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Im Pfarrheim leben Erinnerungen an schöne Kirbe-Feste wieder auf
![Franz Friedel (rechts) und Hermann Greiner (links): In Munningen ging es um das Thema Kirchweih. Franz Friedel (rechts) und Hermann Greiner (links): In Munningen ging es um das Thema Kirchweih.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Franz Friedel blickt im Munninger Pfarrheim auf die Anfänge der Kirchweih-Feiern zurück. Als Erntedankfest werden sie erst 1850 verstanden.
In der gemütlichen Atmosphäre des Dachgeschosses des katholischen Pfarrheims Munningen ließ Franz Friedel die Kirbe mit ihren vielerlei Umständen wieder aufleben. Ihre Wurzeln seien in der Weihe von Kirchen seit dem Ende der Christenverfolgungen im 4. Jahrhundert zu suchen; denn deren Jahrestage samt dem Fest des Kirchenpatrons wurden schon früh von den Gläubigen würdig begangen.
Besonders unter dem Einfluss der volksnahen Franziskanermönche seit dem 13. Jahrhundert mehrten sich die volkstümlichen Bräuche, die in der „kirchlich-dörflichen Genossenschaft“ eine wichtige Rolle spielten. Das dörfliche Jahr fand im Kirchweihfest einen Höhepunkt, der in besonderem Essen, im Tanz und in (Wett-)Spielen, mitunter sogar in offenen Märkten bestand. Da machten sich nicht selten sogar Ausschweifungen amouröser Art breit, was auch Hans Sachs süffisant in seine Dichtung aufnahm. Nicht zuletzt meinte Franz Friedel, habe sogar die lutherische Lehre von der – allerdings anders gedachten – „Freiheit eines Christenmenschen“ einen zusätzlichen Einfluss ausgeübt.
Kirchweih wurde im ausgelassenen Barock wieder gern gefeiert
Der Dreißigjährige Krieg habe eine herbe Zäsur bedeutet, das eher ausgelassene Barockzeitalter habe jedoch die Kirbe zu alter Frische geführt, bis die rational-betonte Aufklärung dem volkstümlichen Übermut Schranken setzte. Vorher hätten dies der bewaffnete Kirchweihschutz des Dorfherrn sowie amtliche und kirchliche Verordnungen versucht. Seitdem 1850 das Kirchweihfest auf den dritten Oktobersonntag gelegt wurde, wird die Kirbe als eine Art Erntedankfeier verstanden. Besaß dieses Fest einst eine einzigartige Stellung im Jahreslauf, hat es sich heute, wo die früher seltenen „Ingredienzien“ alltäglich geworden sind, allgemein aufs profane Schlachtschüssel-Essen reduziert.
Die sehr engagierte und lehrreiche Darstellung stützte sich auf reiches Quellenmaterial und ging auch auf die teilweise recht verschiedenen Bräuche in den konfessionell getrennten Rieser Dörfern ein. Als angenehme Überraschung der rund 50 Besucher servierte die Familie Friedel früher übliches Kirchweihgebäck. Zur heiteren Stimmung passten viele der damals gern und in Munningen in kräftigem Chor gesungenen Tanzlieder, die Hermann Greiner auf seinem Akkordeon schwungvoll begleitete.
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