Startseite
Icon Pfeil nach unten
Nördlingen
Icon Pfeil nach unten

Landkreis Donau-Ries: Trockenheit und Borkenkäfer: So geht es den Wäldern im Donau-Ries-Kreis

Landkreis Donau-Ries

Trockenheit und Borkenkäfer: So geht es den Wäldern im Donau-Ries-Kreis

    • |
    Borkenkäferspuren sieht man unter der Rinde eines gefällten Baums.
    Borkenkäferspuren sieht man unter der Rinde eines gefällten Baums. Foto: Angelika Warmuth, dpa (Symbolbild)

    Als Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir kürzlich den „Waldzustandsbericht“ für 2023 vorgelegt hat, nannte er teils besorgniserregende Zahlen: So hätten nur noch 20 Prozent der Bäume gesunde Kronen. Heißt: Von fünf sind bereits vier geschädigt. Der Klimawandel und die zuletzt trockenen Jahre nannte der Minister als Hauptgründe. Für die Wälder bedeutet dies: Stress. Sie sind dadurch auch anfällig für Schädlinge, wie den Borkenkäfer, geworden. Wie lautet die Diagnose für den Landkreis Donau-Ries? Wie geht es dem Nördlinger Stiftungswald? Wie überstehen die Wälder um Donauwörth und Harburg die ganzen Widrigkeiten?

    Der Stiftungswald sei in den zurückliegenden Trockenjahren „mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt die Leiterin der Forst-Außenstelle Bopfingen des Ostalbkreises, Christina Baumhauer. Sie ist zusammen mit den Revierförstern Horst Ferner und Sven Schmidt für die rund 1400 Hektar große Waldfläche rund um Nördlingen verantwortlich, wo die Baumarten Buche (41 Prozent) und Fichte (22 Prozent) am häufigsten vorkommen. 

    Stiftungswald in Nördlingen soll zu einem Mischwald werden

    Recht gut überstanden habe der Stiftungswald die schwierigen Jahre auch deswegen, weil man hinsichtlich der Risikostreuung bestens aufgestellt sei. Soll heißen: Vielfalt in den Beständen, sowohl bei der Struktur als auch der Auswahl der Baumarten. Unterschiedliche Bäume wachsen nebeneinander. Fällt eine Baumart aus, entsteht daneben oder darunter bereits eine andere. 

    Sogenannte Buchdrucker sitzen auf der Rinde einer Fichte.
    Sogenannte Buchdrucker sitzen auf der Rinde einer Fichte. Foto: Andreas Arnold, dpa (Symbolbild)

    Seit Jahrzehnten arbeite das Bopfinger Forstamt daran, den Stiftungswald zu einem zukunftsfähigen Mischwald zu machen, der wesentlich resistenter gegen den Klimawandel sei als Wälder mit nur einer Baumart. Hinzu komme, so Baumhauer, dass es eine gute Wasserversorgung gebe und der Boden vorwiegend aus Lehm bestehe, der einen guten Wasserspeicher darstelle. 

    Sorgen bereitet den Verantwortlichen freilich der Borkenkäfer, insbesondere bei der Fichte. „Auch hier sind wir ständig bemüht, befallene Bäume durch ein engmaschiges Kontrollsystem rechtzeitig zu entdecken, rasch aufzuarbeiten und das Holz aus dem Wald zu schaffen. Dabei kann beispielsweise ein Trockenlager helfen“, betont Horst Ferner. 

    Fichtenbestand im Donauwörther Stadtwald bei 20 Prozent

    Bei allen Problemen, denen die Wälder derzeit ausgesetzt seien, dürfe nicht außer Acht gelassen werden, dass sie als bedeutender Erholungsraum für die Bevölkerung dienten. Deswegen achte die Forstverwaltung auf gut begehbare Wege oder biete Waldlehrpfade an. Für den Wintersport stünden bei genügend Schnee Langlaufloipen zur Verfügung, so die beiden Forstexperten. Durch den Klimawandel könnten allerdings diese häufig nicht mehr so wie früher genutzt werden. 

    Mit den gleichen Problemen wie die Verantwortlichen im Stiftungswald hat man im Donauwörther Stadtwald zu kämpfen: Trockenheit, Schädlingsbefall. Der Leiter der dortigen Forstverwaltung, Michael Fürst, verweist im Gespräch mit unserer Redaktion auf einen hohen Laubholzanteil. Der Fichtenbestand liege nur noch bei 20 Prozent. „Von daher schaut der Wald trotz der Schäden für die Menschen immer noch grün aus“, sagt Fürst. Einem Experten fielen hingegen die bestehenden Schäden an den Baumkronen schon deutlich auf – insbesondere bei den Eichen, den Eschen oder den Buchen. 

    900 Hektar ist der Donauwörther Stadtwald groß

    Wie in Nördlingen legt die Forstverwaltung auch in Donauwörth bereits seit Jahrzehnten einen Schwerpunkt auf „den Umbau“ des Stadtwaldes mit Blick auf mehr Resistenz im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Schon seit dem Orkan Wiebke Anfang der 1990er-Jahre sei im Rathaus die Erkenntnis für einen Waldumbau gereift. Der geht in Richtung unterschiedliche Baumarten mit dem Schwerpunkt Laubholz. Zudem nehme der ökologische Aspekt einen hohen Stellenwert ein. In einem durchmischten Wald sei einfach die Artenvielfalt eine höhere, betont Fürst. 

    Dass der Stadtwald der Großen Kreisstadt massiv unter der Trockenheit mit all den damit verbundenen Nachteilen wie dem Borkenkäfer gelitten hat, macht der Forstexperte an einer Zahl deutlich: „Im vergangenen Jahr waren bei uns 60 Prozent des Einschlages Schadholz.“ Dennoch: Trotz der momentan schwierigen Begleitumstände habe es insgesamt jedoch schon schwierigere Zeiten gegeben. Zur Statistik: Der Donauwörther Stadtwald hat eine Ausdehnung von rund 900 Hektar. Hinzu kommen 125 Hektar Spitalwald. Die Fläche erstreckt sich von Donauwörth über Kaisheim bis nach Hafenreut. 

    Wald in Harburg: Umbau zu neuen Baumarten ist teuer

    In Harburg ist der Leiter der Finanzverwaltung, Wolfgang Stegmüller, für den städtischen Forst verantwortlich. Er verweist unserer Redaktion gegenüber auf viele kleinere Waldstücke in den zehn Ortsteilen mit jeweils unterschiedlichen Gegebenheiten. „Unser Wald ist von daher mit keinem anderen in der Region zu vergleichen“, erklärt Stegmüller, weshalb ein allgemeiner Zustandsbericht schwer abzugeben sei. Wie andere Kommunen sei die Verwaltung bestrebt, ganz im Sinne des Klimaschutzes die 133 Hektar große Fläche sukzessive zu einem Mischwald umzubauen. „Weg von der Fichte, hin zu unterschiedlichen Baumarten“, wie Stegmüller es ausdrückt. Der Umbau verschlinge viel Geld. Allein mit neuen Pflanzen sei es nicht getan. Benötigt würde zudem ausreichend Personal, um dies alles zu bewältigen, gibt Stegmüller zu bedenken.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden