Die Bürgerinnen und Bürger in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen müssen sich auf deutlich höhere Müllgebühren einstellen. Allerdings gibt es noch eine Schonfrist, die neue Gebührensatzung tritt erst im Juli kommenden Jahres in Kraft. Ursprünglich war vorgesehen, die Müllgebühren bereits zum 1. Januar 2024 zu erhöhen.
Der Werkleiter des Abfallwirtschaftsverbands Nordschwaben (AWV) Gerhard Wiedemann geht in den Ruhestand. Die Erhöhung der Gebühren wollte er nicht gleich seiner Nachfolgerin aufbürden, sondern sie noch selbst auf den Weg bringen. Die neue Satzung war bereits bei der AWV-Sitzung im Oktober heftig umstritten gewesen. Wiedemann nannte damals mehrere Gründe, warum die Erhöhung nötig sei: Die Vermarktungserlöse gingen deutlich zurück, die Personalkosten stiegen, die CO2-Steuer auf Abfallverbrennung werde eingeführt, die neu ausgeschriebenen Leistungen zur Sammlung der Papiertonne und die Transportleistungen für die Recyclinghöfe werden ebenfalls teurer. "Wir haben kein Einnahmeproblem, wir haben ein Ausgabenproblem", so Wiedemann bei der Sitzung im Herbst. Die Mitglieder des AWV einigten sich damals auf eine neue Satzung. Da aber auch der Wirtschaftsplan geändert werden musste, konnte sie noch nicht verabschiedet werden.
80-Liter-Restmülltonne kostet 42,60 Euro pro Quartal
Das wurde jetzt bei der AWV-Sitzung in Nördlingen gemacht: Im Schnitt müssen die Bürgerinnen und Bürger künftig 30 Prozent mehr für die Abfallbeseitigung zahlen. Die Kosten für die Leerung der üblichen Restmülltonne von 80 Litern erhöhen sich zum 1. Juli 2024 von jetzt 32,70 Euro auf 42,60 Euro je Quartal. Die Kosten für eine Biotonne von 120 Litern steigen von 15,90 Euro pro Quartal auf 20,70 Euro. Ausgenommen von den Preiserhöhungen sind die Gebühren auf den Recyclinghöfen.
Landrat Stefan Rößle betonte, er hoffe, die Gebühren könnten anschließend wieder längere Zeit stabil bleiben. Er verwies darauf, dass die Gebühren für den Restmüll seit 1998 gesunken seien. Die Kosten nach der Erhöhung seien noch immer niedriger als 1998: Damals habe die Entsorgung einer 80 Liter Tonne 230 Euro im Jahr gekostet, ab 2025 seien es 170,40 Euro. Auch Rößle verwies auf die gestiegenen Kosten und die sinkenden Erlöse. Mit dem Verkauf von Schrott, Altholz, Papier und anderen Wertstoffen mache man rund 1,4 Millionen Euro weniger Umsatz. Durch die Corona-Pandemie habe es in den Jahren 2021 und 2022 außerordentliche Spitzenwerte gegeben, so Rößle.
Beide Jahre erwirtschaftet AWV ein Minus
Im Jahr 2024 wird der AWV ein Defizit von rund 1,3 Millionen Euro erwirtschaften, nach rund einer Million Euro in diesem Jahr. 2025 soll der Haushalt wieder ausgeglichen sein. Der Wirtschaftsplan und die Neufassung der Gebührensatzung wurden ohne weitere Diskussion einstimmig verabschiedet.
Die Sitzung war auch Gelegenheit für Abschiede und Neuzugänge. Zwei Positionen werden neu besetzt: Emma Christa wird Wiedemanns Nachfolgerin und Elke Hirner übernimmt als Abteilungsleiterin für die Recyclinghöfe auch die Position der stellvertretenden Werkleitung.
Werkleiter Gerhard Wiedemann verabschiedet
Ein emotionaler Moment war die Verabschiedung von Werkleiter Wiedemann und ein Rückblick auf seine Leistungen seit dem Amtsantritt im November 1998. In dieser Zeit, so Landrat Rößle, sei ein breites Angebot für die Bürger entstanden, die Recyclinghöfe seien modernisiert und ein Infotelefon eingerichtet worden. In Wiedemanns Amtszeit wurden die Container- und Umweltpaten eingeführt und mittlerweile ist es auch möglich, beim Verband dual zu studieren. Aus einem kleinen und manchmal auch umstrittenen Unternehmen sei ein starker wirtschaftlicher Verband geworden, so Rößles Fazit.
Wiedemann dankte für diese Verabschiedung, die für ihn, den Nördlinger, auch in Nördlingen stattgefunden habe. Der Kreis habe sich geschlossen, so der scheidende Werkleiter. „Kann sein, dass meine Stimme manchmal bricht“, meinte er vor seinem kurzen Rückblick – und das tat sie dann auch. Es sei aber gut zu gehen, betonte Wiedemann: Er habe mehr Zeit für seine Familie und es sei gut, dass seine Nachfolgerin schon da sei. Die Versammlung dankte ihm mit langanhaltendem Applaus.