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Lehmingen: Vergessene Vereine: Die Bergschützen Lehmingen

Lehmingen

Vergessene Vereine: Die Bergschützen Lehmingen

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    In seiner Blütezeit zählte der Verein Bergschützen Lehmingen am 9. Mai 1993 noch stolze 74 Mitglieder. Vor neun Jahren musste er aufgelöst werden.
    In seiner Blütezeit zählte der Verein Bergschützen Lehmingen am 9. Mai 1993 noch stolze 74 Mitglieder. Vor neun Jahren musste er aufgelöst werden. Foto: Herbert Dettweiler (Repro)

    Die Corona-Pandemiezeit hatte teilweise sehr große Auswirkungen auf das Vereinswesen, auch im Ries. Drei Jahre ohne oder nur mit sehr eingeschränkten Kontakten brachten vielerorts das Vereinsleben zum Erliegen, und es ist nach so langer Zeit schwierig, alte und eingefahrene Gepflogenheiten einfach wieder zu reaktivieren. Erschwert wird diese Aufgabe auch durch weitere Faktoren unserer schnelllebigen Zeit.

    Junge Leute finden in den herkömmlichen Vereinen keine Heimat mehr; viele korrespondieren lieber in den sozialen Medien, ohne Verantwortung für irgendein Vereinsamt übernehmen zu müssen. Die traditionellen Vereine und Gruppierungen mit meist älteren Vereinsfunktionären sind teils überfordert, Nachwuchs zu akquirieren. Zudem gibt es heute unzählige Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten. Waren es früher der Sportverein, die Feuerwehr und kirchliche Gruppen, denen "man" sich im Dorf nach der Schulentlassung anschloss, so sind durch die Mobilität der heutigen Jugend die Möglichkeiten fast ins Uferlose gewachsen. 

    Geschlossene Wirtshäuser und Säle: Kein Platz mehr für die Vereine

    Viele Wirtshäuser haben nicht erst in den vergangenen Jahren für immer aufgehört. Damit gingen auch zahlreiche Wirtshaussäle und Gaststuben als Möglichkeit von Zusammenkünften verloren. Und die gegenwärtige Energiekrise tut ein Übriges, oft auch die kirchlichen Gemeindesäle geschlossen zu halten. Neue Räume anzumieten, übersteigt jedoch die finanziellen Möglichkeiten vieler Vereine. Noch eine weitere hohe Hürde zum Erhalt von Vereinen sind die bürokratischen Vorschriften zur Haftung von Vorständen und die strengen Vorschriften für Sicherheit und Brandschutz. Aber auch positive Entwicklungen können zur Auflösung eines Vereins führen, wie wir im Laufe unserer neuen Serie nachlesen können, die unregelmäßig übers ganze Jahr verteilt etwa einmal monatlich von verschiedenen Autoren erscheinen werden. Mit den Bergschützen Lehmingen soll diese Reihe beginnen.

    1958 gründeten zwanzig Männer den Schützenverein Fortuna Lehmingen. Unter ihrem ersten Schützenmeister Friedrich Abel entwickelte der Verein rasch große Energien, beschaffte Gewehre, Munition und einen Schießstand und besserte die Vereinskasse mit einem gelungenen Faschingsball auf, der alljährlich wiederholt wurde. Neben dem eigenen Königsschießen sowie Pokal- und Freundschaftstreffen errang 1959 Otto Röttinger beim Pokalschießen des ESV Nördlingen mit seinem ersten Platz von über achtzig Bewerbern den bis dahin größten Erfolg.

    1962 gab sich der Schützenverein einen neuen Namen

    Warum sich der Schützenverein im Jahre 1962 einen neuen Namen gab, verschweigt die Chronik, fest steht aber, dass die Generalversammlung die Umbenennung in "Bergschützen" beschloss. Im selben Jahr gelang auch der Aufstieg von der C- in die B-Klasse, wo auf Anhieb der dritte Platz erreicht wurde. Zwischenzeitlich waren eine Jungschützenmannschaft aufgebaut und Mädchen und Frauen in den Verein aufgenommen worden. 1964 stieg man gar in die A-Klasse auf!

    Um 1990 erreichte das Vereinsleben seinen Höhepunkt, und die Generalversammlung 1991 beschloss, eine Vereinsfahne anzuschaffen und ein großes Fest damit zu verbinden. Diese Fahnenweihe ging dann auch vom 25. bis 28. Juni 1993 großartig über die Bühne. 

    Nach diesem Kraftakt trat zunächst eine kleine Erholungsphase im Verein ein. Neuer Nachwuchs konnte kaum mehr rekrutiert werden, da im Dorf nicht vorhanden. So schoss man in der untersten Liga noch einige Jahre weiter und fand schließlich niemanden mehr für vakante Posten im Vorstand. Die Abmeldung vom offiziellen Schießbetrieb war die Folge, und so wurden die Bergschützen Lehmingen am 18. Juli 2014 in einer Mitgliederversammlung aufgelöst. 

    Letztlich waren die Gründe mangelnder Nachwuchs und der Wegzug des Vorsitzenden Florian Mack. Das Vereinsvermögen wäre satzungsgemäß an die Stadt Oettingen übergegangen. Doch da gründete der Sportverein Lehmingen-Dornstadt eine neue Sparte "Bogenschießen" und hatte somit das Recht auf das Vermögen der Bergschützen. Die Vereinsgewehre wurden verkauft. Ein über Jahrzehnte lang blühender Verein gehört der Vergangenheit an. Nur zahlreiche Schützenscheiben erinnern im Bürgerhaus, dem letzten Vereinslokal, noch an die Bergschützen Lehmingen. 

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