Die TH Wohnbau Angels Nördlingen starten am Wochenende in die neue Basketball-Saison. Im Gespräch mit den Rieser Nachrichten blickt Trainer Patrick Bär auf die vergangene Spielzeit zurück und spricht über die Ziele für die nächsten Monate.
Vergangene Saison ist Ihre Mannschaft im Playoff-Viertelfinale knapp an den Hurricanes Rotenburg gescheitert. Haben Sie die Niederlage schnell verdaut?
Bär: Das ging relativ schnell. Denn wir wussten die komplette Saison über, wie gering unsere Möglichkeiten auf ein Halbfinale sind. Wir haben immer sehr intensiv gespielt und es war abzusehen, dass in den Playoffs – bei kürzerer Regenerationszeit – unsere Kräfte schneller schwinden. Wir haben nach, aber auch schon vor dem Ausscheiden, viele Gespräche mit aktuellen und neuen Spielerinnen geführt.
Mit Melissa Jeltema und Nayo Raincock-Ekunwe haben zwei Führungsspielerinnen und noch dazu die überragenden Scorer die Angels verlassen. Wie schwer wiegt deren Abschied?
Bär: Das ist ein großer Verlust, denn die beiden waren nicht nur unsere Topscorer, sondern die der gesamten Liga. Dadurch ist es bei uns gewissermaßen zu einem Umbruch gekommen, aber den gibt es Jahr für Jahr. Es gibt immer Veränderungen in der Kaderzusammenstellung. Aber ihre Abgänge haben wir sehr gut aufgefangen.
Wer soll die Lücke von Jeltema und Raincock-Ekunwe schließen?
Bär: Das geht nur über das Kollektiv. Solche Spielerinnen kann niemand eins zu eins ersetzen. Denn jeder Mensch und Sportler hat unterschiedliche Charakterzüge, Führungs- und Scoringqualitäten.
Wie zufrieden sind Sie mit den Neuzugängen Nelli Dietrich, Hillary Sigmon und Heidi Schlegel?
Bär: Mit ihnen können wir sehr zufrieden sein. Sie haben zwar nicht die spielerische Extraklasse, die wir vielleicht verloren haben, dafür haben sie hohe Qualitäten in der Offensive und in der Defensive. Unser Mannschaftsspiel ist dadurch variabler geworden und wir sind nicht mehr so leicht auszurechnen. Speziell die beiden Amerikanerinnen (Sigmon und Schlegel, Anmerkung der Redaktion) sind sehr variabel. Nelli Dietrich hat sehr viel Erfahrung und eine sehr große Führungsqualität – auf und abseits des Feldes. Übrigens hat Amenze Obanor, die letzte Saison schon im Trainingskader stand, jetzt den Sprung in die Mannschaft geschafft.
Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?
Bär: Wir hatten wieder eine sehr kurze Vorbereitungszeit, damit bin ich als Trainer natürlich nicht zufrieden. Ich hätte die Mannschaft gerne länger zusammengehabt. Aber mit der Trainingsleistung können wir sehr zufrieden sein. Leider haben wir es selten geschafft, diese auch auf das Feld zu bringen. Es gab praktisch nur das Spiel gegen Keltern, bei dem die Mannschaft die Vorgaben umgesetzt hat – spielerisch, emotional und kämpferisch. Das müssen wir konstanter zeigen. Aber in der Vorbereitung gibt es immer Hochs und Tiefs. Da ist es normal, dass man nach zwei Schritt voran auch mal wieder einen zurückgehen muss. Im November kann man sagen, wo wir wirklich stehen.
Sie haben in diesem Jahr am 1. September mit der Vorbereitung angefangen. Warum so spät?
Bär: Das hat rein finanzielle Gründe. Wir sind ein kleiner Verein mit sehr guten Strukturen, aber jede zusätzliche Woche stellt eine finanzielle Belastung dar. Wir haben nicht den finanziellen Background von den Topteams der Liga, die drei Wochen früher mit dem Training beginnen können.
Sie haben jetzt drei Wochen mit Ihrer Mannschaft zusammengearbeitet. Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial und was funktioniert schon ganz gut?
Bär: Wir müssen noch an der Abstimmung sowohl im Offensiv- als auch im Defensivbereich arbeiten. Da gibt es viel Luft nach oben. Die Intensität und Lernbereitschaft ist bei allen Spielerinnen sehr gut, darauf kann man aufbauen.
Die Angels haben vergangene Saison und in der Vorbereitung auf ein schnelles Umschaltspiel gesetzt. Wird das in der Saison beibehalten?
Bär: Wir müssen noch schneller als vergangenes Jahr spielen, da wir nicht mehr diese außergewöhnlichen Einzelspielerinnen haben. Die Mannschaft ist relativ klein. Wir müssen diesen Größennachteil in einen Schnelligkeitsvorteil ummünzen. Dafür ist ein maximal schnelles Spiel erforderlich.
In der vergangenen Saison ging Ihrer Mannschaft zum Ende hin allmählich die Luft aus. Ist die Gefahr, dass sich das durch ein solch intensives Spiel wiederholt, nicht groß?
Bär: Vergangene Saison standen einige Spielerinnen oft 36 oder gar 40 Minuten auf dem Feld. Das ist sehr kraftraubend. In diesem Jahr sind wir etwas breiter aufgestellt und spielen mit neun oder zehn Spielerinnen in der Rotation. Dadurch kann die Intensität auf mehrere Schultern verteilt werden und die Spielerinnen stehen dann hoffentlich nur noch knapp 30 Minuten auf dem Feld.
Im letzten Vorbereitungsspiel hat sich Laura Geiselsöder verletzt. Wird sie lange ausfallen?
Bär: Sie ist umgeknickt und es besteht der Verdacht auf einen Bänderriss. Sie wird auf jeden Fall eineinhalb Wochen außer Gefecht sein.
Was ist Ihr Ziel für diese Saison?
Bär: Unser Erstziel ist der Klassenerhalt, das ist das A und O. Ich wäre froh, wenn wir ihn Mitte oder Ende Januar sicher haben. Das Bestreben ist, dass wir in die Playoffs gehen. Das hängt aber von vielen Faktoren ab, auf die wir keinen Einfluss haben. Wenn wir als sechster oder siebter in die Playoffs rutschen, wäre ich sehr zufrieden.