Acht Wisente grasen inzwischen auf der 36 Hektar großen Weide auf den Markungen Neresheim und Nattheim im Gewann Zwing/Buchhalde, unter anderem weil das erste Kalb der Kuh Branita auf die Welt gekommen ist. Überdies geben inzwischen Untersuchungen Anlass zu der Annahme, dass Wisente dem Klima gewaltig nützen, weil sie eine große Menge Kohlendioxid ersparen. Ein Biologe hat einer britischen Tageszeitung gesagt, die Wildnis für große Säugetiere wiederherzustellen sei ein wirksamer natürlicher Weg zum Klimaschutz. Auf dem Härtsfeld ist die Ansiedlung der Wisente als ein großes, wissenschaftlich begleitetes Natur- und Artenschutzprojekt zur Förderung der Biodiversität gestartet.
Ende 2022 ist der Wisent, das größte und schwerste Säugetier Mitteleuropas, damit wieder dorthin zurückgekehrt, wo es einmal heimisch gewesen ist. Seinerzeit wurde bereits die Hoffnung geäußert, dass im Jahr 2024 hier das erste Kälbchen auf die Welt kommen wird. Und jetzt ist es da, geboren von der Kuh Branita. Viel früher als erwartet stapfte es plötzlich mit zur Futterstelle, berichtet Bürgermeister Thomas Häfele. Über Nacht hatte Branita gekalbt und die Arbeiter, die gerade dabei waren, eine Fangstation zu bauen, staunten nicht schlecht.
Wisent in Neresheim hat schon Nachwuchs bekommen
Häfele: „Eigentlich hatten wir mit Nachwuchs erst im Juni oder Juli gerechnet. Aber es war auf jeden Fall eine sehr schöne Überraschung.“ Wisentmama Branita und ihr Kalb fühlen sich ihm zufolge sichtlich wohl auf der Weide. Ob das Kalb männlich oder weiblich ist, konnte noch nicht zweifelsohne festgestellt werden. Häfele: „Da Branita niemanden in die Nähe ihres Nachwuchses lässt, konnte das Geschlecht noch nicht sicher bestimmt werden."
Es gibt aber noch eine gute Nachricht: Die zweijährige Wisentkuh Bamika aus dem Tierpark Lange Erlen aus Basel ist in Neresheim angekommen. Dabei traf sie auch auf ihre Schwester Bajara. Diese war bereits vergangenes Jahr im Sommer von Basel auf das Härtsfeld gekommen. Damit besteht die Herde nun aus sechs Kühen, einem Bullen sowie dem Kalb.
Als Landschaftsgestalter sollen die Tiere nicht nur dafür sorgen, dass die Artenvielfalt zunimmt. Auch der Generhalt des Wisents ist ein zentrales Ziel des Projektes, um sein Aussterben zu verhindern. Schließlich gilt er immer noch als bedroht und streng geschützt. In den 1920er-Jahren gab es sogar nur noch zwölf zeugungsfähige Tiere auf der ganzen Welt. Auf dem Härtsfeld sind es jetzt schon acht. Gestartet war man mit den vier Wisentkühen Dalida, Sporona, Branita und Donröschen – der Name ist abgeleitet von der Donau – aus dem Wisentzentrum in Neuburg an der Donau. Wenn die Herde auf zwölf bis 14 Tiere angewachsen ist, sollen Tiere vom Härtsfeld beispielsweise in den Kaukasus ausgewildert werden.
Wie Wisente zum Klimaschutz beitragen sollen
Hinzu kommt nun der Aspekt Klimaschutz. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtet unter Berufung auf den britischen The Guardian über eine Herde von 170 Wisenten, die am Rande der Südkarpaten in Rumänien ausgewildert worden ist. Allein dadurch, dass die Tiere dort grasten, trampelten und Kot hinterließen, könnten sie von gewaltigem Nutzen für das Klima sein. Davon geht ein Forschungsteam von der Umweltfakultät der renommierten US-amerikanischen Universität Yale aus. Es erwartet bei den Tieren eine jährliche Ersparnis von rund zwei Millionen Tonnen CO₂.
Die Forscher erklären dem Bericht zufolge ihre Erwartungen so: Die Ökosysteme von Wald und Grasland gedeihen durch das gleichmäßige Grasen der umherziehenden Herde besser. Mit ihrer Verdauung verteilten die Tiere Nährstoffe und Samen, was die Fruchtbarkeit des Bodens steigere. Unter ihren Hufen verdichte sich der Boden, sodass weniger in den Pflanzen gespeichertes CO₂ an die Luft gelange.