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Neresheim: Geistlicher in Neresheim: Die Lebensentscheidung von Bruder Matthias

Neresheim

Geistlicher in Neresheim: Die Lebensentscheidung von Bruder Matthias

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    Bruder Matthias Maucher hat am Sonntag seine ewige Profess abgelegt.
    Bruder Matthias Maucher hat am Sonntag seine ewige Profess abgelegt. Foto: Viktor Turad

    In einer feierlichen, beeindruckenden und berührenden Zeremonie ist am Sonntag Bruder Matthias Maucher endgültig in die Mönchsgemeinschaft auf dem Neresheimer Ulrichsberg aufgenommen worden. In der herrlichen Barockkirche von Balthasar Neumann legte der 29-Jährige vor dem Oberen des Klosters, Konventualprior Pater Albert Knebel, und seinen Mitbrüdern sowie der Öffentlichkeit das Versprechen ab, künftig der Klostergemeinschaft die Treue zu halten und, wie es im Gelöbnis heißt, „gemäß dem Evangelium Christi und der Regel des heiligen Benedikt wahrhaft Gott zu suchen“.

    Diesem feierlichen Akt war eine viereinhalbjährige Zeit der Prüfung vorausgegangen, unterstrich Pater Albert in seiner Predigt. Dem Mönch wie jedem Christen gehe Christus als Licht auf und bleibe ihm immer zugewandt. Dies drücke sich auch im Ritus der definitiven Aufnahme in den Orden der Benediktiner aus. Der Geistliche rief seinen Mitbruder in sehr persönlichen Worten auf, in Gottes Großzügigkeit zu leben, einen Blick für den Nächsten und die Bereitschaft zum Helfen zu haben. Während der vergangenen viereinhalb Jahre habe in seinem Klosterleben auf Probe überlegt, ob dieser Lebensweg für ihn richtig sei. Er habe also eine Ahnung davon, was er jetzt tue, wenn er sich für immer an Christus binde. „Christus bleibt Ihnen zugewandt in Treue als Licht Ihres Lebens.“

    Bruder Matthias wirft sich auf den Boden

    Der Ritus zur endgültigen Aufnahme in die Neresheimer Mönchsgemeinschaft begann nach dem festlichen Einzug und dem Wortgottesdienst mit der Anrufung des Heiligen Geistes, ehe Bruder Matthias die feierliche Professformel vorlas, die auf der von ihm selbst gefertigten Urkunde niedergelegt ist. Danach drückte er im Gesang seine ganze Hingabe aus und warf sich zu Boden,während die große Glocke läutete und die Mönche sangen. Es folgte ein feierliches Segensgebet für ihn, ehe ihm Pater Albert sein Mönchsgewand, die sogenannte Kukulle, und das Monastische Stundenbuch, das Gebetsbuch der Mönche, übergab. Die Aufnahmezeremonie endete mit der Bitte von Bruder Matthias an jeden einzelnen Mönche um das Gebet und mit dem Friedenszeichen.

    Mit ihm leben nun auf dem Ulrichsberg nun sechs Mönche. Bruder Matthias ist für die Buchhandlung zuständig, nachdem er in Münsterschwarzach eine Buchhändlerlehre absolviert hat. Mit bürgerlichem Namen heißt es Florian Maucher, wurde in Stuttgart-Bad Cannstatt geboren und ist in Ehingen im Kreis Böblingen aufgewachsen. Er absolvierte nach dem Realschulabschluss eine Lehre als Bankkaufmann.

    Zuletzt hatte er ein Jahr lang als Baufinanzierungsberater gearbeitet. „Ich wollte nicht mein ganzes Leben lang Verträge verkaufen.“ Das sei zwar ehrenwert und gehöre zur Gesellschaft dazu, aber er habe etwas anderes machen wollen. Das Abitur nachholen zum Beispiel. Und so trat er in das Spätberufenenseminar in Wolfratshausen beim München ein. Dort besuchte er ein öffentliches Gymnasium in katholischer Trägerschaft und lebte mit jungen Männern im Internat zusammen.

    Probeweise drei Wochen Urlaub im Kloster Neresheim

    Das Stundengebet und die Messe waren Bestandteil des Tagesablaufs. „Das Stundengebet, also das regelmäßige Beten über den Tag hinweg, der rhythmische, fixe, wiederkehrende Tagesablauf – das hat mich gekriegt“, erzählte er uns. Daher suchte er ein Kloster in der Nähe seines Heimatorts Ehingen und wurde in Neresheim fündig. Auf dem Ulrichsberg machte er probeweise drei Wochen Urlaub im Kloster, lebte und betete zusammen mit der Mönchsgemeinschaft und fand Gefallen an ihrer Lebensform.

    Er trat ins Kloster ein, absolvierte ein Postulat von sechs Monaten und ein Noviziat von einem Jahr, ehe er sich mit der zeitlichen Profess festlegte, drei Jahre als Mönch zu leben. In dieser Zeit durfte er zwar seinen persönlichen Besitz haben, hatte aber einen Vermögensverwalter zur Seite. Über diesen Besitz konnte er auch vor seinem definitiven Eintritt ins Kloster verfügen und ihn beispielsweise verschenken. Denn es soll nicht auch nur der Anschein erweckt werden, man nehme jemanden ins Kloster auf, weil man darauf spekuliert, bei ihm sei etwas zu „holen“.

    Mit der ewigen Profess verbunden dagegen ist für den Mönch wie seinerzeit für seine Mitbrüder jeglicher Verzicht auf Besitz und Vermögen. Dann ist das Kloster für seinen Unterhalt zuständig, für Unterkunft und Verpflegung ebenso wie beispielsweise für Kosten einer ärztlichen Behandlung.

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