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Marktplatz-Sperre in Nördlingen: Ärzte sammeln 920 Unterschriften

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Ärzte sammeln 920 Unterschriften gegen die Nördlinger Marktplatzsperre

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    Dr. Claudia Völkl (von links), Dr. Winfried Grunert, Stephan Guyot und Erlend Nordmo (rechts) übergeben die gesammelten Unterschriften zur Marktplatzsperrung an OB David Wittner.
    Dr. Claudia Völkl (von links), Dr. Winfried Grunert, Stephan Guyot und Erlend Nordmo (rechts) übergeben die gesammelten Unterschriften zur Marktplatzsperrung an OB David Wittner. Foto: Jan-Luc Treumann

    Der Poller ist unten. Seit diesem Montag können Autofahrerinnen und Autofahrer tagsüber wieder über die Baldinger Straße auf den Nördlinger Marktplatz fahren. Jene Sperre galt seit Ende Juli, sie war aber nur ein Teil des großen Verkehrskonzeptes, das der Stadtrat im Juni verabschiedet hat. Es ist aber – neben Tempo 20 – die bislang auffallendste Maßnahme gewesen. Der Plan: Im Sommerhalbjahr soll der Marktplatz verkehrsberuhigt sein, dafür wird der Zugang über die Baldinger Straße gesperrt. Doch unter anderem die Ärzte und Apotheker sehen die Maßnahme kritisch und haben Unterschriften gesammelt. Mit eindeutigem Ergebnis.

    Das schilderte Apotheker Stephan Guyot bei der Übergabe der Unterschriften an Oberbürgermeister David Wittner: Insgesamt haben die Bürgerinnen und Bürger 1019 Umfragebögen ausgefüllt, rund 920 davon mit dem Ergebnis, dass sie gegen die Sperrung seien beziehungsweise die bisherige Regel (Sperre zwischen 18 und 5 Uhr) für ausreichend erachteten. 18 Bürgerinnen und Bürger hatten angekreuzt: "Ich finde die Idee super". Guyot übergab die Unterschriften zusammen mit den Ärzten Dr. Claudia Völkl, Erlend Nordmo und Dr. Winfried Grunert stellvertretend für viele Gesundheitsdienstleister, die es vor Ort gebe.

    Marktplatzsperre in Nördlingen: Zeitfenster für Ärzte?

    In der Diskussion zwischen den Medizinern und dem Oberbürgermeister zeigte sich die Komplexität des Themas, verschiedene Aspekte wurden angesprochen, einer ist die Erreichbarkeit. Völkl betonte, dass sie und ihre Kollegen in dieser Gegend rund ein Drittel in der Gesundheitsversorgung der Stadt Nördlingen leisten würden. Doch sie sähen den Zugang zu ihren Praxen und Apotheken gefährdet. Gerade ältere Patienten bräuchten den Zugang, schilderte Grunert, über die Hälfte seiner Patienten sei älter als 60 Jahre, viele müssten bis vor die Tür gebracht werden. Wittner fragte, ob sie nicht über die Rückseite kommen könnten – den Weg würden viele Auswärtige aber nicht kennen und über die Luckengasse sei es zu kompliziert, so Grunert. Über jene Straße war in den vergangenen Monaten der Marktplatz zugänglich.

    Der Oberbürgermeister wollte wissen, ob es nicht bestimmte Zeitfenster gebe, in denen die älteren Personen zu den Ärzten fahren könnten. Allerdings schilderten Völkl und Nordmo, dass zwischen 8 und 18 Uhr den ganzen Tag Patienten in ihre Praxen kämen, das lasse sich nicht steuern, genauso wenig bei einer Physiotherapiepraxis. Nordmo meinte, es funktioniere auch nicht, weil Menschen immer wieder unangekündigt für eine kurze Beratung oder ein Rezept kämen. Veränderungen sorgten immer für Ärger, sagte der Oberbürgermeister, die Menschen würden sich daran gewöhnen – sofern man nicht ständig die Regeln ändere: "Es muss Verlässlichkeit geben, dann können sich die Leute darauf einstellen und etwas organisieren."

    Nördlinger Hausärzte plädieren für Erreichbarkeit

    Laut Grunert und Guyot hätten aber auch Händler die Auswirkungen der Sperre gemerkt, die Beteiligten zeichneten ein grundsätzliches Bild der Innenstadtlage: Wittner sagte, Verkehr ist nur ein Aspekt. Der Einzelhandel sei schon seit Jahren unter Druck, nicht nur in Nördlingen. Allerdings wisse er, dass viele Entscheidungen derzeit jenseits des Verkehrskonzeptes getroffen würden. Mancher Arzt werde für eine barrierefreie Praxis in einigen Jahren aus der Altstadt ziehen. Da könne man alles öffnen und Tempo 50 erlauben, das ändere nichts.

    Erlend Nordmo stimmte zu, dass viele Aspekte sich auswirkten, aber wenn man zu viele Abstriche machen müsse, stünden die Ärzte vor Problemen. Einer dieser Aspekte sei die Erreichbarkeit.

    Unterschiedliche Vorstellungen in der Verkehrsdebatte in Nördlingen

    Kurz wurden alternative Lösungen angesprochen: Der Rufbus Nö-Mobil sei gut, fahre aber nicht direkt zu den Praxen. Winfried Grunert könnte sich einen allgemeinen Shuttlebus vorstellen, der die Menschen von Parkplätzen außerhalb unter anderem zu den Ärzten in die Innenstadt bringt: "Dafür würde ich auch einen Obolus in den Hut werfen." Eine Überlegung im Diskurs, die Einbahnstraßenregelung in der Polizeigasse aufzuheben, sah Claudia Völkl kritisch, weil die Patienten bei ihr kaum abgesetzt werden könnten.

    Es zeigte sich in der Debatte, dass teilweise unterschiedliche Vorstellungen aufeinanderprallen: David Wittner hatte einmal gesagt, das Konzept sei von den Schwächsten her gedacht: kleinen Kindern, Menschen mit Rollatoren; für sie sei es nun sicherer als früher – Guyot wiederum führt an, jene Betroffenen oder Eltern hätten sich in der Umfrage beschwert, weil sie nicht mehr zu den Geschäften kämen.

    Wie geht es weiter in der Frage um die Marktplatzsperrung? Der Oberbürgermeister kündigte an, dass die Stadtverwaltung bald eine eigene Nachbesprechung der Marktplatzsperre durchführen werde. Vermutlich im Februar werde sich der Stadtrat wieder mit dem Thema befassen. Im Sommer hatte der OB gesagt, dann wolle man den genauen Zeitpunkt für Sperre 2024 festlegen.

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