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Natur: Die Renaissance einer Pflanze

Natur

Die Renaissance einer Pflanze

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    Die Luzerne, auch Alfalfa genannt, wird in der Landwirtschaft als Futtermittel verwendet. Die Nachfrage nach ihr steigt – auch im Ries. Die violetten Blüten lassen sich wohl ab Mai wieder bewundern.
    Die Luzerne, auch Alfalfa genannt, wird in der Landwirtschaft als Futtermittel verwendet. Die Nachfrage nach ihr steigt – auch im Ries. Die violetten Blüten lassen sich wohl ab Mai wieder bewundern. Foto: Holger Hollemann, dpa

    Hermann Hubel kann sich noch genau erinnern. Damals, als kleiner Bub, konnte er im Ries viele Felder mit violetten Blüten bestaunen. „Vor 50 Jahren wurden in der Region vielerorts Luzerne angebaut“, sagt der Landwirt aus Lierheim bei Möttingen.

    Gut möglich, dass beim 58-Jährigen wieder Kindheitsgefühle hochkommen. Seit zwei Jahren baut Hubel Luzerne an. Die Pflanze mit den sehenswerten Blüten war wegen zunehmendem Mais-Anbau in den 80er-Jahren fast vollständig von den Feldern der Region verdrängt worden. Heute ist das anders. Luzerne sind wieder im Kommen. Auch im Ries bauen Landwirte die Pflanze zunehmend an und verwenden sie als Futtermittel.

    Von einer „Renaissance“ sprechen Vertreter der Trocknungsgemeinschaft Wechingen. Diese verarbeitet und vertreibt die heißluftgetrocknete Form der Futterpflanze. „Die Luzerne liegt im Trend“, sagt Geschäftsführer Christian Schnierle. Seit drei Jahren vertreibt die Gemeinschaft die Pflanze. Produzierte sie anfangs noch 1200 Tonnen pro Jahr, sind es mittlerweile 2000 Tonnen. „Es wird von Jahr zu Jahr mehr“, stellt Schnierle fest.

    Er führt durch den Lagerraum seines Betriebes. Rund fünf Meter hoch türmen sich dort grüne Heu-Pakete. „Alles Luzerne“, erklärt Schnierle. Die Nachfrage nach dem Produkt sei derart steigend, dass die Trocknungsgemeinschaft momentan ihre Lagerfläche erweitert, berichtet der Geschäftsführer.

    Die Luzerne, oder auch Alfalfa, hat in der Landwirtschaft eine lange Tradition. Bereits Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends sei sie laut der Bayerischen Landesanstalt für

    Ein weiterer Effekt der bis zu fünf Meter langen Wurzeln: „Die Luzerne kann bei Dürre länger durchhalten“, sagt Verkaufsleiter Betz. „Dadurch hat der Landwirt eine höhere Ertragssicherheit.“

    Die Luzerne bringt in ihrer Funktion als Futtermittel einige Vorteile mit sich – nicht umsonst hat sie auch den Namen „Königin der Futterpflanzen“. Sie beinhaltet Vitamine, Mineralstoffe und einen hohen Anteil an gut verdaulichem Eiweiß. Dazu kommt: Der Stiel hat eine relativ feste Struktur – ideal für Wiederkäuer. Als Futtermittel findet die Luzerne deshalb vor allem bei Milchvieh und Kälbern Verwendung. Aber beispielsweise auch Geflügel-Bauern können Luzerne in ihrem Stall einsetzen. Durch die stabile Struktur eignen sie sich als Beschäftigungsmaterial. Statt sich gegenseitig zu verletzen, können die Tiere auf das Heu picken.

    Hermann Hubel verfüttert einen Teil seiner Luzerne in Form von Pellets an seine Schweine. Den Rest der jährlich bis zu 90 Tonnen Ertrag verkauft er an die Trocknungsgemeinschaft. Auf 2,5 Prozent seiner Anbaufläche – rund drei Hektar – baut er die Luzerne an. Mit der Wechinger Gemeinschaft als Abnehmer hat er einen Vertrag über drei Jahre. „Ich schaue erst einmal, inwieweit sich das lohnt“, sagt Hubel. „Dann entscheide ich, ob ich die Luzerne auch weiterhin anbaue.“

    Violett blühen wird es auf seinem Feld in diesem Jahr mindestens ein Mal – zuerst wohl im Mai.

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