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Landkreis Donau-Ries: Lehrerverbände lehnen Vorschläge der "Experten" der Kultusminister ab

Landkreis Donau-Ries

Lehrerverbände lehnen Vorschläge der "Experten" der Kultusminister ab

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    Was fordern Lehrerverbände, um den Mangel an Lehrkräften zu beheben?
    Was fordern Lehrerverbände, um den Mangel an Lehrkräften zu beheben? Foto: Marijan Murat, dpa (Symbolbild)

    Sitzen Schülerinnen und Schüler bald wieder in größeren Klassen, zusammen mit 30 anderen Kindern, oder hat speziell in der Oberstufe eine Gruppe Unterricht im Klassenzimmer, während die andere sich aus dem Homeoffice online zuschaltet? Dies sind zwei der Anregungen, welche die SWK, die Ständige Wissenschaftliche Kommission der deutschen Kultusminister vorgelegt hat. Nicht nur die Rieser Schulleiter, sondern auch die Lehrerverbände halten derartige Vorschläge zur Behebung des Lehrermangels für unzureichend.

    Michael Demel vom Bayerischen Philologenverband vertritt als Bezirksvorsitzender in Schwaben hauptsächlich die Interessen der Gymnasiallehrer. Er hält die Vorschläge für nicht geeignet, die Attraktivität des Berufs zu erhöhen und Nachwuchskräfte zu gewinnen. Demel erklärt: "Vielmehr handelt es sich um Akutmaßnahmen, die jedoch vor allem in der Oberstufe zu einer weiteren Verdichtung der Arbeit führen würden und nur wenige Ansätze für die Entlastung von nicht unterrichtlichen Tätigkeiten aufzeigen." 

    Lehrermangel: Entlastung muss endlich erfolgen

    Er bescheinigt "den Experten wenig aktuelle Praxiserfahrung an der Schule". Er prophezeit, dass sich der derzeit vor allem die Grundschulen betreffende Lehrermangel "in Richtung Gymnasium verschieben" werde, und begründet dies folgendermaßen: "Die weitgehende Abschaffung des NC für das Studium des Lehramts an Grundschulen hat dort zu einem erfreulich deutlichen Anstieg der Studienanfängerzahlen geführt. Dagegen haben sich die Studienanfängerzahlen für das Lehramt am Gymnasium nahezu halbiert."

    Um den Lehrerberuf attraktiver zu machen, hält Demel konkret folgende Maßnahmen für erforderlich: "Eine Entlastung von administrativen Aufgaben zum Beispiel durch zusätzliche Sekretariats- und Laborantenkräfte sollte den Fokus auf das Kerngeschäft an den Schulen ermöglichen. Auch muss die zur Verfügung gestellte Software fehlerfrei funktionieren." Zum Einsatz von Personen ohne pädagogische Ausbildung meint der Gymnasiallehrer: „"Geeignete Quer- und Seiteneinsteiger müssen gut auf die Tätigkeit in der Schule vorbereitet und begleitet werden, anstatt überschnell in die Klassen gesteckt zu werden."

    Lehrkräfte werden mit Vertretungen bis ans Limit belastet

    Gudrun Meier ist Vorstandsmitglied des BLLV Bezirk Schwaben, der hauptsächlich für die Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Mittelschule spricht, außerdem ist sie die Personalratsvorsitzende aller Grund- und Mittelschulen im Schulamtsbezirk Donau-Ries. Auch sie hält die Vorschläge der Expertenkommission für mangelhaft. 

    An den Grund- und Mittelschulen seien schon seit dem Schuljahr 20/21 einige der Maßnahmen umgesetzt, "seien es die Teilzeiteinschränkungen, das Arbeitszeitkonto der Mehrarbeit für Grundschulkräfte, die Streichung des Antragsruhestands mit 64 Jahren. Pensionisten und ausländische Lehrkräfte werden auch angeworben, deren Zahl ist aber gering. Unsere Grund- und Mittelschullehrkräfte vor Ort stopfen bereits Löcher und werden mit zusätzlichen Vertretungsstunden bis zum Limit belastet." Konkret fordert Meier: "Wir sollten den professionellen Lehrkräften der Grund- und Mittelschulen vor Ort eine Mehrarbeitsvergütung oder einen Betreuungszeitausgleich für die Einarbeitung eines Externen anbieten." 

    Kontroverse Meinungen zum Abwerben von Lehrerinnen und Lehrern

    Unterschiedlich beurteilen die beiden Verbandsvertreter die Ankündigung des bayerischen Ministerpräsidenten, Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Bundesländern "abzuwerben". Meier erklärt knapp: "Die Anwerbesituation Herrn Söders aus der Not heraus ist eine Abwerbesituation." Das sieht Demel anders: "Jahrelang wurden in Bayern Lehrkräfte über Bedarf ausgebildet. Viele von ihnen wurden gerne von anderen Bundesländern angestellt. Ich denke, dass denjenigen, die gerne nach Bayern zurückkehren würden, keine Steine in den Weg gelegt werden sollten, das würde ich auch nicht als Abwerbung bezeichnen. Bundesländer, die jedoch viele befristete Verträge abschließen und Lehrkräfte in den Sommerferien in die Arbeitslosigkeit schicken, müssen sich nicht wundern, wenn Lehrkräfte in andere Bundesländer abwandern." Eine generelle Verkürzung des Lehramtsstudiums lehnt Demel ebenso ab wie eine Vereinheitlichung: 

    Abschließend hält er fest: "Im Übrigen müssen die unzähligen hoch motivierten Lehrkräfte an allen Schularten in den Mittelpunkt gestellt werden. Das Berufsimage darf nicht durch wenige negative Beispiele bestimmt werden. Wir müssen positiv von den vielen schönen und auch erfüllenden Seiten der Lehrertätigkeit sprechen und nicht den Beruf schlechtreden. Nur so gewinnen wir die Besten für die Tätigkeit an den Schulen." 

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