Es gab nicht nur einen Brief: Gleich diverse Schreiben wurden von Politikern wurden in diesen Tagen an Bahn-Führungskräfte geschickt. Anlass dafür war der Bericht unserer Redaktion, dass ab April der Bahnverkehr zwischen Donauwörth und Nördlingen eingeschränkt werden soll, weil es zu wenige Fahrdienstleiter gibt. Entsprechend könnte es nur noch tagsüber einen Zugverkehr geben. Die Politik hofft, das noch ändern zu können. Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange bringt einen nicht ganz so drastischen Takt ins Spiel.
Landrat Stefan Rößle jedenfalls findet es "typisch", dass seine Behörde nicht vorab informiert worden sei: "Es ist eine Nachricht, die uns alles andere als erfreuen kann, aber sie spiegelt die Situation wider, in der sich die Bahn befindet." Man werde nun versuchen, über die Abgeordneten Druck zu machen. Da der Landkreis für die Schülerbeförderung verantwortlich sei, stehe diese zunächst im Fokus. Bei einem überwiegend tagsüber stattfindenden Zugverkehr gebe es wohl in erster Linie Einzelfälle von Schülern, die nicht fahren könnten, da müsse man Lösungen finden. Aber Rößle meint grundsätzlich: "Die Bahn hat Probleme, und als Erstes kommt es zu Einschränkungen an nicht so stark befahrenen Strecken, es betrifft immer wieder uns."
Weniger Zugverkehr im Kreis Donau-Ries: Harburger Bürgermeister "schockiert"
Der Nördlinger Oberbürgermeister David Wittner sagt, man sei ja mittlerweile Kummer gewohnt, dennoch sei es ein "unerwarteter Rückschlag". Erst im Januar habe er ein Schreiben von der Bahn bekommen, laut dem der Konzern eine leistungsfähige Eisenbahninfrastruktur schaffen wolle. Davon sei aber nichts zu spüren, so Wittner. Für Pendler bedeute die Einschränkung zwangsläufig, dass sie zurück auf die Straße müssten. So komme man nicht dem politischen Ziel näher, die Fahrgastzahlen zu erhöhen. Man könne den Eindruck gewinnen, "dass im Zweifel der ländliche Raum hinten runterfällt".
Der Harburger Bürgermeister Christoph Schmidt sagt: "Ich war schockiert", das sei natürlich ein herber Schlag für die Region. Man habe eine Anbindung an Augsburg und München, und nun sollten in den Abendstunden noch weniger Züge fahren. "Gerade in Zeiten, wo mehr Menschen auf die Bahn und öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollen, gibt es hier weniger Möglichkeiten. Das ist doppelt schlimm." Die Stadt Harburg habe drei Halte auf der Strecke, gerade Hoppingen werde von vielen Pendlern genutzt: "Das trifft uns schon sehr."
Donau-Rieser Abgeordneter wendet sich an Bahn-Vorstand
Dass die Bahn sich auf Personalmangel beruft, findet Schmidt eine zu simple Argumentation: "Den hat jeder, das gibt es in allen Branchen." Manche kämen damit besser klar, andere schlechter. Der Harburger Bürgermeister versucht nun selbst erst einmal, weitere Informationen zu bekommen. Er hoffe und erwarte auch, dass die Bundestagsabgeordneten, vor allem Ulrich Lange, aktiv würden.
Das ist der CSU-Verkehrsexperte bereits geworden, wie er schildert: Am Montagabend habe er mit dem Konzernbevollmächtigten der DB in Bayern, Klaus-Dieter Josel, gesprochen. "Ich bin massiv verärgert und halte das Vorgehen der DB an dieser Stelle für geradezu skandalös", sagt Lange. Denn eigentlich wäre die aktuelle Lage vermeidbar gewesen – wenn das elektronische Stellwerk in Nördlingen, wie ursprünglich geplant, im Jahr 2018 in Betrieb gegangen wäre: "Beim elektronischen Stellwerk benötigen wir weniger Personal, wir hätten einen gesicherten Zugbetrieb. Das Ganze ist Missmanagement der DB." Doch dieses dürfe nicht auf dem Rücken der Fahrgäste ausgetragen werden, so Lange.
Züge zwischen Donauwörth und Nördlingen: Fackler fordert bisherige Taktung
Der Bundestagsabgeordnete wird sich im März auch noch mit Bahnvorstand Richard Lutz treffen. Die Politik könne das notwendige Personal nicht besorgen, aber Lange richtet eine klare Forderung an die Bahn: "Ich erwarte von der DB maximales Entgegenkommen. Das heißt, wir brauchen mindestens einen gesicherten Zugtaktverkehr von fünf Uhr morgens bis 20 Uhr abends, das deckt den Großteil der Bahnfahrer für unsere Region ab." In der restlichen Zeit müsse es einen Schienenersatzverkehr geben. Wie der Zugtakt gelingen soll? Etwa mit der Umschichtung von Personal. Bei Personalfragen könne die Politik keine Wunder bewirken und die Bahn lege auch Wert darauf, dass sich die Politik nicht in Betriebsabläufe einmischt. Aber: "Ich werde maximalen Druck in meinen Möglichkeiten aufbauen", sagt Lange.
Auch der Landtagsabgeordnete und Bürgerbeauftragte Wolfgang Fackler (CSU) hat sich in einem Brief an Josel gewandt. Das geplante Szenario sei eine "nicht zu akzeptierende Zumutung" für die Pendler. Fackler kritisiert, dass er aus der Zeitung davon erfahren müsse und nicht von der Bahn informiert worden sei. Fackler fordert die DB in seinem Schreiben auf, "alles zu tun, um den Bahnverkehr auf der Riesbahn in seiner bisherigen Form und Taktung aufrechtzuerhalten".
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