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Lebensmittel: Kaum Äpfel zum Pressen

Lebensmittel

Kaum Äpfel zum Pressen

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    Die Obsternte in der Region fällt bescheiden aus. Darunter leiden jetzt auch die Mostereien.
    Die Obsternte in der Region fällt bescheiden aus. Darunter leiden jetzt auch die Mostereien.

    Frost während der Apfelblüte, viel Regen, Hagel und sonstige Wetterkapriolen haben in dieser Saison den Obstbauern schwer zu schaffen gemacht. Das trifft jetzt auch die Mostereien in der Region – ihnen fehlen die Früchte zum Pressen der Säfte, allen voran die Äpfel.

    Florian Altmann von der Mosterei Binninger in Nördlingen sagt, dass er eine solche Situation noch nie gehabt habe. Auch seine älteren Mitarbeiter könnten sich nicht daran erinnern, dass die Apfelernte einmal derartig mies ausgefallen sei. Binninger hat am Montag vor einer Woche damit angefangen, Bestände aus dem vergangenen Jahr zu pressen. Ansonsten sei man dran, sich bei Kollegen in Gunzenhausen und Wertingen umzuhören, was die noch so an Erträgen abzweigen könnten, um die Pressen am Laufen halten zu können. Daneben könne man nur abwarten und hoffen, dass es nicht so dramatisch werde, wie befürchtet.

    Für Dietmar Übele von der gleichnamigen Mosterei in Westhausen ist die Lage, wie er sagt, schon „beunruhigend“. Er hat mehr als 90 Prozent Ausfall und macht es an einem Beispiel fest: „Ich habe gestern für 120 Euro Diesel verfahren und einen einzigen Apfel geerntet. Und der war von Wespen zerfressen.“ Er stellt sich auf eine Durststrecke ein, presst inzwischen Altbestände und hofft, seine Mitarbeiter halten zu können. Auch bei Kollegen im „Alten Land“ (Norddeutschland) will er nachfragen, dort sei die Ernte besser und außerdem würden „die dort oben“ bei Frost während der Blüte die Bäume bewässern, „dann erfrieren die Blüten nicht“. Übele glaubt trotzdem nicht, dass die Preise für Apfelsaft steigen. Der Weltmarkt gebe genügend her, um für die Großen ausreichend Rohstoff liefern zu können.

    Norbert Metz von der Regionalsaftmarke „Hesselberger“ sagt spontan: „Endlich ist Obst wieder was wert.“ Er sieht diese Entwicklung allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn der größere Wert ziehe einen höheren Rohstoffpreis nach sich. Schon heute werde von manchem bis zu 14 Euro pro 100 Kilo Äpfel gezahlt. Für einen Betrieb wie „Hesselberger“, der auch in guten Jahren verlässlich zwei bis 4 Euro über dem Marktpreise für seine Lieferanten gezahlt habe, tue sich „eine Schallmauer“ auf.

    Metz rechnet mit rund einem Drittel des Ertrages eines guten Jahres, ein solcher klimatischer Ausrutscher sei für sein Unternehmen kein Problem, da man in der Mostbranche „ja eh’ in Zwei-Jahres-Zyklen arbeitet“. Schon die Kirschen-Ernte im Juni sei mehr oder weniger ins Wasser gefallen und bei Walnüssen geben es gar einen Ausfall von 100 Prozent.

    Zum Vergleich wollten die RN wissen, wie die Lage in einiger Entfernung ist, ob es sich um ein regionales Problem handelt. Aber auch in Niederbayern, wo die Kelterei „Wolfra“ aus Erding hauptsächlich Äpfel von festen Vertragspartnern bezieht, ist die Lage ähnlich, Geschäftsführer Alexander Jesina sagt: „Auch unsere Obstbauern haben mit großen Ernteausfällen zu kämpfen. Der Spätfrost im April hat in vielen Gebieten die Blüten absterben lassen, der Hagel und das Unwetter vom 18. August haben zusätzlich schwere Schäden an den Bäumen verursacht, sodass die noch am Baum verbliebenen Äpfel abgefallen sind.“ Er gehe von einem Ausfall von mindestens 50 bis 60 Prozent aus.

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