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Landkreis Donau-Ries: Ein Bahnübergang wird zum Schreckensszenario für Rieser Gemeinde

Landkreis Donau-Ries

Ein Bahnübergang wird zum Schreckensszenario für Rieser Gemeinde

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    Dieser Bahnübergang im Westen der Gemeinde Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries) soll geschlossen werden. Das sorgt für Ärger.
    Dieser Bahnübergang im Westen der Gemeinde Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries) soll geschlossen werden. Das sorgt für Ärger. Foto: Werner Rensing

    Ganz im Norden Schwabens liegt Hainsfarth, 1429 Einwohner groß, idyllisch. Bei gutem Wetter reicht der Blick südlich über den Rieskrater, westlich verlaufen Bahngleise und verbinden Schwaben mit Mittelfranken. Doch mittlerweile scheint es so, als würden die Gleise mehr trennen als verbinden. Denn: Die Hesselbergbahn, eine Zugverbindung zwischen Nördlingen und dem Fränkischen, soll reaktiviert werden. In diesem Zuge will das private Eisenbahnunternehmen BayernBahn mit Sitz in Nördlingen zwei der drei vor Hainsfarth liegenden Bahnübergänge sanieren. Einer jedoch soll aus Kostengründen geschlossen werden. Die Folge: Die Straße, die bislang aus der Ortsmitte in Richtung Bundesstraße 466 ging, würde einfach gekappt werden.

    Die Gemeine Hainsfarth plant nun einen Protesttag

    Für die Gemeinde ist das ein Schreckenszenario, gegen das sich Bürgermeister, Gemeinderat und inzwischen 1137 Unterstützer, 750 aus Hainsfarth, in einer Online-Petition wehren. Plakate im Ort verdeutlichen den Unmut: „Hainsfarth steht auf! Wir lassen uns unseren Bahnübergang Heimostraße nicht wegnehmen!“ Zu eng führe dann der Verkehr von der Bundesstraße am Kindergarten vorbei, sagen die Kritiker. Außerdem, sagt Bürgermeister Klaus Engelhardt, verlängere sich der Rettungsweg zu Einsatzorten in den umliegenden Dörfern.

    Um zu simulieren, wie schlimm die Auswirkungen für die Gemeinde sein könnten, plant sie einen Protesttag. Am 19. September sollen die betroffene Staatsstraße gesperrt und Busse, Lastwagen und Traktoren auf die Ausweichstraßen geschickt werden. Zunächst war auch geplant, einen Großbrand mit vier Verletzten zu simulieren, um die Auswirkungen im Notfall deutlich zu machen. Diese Idee wurde vom Bürgermeister nun aber wieder verworfen. Engelhardt will jedoch politische Vertreter aus dem Ries in einen der bereitgestellten Busse setzen und auf eine Fahrt durch das Dorf mitnehmen. „Wir wollen ihnen zeigen, wie eng die Ausweichstraßen sind, und wie lang der Umweg für die Anwohner im Falle einer Schließung der Staatsstraße wäre.“ Eingeladen sind unter anderem Vertreter der Rettungskräfte, der BayernBahn und des Staatlichen Bauamts Augsburg.

    Mit Letzterem hatte die Gemeinde schon in der Vergangenheit Probleme. So musste die Gemeinde für die Entsorgung teerhaltiger Altlasten einer ehemaligen Staatsstraße rund 100.000 Euro bezahlen. Zur Posse wurde außerdem die Sanierung der Straße Richtung Treuchtlingen. Auch nach den Ausbesserungen durch das Staatliche Bauamt sei sie eine „Buckelpiste“, sagen die Bürger. Der Streit um den Bahnübergang ist nun das nächste Kapitel. Dabei legen die Hainsfarther Wert darauf zu betonen, dass sie die Reaktivierung der Bahnlinie sehr wohl gut finden. Aber: „Reaktivierung ja, aber nicht auf Kosten der Gemeinde“, hieß es in einer der jüngsten Gemeinderatssitzungen.

    Die Gegenseite zeigt sich von dem Streit genervt

    Die Gegenseite zeigt sich von der emotionalen Vorgehensweise der Gemeinde genervt. BayernBahn-Geschäftsführer Andreas Braun sagt, dass sich sein Unternehmen, Vertreter des Staatlichen Bauamts Augsburg und der Regierung von Oberbayern als zuständige Aufsichtsbehörde bei einem Gespräch im Februar einig gewesen seien, dass „die Beseitigung von Bahnübergängen erklärtes Staatsziel“ sei. Freistaat und BayernBahn würden daher gemeinsam nach einer „ökonomisch sinnvollen und nachhaltigen Lösung“ suchen. Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Hainsfarther Gemeinderat die Umgestaltung verhindern wolle. Es gehe schließlich um die Anbindung der Gemeinde an den Schienenpersonennahverkehr nach Nördlingen und Gunzenhausen und weiter nach Augsburg, München oder Nürnberg.

    Im Rahmen der Reaktivierung solle für den Personenverkehr ein neuer Haltepunkt entstehen. Die Anpassung des Bahnübergangs an der Heimostraße an heutige Vorgaben würde mehrere Millionen Euro kosten, überwiegend Steuergelder. Zudem müsse die Beseitigung des Bahnübergangs gar nicht unbedingt den Wegfall der Heimostraße bedeuten. Diese könnte mit einer weiter südlich verlaufenden Staatsstraße verbunden werden. Diese Spangenlösung würde die Ortszufahrt erhalten und auch Raum für Pendel-Parkplätze ermöglichen. Laut Andreas Braun seien das aber bislang ohnehin nur Gedankenspiele, beschlossen sei nichts.

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