Nach dem Hochwasser im Donau-Ries-Kreis: Kommen jetzt die Mücken?
Weil Mücken die Kombination aus Wasser und Wärme lieben, gibt es im Landkreis gerade viele von ihnen. Was gegen die Insekten hilft und wer sich über sie freut.
Ein überraschendes Klatschen auf Terrassentische, zerriebene Insektenbeine zwischen den Fingern und ein hohes Summen im Ohr, das den Schlaf in der Nacht raubt: Mücken begleiten die schönsten Sommertage und mit ihnen kommt der Ärger über ihre juckenden Stiche. Dass die Mücken aktuell besonders vielzählig auftreten und die Menschen um ihre Ruhe bringen, bestätigt das Gesundheitsamt im Donau-Ries: Durch das Hochwasser ist vorübergehend mit einem vermehrten Auftreten von Stechmücken zu rechnen, heißt es da. Auch die aktuelle feuchte Wärme nennt Wolfgang Dittrich, Sprecher des Bayerischen Apothekerverbandes für den Landkreis, ein gutes Wetter für die Mücken.
Die Wassermassen, die vor allem im Landkreis Felder und Orte fluteten, sind dem Gesundheitsamt zufolge nur langsam abgelaufen, durch das teilweise hohe Grundwasser blieben mehrere Tage Flächen mit Pfützen und Tümpeln zurück, die sich nur langsam zurückentwickeln – eine Brutstätte für die nächste Generation der kleinen Blutsauger. Bei sommerlichen Temperaturen könnten sich unter diesen Umständen in nur wenigen Tagen Stechmücken in hoher Zahl entwickeln.
Ob es im Donau-Ries im Sommer mehr Mücken gibt, hängt vom Wetter ab
Ob der Trend zur Mücke lediglich ein vorübergehendes Leid ist oder den ganzen Sommer über bestehen wird, kann das Gesundheitsamt nicht sagen. Die Entwicklung hänge von den Wetterbedingungen, unter anderem auch von den Nachttemperaturen ab. Klimatische und meteorologische Prognosen könne die Behörde nicht abgeben.
Immerhin gesundheitlich gibt es bei einem Mehr an Mücken keine Bedenken, da einheimische Arten in der Regel keine Krankheitserreger übertragen, beruhigt das Amt. Krankheiten, die von Mücken übertragen werden, werden in Deutschland vorwiegend von Reiserückkehrern als Infektion importiert, nachdem diese sich im Zielland etwa mit Malaria, West-Nil- oder Dengue-Fieber angesteckt haben. Zwar ist auch die Tigermücke im Südwesten Deutschlands im Vormarsch, auch sie müsste aber erst durch einen infizierten Reiserückkehrer ein gefährliches Virus aufnehmen und bei Blutmahlzeiten an einen gesunden Menschen weiterübertragen.
Auch Akzeptanz kann bei Mückenstichen hilfreich sein
Gefährlich werden könnte es am ehesten, wenn ein Mückenstich durch Keime und Bakterien infiziert wird: Die befinden sich auf der Hautoberfläche und könnten durch einen aufgekratzten Stich in den Körper eindringen. Wolfgang Dittrich rät in so einem Fall, die gereizten Hautpartien genau zu beobachten und ärztlich abklären zu lassen. Solche sogenannten Sekundärinfektionen müssten unter Umständen mit Antibiotika behandelt werden. Im schlimmsten Fall könnte die gerötete Haut auch auf eine Ansteckung mit Borreliose hindeuten. Dabei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die von Zecken übertragen wird und ebenfalls ärztlich behandelt werden muss. Das aktuelle feuchtwarme Wetter begünstige nämlich auch die Ausbreitung von Zecken, warnt Dittrich.
Wenn die Mücke zugestochen hat und der Juckreiz quält, empfiehlt Dittrich zuallererst, den Stich zu kühlen. Auch können Präparate aus der Apotheke mit Antihistaminika den Juckreiz lindern. Für empfindliche Personen gebe es leicht kortisonhaltige Salben. Ein Geheimrezept gegen juckende Stiche gebe es aber nun mal nicht, sagt der Apotheker. Manchmal nütze auch Akzeptanz, um das Jucken besser zu ertragen: "Sich zu erlauben, dass man in einer ungünstigen Situation ist, kann manchmal auch schon hilfreich sein."
Es gibt Vorkehrungen gegen den Mückensommer im eigenen Garten
Eine andere Möglichkeit wäre, das Problem an der Wurzel zu packen und die Vermehrung von Mücken im eigenen Zuhause zu verhindern. Hier rät das Gesundheitsamt des Landkreises dazu, mögliche Brutstätten im Garten und auf dem Balkon zu verhindern: Das wären etwa Dauerpfützen, mit Wasser gefüllte Gefäße wie Blumenuntersetzer und Gießkannen. Vogeltränken sollten regelmäßig entleert werden, Regentonnen könnten mit engmaschigen Netzen oder Netzdeckeln gegen Mückenanflug abgedichtet werden – eine Nylonstrumpfhose tut es auch.
In den Sommermonaten empfiehlt das Amt Fliegengitter an Fenstern und Türen. Und den einfachen Trick: Wer Mückenstiche vermeiden wolle, sollte vor allem die Dämmerung im Freien meiden. Ätherische Öle hingegen kann Apothekenverbandssprecher Wolfgang Dittrich nicht als effektiv befürworten, er setzt stattdessen auf Insektenschutzmittel aus der Apotheke und auf lange Kleidung, "auch wenn's langsam schwer wird bei diesen Temperaturen". Einen hundertprozentigen Schutz vor Mückenstichen gebe es aber nicht, sagt Dittrich.
Wenn all das nichts hilft, die Mücke sich trotz aller Vorkehrungen ab und an am eigenen Blut gütlich tut und nur das Jucken bleibt, lässt sich zumindest eine gelassene Haltung gegenüber den Insekten üben: Für das Ökosystem spielen die Mücken und ihre Larven eine wichtige Rolle, dienen sie doch als Nahrung für vielerlei Tiere, von Spinnen, Fischen, Amphibien, Libellen bis hin zu Vögeln, betont der Naturschutzbund Deutschland auf seiner Webseite. Ein kleiner Trost also ist, des einen Leid ist in diesem Fall immerhin der anderen Freud.
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