei der Stadt Neresheim für die erneute Einladung herzlich bedanken. Ich habe großartige Erinnerungen an mein letztes Konzert hier. Im Rahmen meines neuen Programms werde ich natürlich neben meinen bekannten Klezmer-Werken auch viele Stücke aus meinem aktuellen Album 'Revolution of Love' präsentieren. Dieses Album ist für mich nicht nur eine musikalische Reise, sondern auch eine emotionale Entdeckung, die ich gerne mit meinem Publikum teilen möchte. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit der Stadt Neresheim und dem Publikum eine unvergessliche musikalische Erfahrung zu schaffen.

    Erklären Sie bitte kurz für jemanden, der sich nicht näher damit befasst hat: Was ist Klezmer-Musik, was sind ihre Ursprünge und zu welchen Gelegenheiten wurde sie einst gespielt?
    FEIDMANN: Das Wort 'Klezmer' stammt aus dem Jiddischen und leitet sich von den hebräischen Wörtern 'klei' (Gefäß) und 'zemer' (Melodie) ab, was so viel bedeutet wie 'Gefäß der Melodie' oder 'Instrument der Musik'. Klezmer-Musik hat ihre Ursprünge in Osteuropa und war ein fester Bestandteil von familiären Versammlungen, Hochzeiten, Geburtstagen und allen möglichen feierlichen Anlässen. Vor etwa 50 Jahren habe ich mich intensiv mit dieser Musikrichtung auseinandergesetzt und es geschafft, Klezmer-Musik in den größten und bekanntesten Sälen der Welt mit den besten Orchestern und Solisten zu präsentieren. Die Faszination für diese einzigartige Tradition treibt mich bis heute an.

    Von London bis Tokio: Sie sind auf allen Bühnen dieser Welt zuhause und haben dort große Erfolge gefeiert. Wie kommt es dann, dass Ihre Tournee Sie auch in eine kleine Stadt wie Neresheim mit ihren rund 8500 Einwohnern führt?
    FEIDMANN: Mir ging es nie darum, in welchen großen Städten oder Sälen ich auftrete. Überall, wo meine Musik geschätzt und gerne gehört wird, nehme ich die Einladung mit Freude an. Für mich zählt die Verbindung mit dem Publikum und die Möglichkeit, meine Musik mit Menschen zu teilen, die sie wirklich genießen. Jeder Ort hat seine eigene einzigartige Energie, und ich schätze die Vielfalt der Orte, an denen ich auftreten kann. Es ist das gegenseitige Verständnis und die gemeinsame Leidenschaft für die Musik, die für mich den wahren Wert eines Auftritts ausmachen.

    In Deutschland und in Europa breitet sich wieder Antisemitismus aus, verstärkt seit dem brutalen Überfall der Hamas in Israel. Sie sind Jude und haben viele Jahre in
    FEIDMANN: Zunächst einmal beunruhigt mich jeder Krieg, ganz egal, wo auf der Welt er ausbricht. Krieg bedeutet Zerstörung, Menschen verlieren ihr Leben, und das beunruhigt mich zutiefst. Ich bin kein Politiker, aber solange ich Liebe empfinde, werde ich mich für den Frieden einsetzen. Was die Lage in Deutschland betrifft, sehe ich uns Künstler in einer verstärkten Verpflichtung, für Klarheit und Menschlichkeit zu werben. In der Geschichte der Menschheit haben Künstler immer eine besondere gesellschaftliche Rolle gespielt. Persönlich spüre ich vielleicht weniger davon, aber ich höre und lese oft von unschönen Ereignissen, die passieren. Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass es immer noch Millionen von Menschen in Deutschland gibt, die sich für andere Menschen, andere Religionen einsetzen, auch wenn darüber weniger gesprochen wird. Dies ist auch eine Aufgabe der Presse: jeden Lichtblick zu zeigen und darüber zu berichten, damit gerade die junge Generation motiviert wird, sich guten Taten anzuschließen. Es ist wichtig, die positive Seite zu betonen und Menschen dazu zu ermutigen, sich für Mitmenschlichkeit und ein friedliches Miteinander einzusetzen.

    Wie schätzen Sie das ein: Sind Jüdinnen und Juden in Deutschland sicher?
    FEIDMANN: Es gibt sicherlich Regionen, in denen sich Juden weniger sicher fühlen, und gleichzeitig gibt es Regionen, wo sich Juden und Jüdinnen wohler fühlen. Generell betone ich auch bei meinen Konzerten, dass, wenn man die aktuelle Zeit in Deutschland mit der vor 80 Jahren vergleicht, man sehen kann, wie schön Liebe und Freundschaften sind. Viele Millionen Menschen fühlen sich in Deutschland wieder zu Hause. Ich möchte positiv in die Zukunft schauen und setze all meine Kräfte ein, um Menschen einander näherzubringen. Es ist mein Ziel, durch meine Kunst eine Brücke zwischen verschiedenen Gemeinschaften zu schlagen und zur Förderung von Verständnis und Harmonie beizutragen.

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