Zwei Tage im September wird Nördlingens Altstadt zur Bühne und Leinwand gleichermaßen. Dann erstrahlt der Daniel kunstvoll erleuchtet, in der Stadtbibliothek wird Theater gespielt, man trifft sich im Ochsenzwinger zum Heimatpicknick, kann Künstlern über die Schulter schauen, diskutiert im philosophischen Café im Museum Augenblick oder lauscht einem Konzert in der Türmerstube. Das sind nur einzelne Punkte aus dem reichhaltigen Programm des Kulturfestivals, das am 21. und 22. September sozusagen über Nördlingens Bühne geht. Mehr als 200 lokale Kulturschaffende bieten dann mit mehr als 100 einzelnen Programmpunkten 24 Stunden lang Kultur pur. Seit dieser Woche steht das Programm fest und ist auf der Website der Stadt Nördlingen abrufbar.
Die Veranstaltung als solche findet in dieser Form zum ersten Mal statt, sagt Dr. Franziska Emmerling, Leiterin des Fachbereichs Kultur bei der Stadt Nördlingen. „Es gibt in Nördlingen Traditionsfeste, die wichtig für die Identifikation der Stadt sind. Wir hatten das Gefühl, dass es gewünscht und interessant ist, ein neues Format zu schaffen, das kulturbezogen ist.“ Man habe aus bewährten Formaten wie der Kulturnacht gute Aspekte mitgenommen, aber auch Rückmeldungen von Kulturschaffenden zu weiteren Ideen eingebracht. Herausgekommen sei ein integratives Format, das in mehrfacher Hinsicht die gesamte Stadtgesellschaft betreffe, aber auch für alle umsonst sei.
Sieben Kulturräume werden beim Festival erlebbar
Idee sei es, in einer Zeit, in der es viele Krisen und schlechte Nachrichten gebe, einen positiven Akzent zu setzen und die lokalen Kulturräume sichtbar zu machen. Sieben sind es, die beim Festival bespielt werden: Theater, Tanz, Musik, Heimatliebe, Denkerwerkstatt, Kunst und der Kulturraum für alle. Letztgenannter beinhaltet unter anderem einen großen Markt der Kulturen auf dem Obstmarkt.
„Kernprojekt des Festivals ist die Aktion ,Nördlingen wünscht sich was‘,“ erklärt Emmerling. In Kooperation mit dem Zebra Stelzentheater, der Organisation Mayors for Peace und verschiedenen lokalen Schulen werden Wünsche für den Frieden und für die Stadt gesammelt. Aus den Wünschen wird ein überdimensional großer Phönix gebaut, der von den Stelzenläufern, begleitet von den Kunstturnerinnen des TSV, in einer bunten Parade durch die Stadt getragen wird. Die Wünsche werden in einem feierlichen ökumenischen Freiluftgottesdienst am Sonntagvormittag der Zukunft übergeben.
Kooperationen zwischen Kulturschaffenden sind entstanden
Im März 2023 habe man mit den Planungen für das Festival angefangen, sagt Emmerling. „Es ging langsam los und wurde dann immer schneller“, sagt die Kulturbeauftragte. Denn die Leute hätten sich dann untereinander vernetzt, sodass viele Kooperationen entstanden seien. „So arbeiten etwa das Dramatische Ensemble und die Stadtbibliothek oder der Verein Alt Nördlingen und das Stadtmuseum zusammen“, erläutert Emmerling.
Man habe bewusst auf die Engagements von außen verzichtet, denn man wolle nicht die Kultur nach Nördlingen bringen, sondern Kultur, die da ist, sichtbar machen. Einzelne externe Künstler treten zwar auf, diese hätten aber immer einen Bezug zur lokalen Kultur, erklärt Emmerling. So mache Barbara Lins etwa neben ihren Aufführungen im „Tanzraum“ auch professionelle Ballettaufführungen mit Profis. Diese kämen dann durch die Tanzlehrerin nach Nördlingen, so Emmerling.
Die ganze Stadt ist eingebunden
Hauptorganisator der Veranstaltung ist das Kulturbüro der Stadt Nördlingen. Das Festival funktioniere aber nur durch Teamarbeit, sagt die Kulturbeauftragte. So seien neben dem Ordnungsamt auch der Baubetriebshof sowie Polizei und Feuerwehr eingebunden. Im Boot seien auch die Kirchen und viele Gastronomen, die in ihren Restaurants oder vor den Türen besondere Angebote haben. Auch die Museen sind mit speziellen Programmen dabei, die Stadtführerinnen und Stadtführer bieten spezielle Führungen an.
Und wenn es regnet? Auch für diesen Fall haben die Verantwortlichen vorgesorgt: „Etwa 70 Prozent des Programms spielen sich in Innenräumen ab. Die Hauptbühne am Marktplatz ist wetterfest, bis hin zu wirklich schweren Unwettern“, sagt Emmerling. Nach den Starkregenereignissen bei einem Festival am Flugplatz im vergangenen Jahr habe man sogar einen Unwetternotfallplan in Zusammenarbeit mit Landratsamt und Polizei entwickelt. „Aber natürlich hoffen wir auf schönes, sonniges Wetter, das einfach besser zur Stimmung passt.“ Geplant sei die Veranstaltung zunächst einmalig, sagt Emmerling. Danach werde man reflektieren und sich fragen, ob und wie man das Festival fortführen wolle.
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