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Landkreis Donau-Ries: Mit dem Kronprinz Rudolf ist ein seltener Apfel in Mündling zu Hause

Landkreis Donau-Ries

Mit dem Kronprinz Rudolf ist ein seltener Apfel in Mündling zu Hause

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    Kronzprinz-Rudolf-Äpfel sind eher klein bis mittelgroß.
    Kronzprinz-Rudolf-Äpfel sind eher klein bis mittelgroß. Foto: Ralf Hermann Melber

    Gäbe es Mündling nicht, würde der ausgesprochenen Vielfalt des Harburger Stadtgebiets wirklich etwas fehlen. Verweist der örtliche Heimatverein bereits auf die dortigen Feldkreuze, eine Grotte und die Wichteleshöhle, weilt im Ort auch noch der Kronprinz Rudolf. Dabei handelt es sich um einen in unserem Landkreis seltenen Apfelbaum, dessen Name auf einen Kronprinzen von Österreich-Ungarn zurückgeht, der gerade mal gut 30 Jahre lebte. Zu dessen Lebzeiten wurde um 1860 ein Zufallssämling von Johann Klöckner in der Steiermark (Wolfgruben) entdeckt. In Wien zeigte man die Früchte des Baums erstmals im Jahr 1873, da war der Namenspatron, einziger Sohn von Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Sisi, gerade mal 15 Jahre alt. 

    Der Baum in Mündling soll bereits vor mindestens 100 Jahren gepflanzt worden sein. Ein Nördlinger hat sich die Sorte mittels Veredelung auf einem Ast eines Kesseltaler Streiflings gesichert. Auch sonst gab es erste Vermehrungserfolge von eben diesem Mündlinger. 

    Apfelbaum wächst gut in freien Lagen

    In der Steiermark und in Kärnten sind die Bedingungen für den Apfel wohl optimal, weshalb einige die Sorte eher ins Reich der dortigen "Lokalpatrioten" verbannen wollen. Zumindest Mündling straft diese Argumentation Lügen, denn dort wurde der Kronprinz recht gut heimisch, wo man ihn liebevoll "Roterle" nennt. Er liebt freie Lagen. Wer Mündling kennt, weiß, dass auch dies ein Merkmal ist, sonst würde man die Kirchturmspitze nicht weithin selbst von der vorbeiführenden Bahnstrecke aus erkennen. 

    Wer genügend Platz auf einer Streuobstwiese hat, sollte einen Kronprinz Rudolf in Erwägung ziehen, denn sowohl Blüte als auch Holz erfreuen sich verhältnismäßiger Frosthärte. Der Baum fängt früh an zu tragen und bringt später hohe Ernten ein. Dass man ihn durchaus mit dem Brettacher, dem Roten Stettiner oder dem Welschisner verwechseln kann, deutet an, dass das qualitativ vergleichbare Sortenportfolio ruhig um diesen Steirer bereichert werden kann. Weil es sich im Gegensatz zum Brettacher und Welschisner um einen guten Pollenspender handelt und der Rote Stettiner ebenfalls höchst selten ist, dürfen sich auch Donau-Rieser Patrioten mit Rudolf gerne anfreunden. 

    Steckbrief:

    • Baum: liebt freie Lagen und durchlässige, nährstoffreiche Böden; stark wachsend, gut verzweigend, hochpyramidal; Holz relativ frosthart
    • Blüte: mittelfrüh, guter Pollenspender
    • Schale: glatt, grünlich gelb, sonnenseits verwaschen hellrot bis deckend dunkelrot (daher in Mündling "Roterle")
    • Frucht: klein bis mittelgroß, windfest, saftig, mildsäuerlich bis mäßig süß
    • Pflückreife: ab September
    • Genussreife: ab November
    • Haltbarkeit: bis ca. Februar.

    Ralf Hermann Melber ist Mitglied im Deutschen Pomologenverein und Obstbaumpfleger. 

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