Die Geschäftsstelle der CSU in Donauwörth ist eigentlich nicht groß genug für die Runden, die Wolfgang Fackler am Wahlsonntag ab 17 Uhr dreht. Natürlich sei er nervös, keine Frage, sagt der Landtagsabgeordnete aus dem Stadtteil Berg. Als um 18 Uhr dann die erste Prognose für Bayern auf dem Bildschirm bei der Wahlparty unter den gut 20 Getreuen aufploppt, ist erst einmal Erleichterung zu spüren - keine Euphorie, aber auch keine Grabesstille, eher etwas dazwischen. Fackler sagt im Hinblick auf sein Ergebnis: "Alles mit einer Drei als erster Zahl wäre unerfreulich." Will heißen: Unter die 40 Prozent sollte es bitteschön nicht gehen.
Als, herrscht in der Geschäftsstelle der Christsozialen wiederum ein Mix aus Erleichterung und Unglaube. Letzterer deswegen, weil die blauen Balken ziemlich weit ausschlagen auf der eigens angebrachten Leinwand. Die AfD hat auch in der Region kräftig an Stimmen gewinnen können. "Man sieht, dass wir die verbliebene große Partei der bürgerlichen Mitte sind", resümiert Fackler.
Landtagswahl 2023: Die Migrationspolitik stand auch im Kreis Donau-Ries im Fokus
Am Rande stehen Johannes Amerdinger und Marco Pulci. Beide sind Mitte 20, beide sind in der CSU-Jugendorganisation Junge Union (JU) in Harburg aktiv. Amerdinger sagt selbstkritisch, die sachlichen Inhalte seien im Wahlkampf zu kurz gekommen - das gelte auch für die CSU. Der Populismus sei indessen lautstark gewesen, hätte konstruktive Sachpolitik übertönt, meint Amerdinger. An den Ständen draußen habe er gemerkt, dass die Bundespolitik auch die Bayernwahl heuer maßgeblich bestimme. "Beim Thema Migration muss sich die Politik um 180 Grad drehen", sagt Amerdinger. Die CSU habe derweil nicht so von der "Watschen für die Ampel" profitieren können, wie sie es erhofft hätte.
Die JUler berichten, dass auch den Christsozialen die liberale Migrationspolitik der Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch immer angelastet werde. Etwas ärgerlich sei auch, fügt Pulci hinzu, dass die Flugblattaffäre um Hubert Aiwanger (FW) merklich Stimmen gekostet hätte. Stadträtin Birgit Rößle aus Nordheim ergänzt, dass die Lage der deutschen Wirtschaft den Menschen zunehmend Sorgen bereite. Die Ampel-Politik habe hier keine passenden Antworten, die Unternehmen gerieten derzeit nach und nach in Schieflagen.
Bayern-Wahl 2023: Für Wolfgang Fackler ist der Abend ein Wechselbad der Gefühle
Für Wolfgang Fackler ist es im Laufe des Abends ein Auf und Ab der Gefühle. Mal Zufriedenheit - als beispielsweise das passable Auchsesheimer Ergebnis kommt -, mal Bestürzung ob der klaren AfD-Erfolge in einigen Stimmbezirken. Auch Fackler sagt mit Blick auf die Wählerstimmen rechts der CSU, dass jenes Bundesthema "Migration" konsequent und ohne Umschweife behandelt werden müsse. Die Bürgerinnen und Bürger merkten, dass die Migrationszahlen in diesen Höhen gesellschaftlich kaum zu bewältigen seien. Insgesamt, so betont Fackler, sei die Bayern-Wahl eine Ohrfeige für die Ampel in Berlin. Die Bundespolitik sei selten so päsent gewesen bei einer Landtagswahl.
Landtags-Abgeordneter Wolfgang Fackler hat das Niveau gehalten, obgleich mit Verlusten
Unterdessen wird es kuscheliger im Raum, mehr und mehr CSU-Freunde haben sich in der Pflegstraße eingefunden. Auch Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange hat sich dazugesellt. Er spricht deutliche Worte in Richtung der AfD-Wähler: "Für die AfD-Stimmen fehlt mir jedes Verständnis. Wer die AfD wählt, muss wissen, wie sehr sich deren Bundesspitze an die Seite Russlands stellt." Die Verbrechen Putins sollte man sich in diesem Zusammenhang doch einmal in Erinnerung rufen.
Am Schluss sind es 41,4 Prozent für Fackler. Einige Prozent verloren, aber das stabile Niveau gehalten. Kein Grund zur Euphorie, aber auch nicht zur Trauer für den Christsozialen. Schlimm seien nicht einige Prozent weniger für ihn, sondern die Zugewinne rechtsaußen.