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Neresheim: Festliche Musik mit Pauken und Trompeten

Neresheim

Festliche Musik mit Pauken und Trompeten

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    Das Pfeiffer-Trompeten-Consort trat in der Abteikirche in Neresheim auf.
    Das Pfeiffer-Trompeten-Consort trat in der Abteikirche in Neresheim auf. Foto: Peter Urban

    Wenn es einen begeisterten Superlativ für ein klassisches Konzert geben sollte, dann wäre die Redewendung "mit Pauken und Trompeten" hier genau der richtige. Was die Zuhörerinnen und Zuhörer mit dem Pfeiffer-

    Die drei Brüder Joachim, Paul und Martin Pfeiffer sowie die junge Trompeterin Julie Bonde, Gewandhaus-Solopauker Mathias Müller und der Organist André Naumovich präsentierten festliche Musik für vier Trompeten, Pauken und Orgel und machten aus dem ehrwürdigen Kirchenschiff eine faszinierende, volltönende Klanghalle. Schon bei Jean-Philippe Rameaus "Entrée Les Sauvages" war zu erahnen, welch klangliche Vielfalt, welche Spielfreude und Hingabe zur Musik in den sechs Protagonisten steckt.

    Musiker sind in der Klassikszene bekannt

    Ein erster Höhepunkt und Gänsehautmoment bildete das Adagio des "Concerto Venziano" von Alessandro Marcello, das von Paul Pfeiffer unglaublich einfühlsam in den Raum gesandt wurde. Doch nur einen der Musiker hervorzuheben, wäre den jeweils anderen nicht Genüge getan. Allesamt sind sie in der Klassikszene wohlbekannt und mit zahlreichen Preisen verdientermaßen ausgezeichnet.

    Die Truhenorgel hatte es leider manchmal etwas schwer, gegen den vollen Sound der Trompeten durchzudringen. Doch was unten im Kirchenschiff fehlte, machte Organist André Naumovich an der großen Holzhay-Orgel wieder wett: Seine "Passacaglia" des heute leider fast in Vergessenheit geratenen Komponisten Johann Caspar von Kerll oder Bachs "Jesus bleibet meine Freude" war ungetrübter Hörgenuss.

    Der Zuhörer hätte gern öfter seine Begeisterung zum Ausdruck gebracht

    In diesem Zusammenhang möchte der Rezensent seinem Ärger über eine – seiner Meinung nach – Unsitte Luft machen, dass in Kirchen zwischen den einzelnen Stücken nicht geklatscht werden darf. Dieses Konzert war bei jedem einzelnen Musikstück so inspirierend und anrührend, dass es beinahe körperliche Schmerzen verursachte, hier als Zuhörer seiner Begeisterung nicht Ausdruck verleihen zu können. Stattdessen: beklemmende Stille nach einem Klangerlebnis, selbst nach so aufpeitschenden Paukensolis wie bei der "Allemande" (mit Orgel) von Anthony Holborne oder dem "Marche de timbales" (solo), bei dem Mathias Müller das Kirchenschiff fast zum Beben brachte.

    Dazwischen "Fanfare for St. Edmundsbury" (Benjamin Britten), zu der sich Julie Bonde, Joachim und Paul Pfeiffer als geradezu magisches Dreieck im Kirchenschiff gegenüberstanden. Edvard Griegs "Morgenstimmung" war wohl selten schöner zu hören als in der Pfeiffer-Bonde-Interpretation an diesem Abend. Kurz vor Schluss begab sich Organist André Naumovich wieder auf die Empore, um mit dem "großen Besteck" Johann Ludwig Krebs "Praeambulum supra – Allein Gott in der Höh sei Ehr" seine ganze Klasse zu zeigen. Es war ein Fest dieser sechs Ausnahmekönner, die Klänge in die schöne Abteikirche zauberten, deren Wucht man sich nicht entziehen konnte und deren Nachhall jeweils noch Sekunden im Raum stand. Zum Schluss wurde eine Suite aus der Oper "Rinaldo" von Georg Friedrich Händel mit seinem Welthit "Lascia ch'io pianga" gespielt, der Gänsehaut hervorrief, bevor endlich geklatscht werden durfte. Zwar laut und begeistert, doch verdient wären Ovationen gewesen.

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