Die erste Nacht haben sie hinter sich gebracht, schildert Tara Novák vom Nördlinger Klimacamp: „Es war sehr gut, wir hatten eine ruhige Nacht.“ Eine Nachtwache haben sie eingerichtet, es seien die Erfahrungen von Angriffen, die Klimacamper in anderen Städten gemacht hätten, so Novák. Am Montagmorgen hatten die Nördlinger Aktivistinnen und Aktivisten zur Pressekonferenz eingeladen – in lockerer Runde auf dem Boden erläuterten sie noch einmal ihre Ziele, gingen aber auch auf den ersten Nachmittag am Sonntag ein, als die Polizei sie bat, den Generationengarten vor dem Löpsinger Tor zu verlassen.
Lino Krüger schildert, dass sie dort kochen wollten, ihnen sei von einer zuständigen Mitarbeiterin ein Schlüssel ausgehändigt worden. Ein paar Sachen hatten sie zudem dort unterstellen können. „Wir wollten da hingehen und kochen, da war schon viel Polizei vor den Toren und dem Garten.“ Schließlich seien Beamte mit einer Mail gekommen, die wohl der Nördlinger Oberbürgermeister verschickt habe. In der habe es geheißen, dass es nicht mit der Stadt Nördlingen abgesprochen sei, dass man dort kochen dürfe. Die Mail hätten sie nicht ausgehändigt bekommen, mit einem Anwalt wolle man die Rechtslage klären, so die Aktivisten. Im Laufe des Abends habe sich jedenfalls herausgestellt, dass die Person, die den Schlüssel übergeben habe, das nicht mit der Stadt Nördlingen abgesprochen habe.
Polizeichef Andreas Schröter erklärt den Platzverweis in Nördlingen
Nördlingens Polizeichef Andreas Schröter erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass es sich bei der E-Mail nicht um einen Räumungsbescheid handle. Die Polizei habe die Kenntnis erlangt, dass die Aktivistinnen und Aktivisten in dem Garten ihr Logistikzentrum aufgestellt hätten. Man habe die Eigentumsverhältnisse abgeklärt und dazu habe jene Mail gedient. Zwar sei der Schlüssel für den Garten übergeben worden, aber es habe keine Berechtigung bestanden, dass sich die Klimacamper dort aufhalten dürften. Denn die Stadt müsse als Eigentümerin des Grundstücks zustimmen. Daher habe die Polizei um 13.51 Uhr einen Platzverweis ausgesprochen, so Schröter.
Es handle sich um das ganz normale Hausrecht, so wie die Polizei auch bei Diskotheken oder Privatpersonen den Schutz privater Rechte durchsetze. Ansonsten sei hinsichtlich des Camps alles entspannt gewesen, es habe keine Störungen gegeben und die Aktivisten hätten die Auflagen eingehalten.
Nördlingens OB David Wittner: Marktplatz ist kein idealer Ort zum Campen
Die Gruppe sucht nach Alternativen, koche aktuell in einem privaten Haushalt und sei in Gesprächen mit der evangelischen Kirchengemeinde, so Novák. Lino Krüger betont, dass man bislang mit der Stadt Nördlingen in einem guten Austausch war und das so weiterführen wolle. Oberbürgermeister David Wittner sagt im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Stadt im Vorfeld darauf hingewiesen habe, dass der Marktplatz kein idealer Ort zum Campen sei. Nun habe das Camp logistische Probleme, doch es sei nicht die Aufgabe der Stadt, diese zu lösen. Der Generationengarten sei ein Ort zur Bildungs- und Freizeitgestaltung für viele verschiedene Gruppen, aber kein Basislager für das Klimacamp. Aber das Camp verfüge immerhin über ein Unterstützungsnetzwerk.
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