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Munningen: 30 mal 30 Meter großes Bauwerk der Römer in Munningen entdeckt

Munningen

30 mal 30 Meter großes Bauwerk der Römer in Munningen entdeckt

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    Mit modernster Technik erkundeten im Frühjahr Wissenschaftler in Munningen ein Gebäude aus der römischen Epoche.
    Mit modernster Technik erkundeten im Frühjahr Wissenschaftler in Munningen ein Gebäude aus der römischen Epoche. Foto: Werner Paa

    Wenn vor wenigen Jahrzehnten von der Archäologie die Rede war, dachte man wohl in erster Linie an die herkömmliche Ausgrabung mit dem Spaten. Mittlerweile bedient sich die Wissenschaft aber verschiedener geophysikalischer Methoden, die Einblicke in den Boden ermöglichen, ohne einen Eingriff vorzunehmen. Bei günstigen Bedingungen zeichnen sich Mauerzüge, Gräben oder Gruben ab, die eine Beurteilung eines Bodendenkmals ermöglichen. Dadurch können heute Erkenntnisse gewonnen werden, die früheren Forschern verborgen bleiben mussten.

    Bei der Magnetometerprospektion und mit dem Georadar werden Abweichungen im Erdmagnetfeld gemessen, die durch archäologische Strukturen im Boden ausgelöst werden. So können unterirdische Siedlungsreste entdeckt werden, die mit spezieller Computersoftware auf einem Magnetogramm abgebildet werden. Diese Verfahren sind mittlerweile von großer Bedeutung, da sie ohne einen Bodeneingriff und daher völlig zerstörungsfrei arbeiten.

    Überreste einer Fußbodenheizung der Römer in Munningen gefunden

    Eine solche Untersuchung wurde im Bereich der römischen Siedlung Losodica in Munningen durchgeführt. Wissenschaftler aus München sondierten einen Bereich, in dem bereits früher durch Begehungen und durch eine Luftaufnahme ein bis dahin unbekanntes Gebäude entdeckt worden war. Zahlreiche Tonscherben, ausgepflügtes Mauerwerk mit Verputzbrocken sowie Überreste einer Fußbodenheizung, wiesen auf ein größeres Bauwerk hin. Die bisher von dort bekannten Funde sowie zwei Münzen des Antoninus Pius (138–161) und Commodus (180–192) stammen aus der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts. Vor allem aus der Regierungszeit des

    Die Untersuchungen der Wissenschaftler erbrachten jetzt in kurzer Zeit den sicheren Nachweis eines rund 30 mal 30 Meter großen Steingebäudes mit mehreren beheizbaren Innenräumen, dessen Funktion aber noch unklar ist. Denkbar wäre eine Übernachtungsstation (mansio) für Reisende, die in größeren römischen Siedlungen üblich war. Sicher dürfte aber sein, dass es sich aufgrund der Größe nicht um ein privates, sondern um ein öffentliches Gebäude gehandelt hat.

    Dupondius des Kaisers Antoninus Pius, geprägt um 152 nach Christus., unter dessen Regierung zahlreiche Baumaßnahmen durchgeführt wurden.
    Dupondius des Kaisers Antoninus Pius, geprägt um 152 nach Christus., unter dessen Regierung zahlreiche Baumaßnahmen durchgeführt wurden. Foto: Werner Paa

    Bis vor zwei Jahrzehnten basierte das Wissen um den Ort Losodica noch auf den Grabungen der Reichslimeskommission 1906 und der Untersuchung im Jahre 1971. Durch neue Methoden und Grabungen erscheint das römische Munningen heute in einem ganz anderen Licht. Offenbar hat sich dort nach dem Abzug der bis dahin stationierten rund 600 Mann starken Kohorte um 110 nach Christus eine zivile Siedlung mit überörtlicher Bedeutung entwickelt, deren ursprüngliche Größe noch nicht bekannt ist. Der Grund war wohl das gut ausgebaute Straßennetz, das den Ort mit den benachbarten Garnisonen und Orten verband. Mehrere Speicherbauten deuten darauf hin, dass sich hier eine zentrale Nachschubbasis für die am Limes stationierten Truppen befunden hat, die unter Aufsicht des Militärs stand. Dort könnten die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der zahlreichen Gutshöfe im Ries gesammelt und gelagert worden sein.

    Die Funde ermöglichen mittlerweile aber auch etwas über das Alltagsleben in dem Ort zu erfahren. Durch eine 2009 entdeckte Inschrift hat man Kenntnis von einem dort ansässigen Verein oder einer Innung, die sich collegium juventutis benannte, und die sich offenbar um einen Tempel für die Göttin securitas aeterna kümmerten. Im Umfeld des Heiligtums fanden die Archäologen eine große Menge verbrannter Knochen von Schafen, die dort geopfert wurden. Ein ganz besonderer Fund ist ein bronzener Stimmwirbel eines Musikinstrumentes. Vermutlich wurden die rituellen Handlungen von den Klängen einer Kithara begleitet. Zu den Attributen mit denen der Gott Apollo abgebildet ist, gehört ein solches Saiteninstrument.

    Fässer wurden in der Gegen von Ravenna gebaut

    In den zahlreich entdeckten Brunnen waren auch zur Verschalung ausgediente Holzfässer eingebracht worden, die in der Gegend von Ravenna gebaut wurden. Eines dieser Fässer aus Weißtannenholz mit einem Volumen von 900 Litern stammt aus dem Jahre 119. Die Funde zeigen, dass man auch im Grenzland des römischen Reiches nicht auf die üblichen Annehmlichkeiten verzichten wollte. Gleichzeitig sind sie ein Beleg für einen intensiven Warenaustausch zur damaligen Zeit.

    Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse die Daten der Wissenschaftler erbringen und welche Überraschungen noch im Erdboden um Munningen verborgen sind. So ist zum Beispiel die Lage der römischen Friedhöfe bis heute unbekannt. Auch die Frage, ob sich am Wörnitzufer eine Bootslände befunden hat, wartet noch auf eine Beantwortung.

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