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Kirchweih im Ries: Tradition, Bräuche und die besten Feste

Ries

Warum wird im Ries Kirchweih gefeiert?

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    In einigen Dörfern wie hier in Auhausen gibt es zur Kirchweih immer noch einige Vergnügungen auch für Kinder.
    In einigen Dörfern wie hier in Auhausen gibt es zur Kirchweih immer noch einige Vergnügungen auch für Kinder. Foto: Archiv des Kreisheimatpflegers Dettweiler

    Die „Kirbe“, oder die „Kerwa“, wie man in den schon fränkisch angehauchten Ortschaften sagt, beschließt bis auf wenige Ausnahmen das Bauernjahr. Oettingen tanzt da aus der Reihe, denn da feiert man Ende Juli die Jakobi-Kirchweih, und in Auhausen die Kerwa gar schon im Mai. Ursprünglich gedachten die Gläubigen dem Tag der Einweihung ihres Gotteshauses. Patrozinium und Kirchweihfest waren eins. Im ausgehenden Mittelalter allerdings uferten die Kirchweihen oft zu reinen Fressgelagen aus.

    Fortan stand nicht mehr die Kirche, sondern das Gasthaus im Mittelpunkt der „Fress- und Saufkirchweih“. Die Amtskirche und auch mancher Landesherr trennten aus diesem Grund in den meisten Fällen die Kirchweih vom Namenstag des Heiligen ab und bestimmten einen neuen Termin, meist im Herbst nach der Ernte. Allerdings ermöglichte auch eine Kirchenerweiterung oder ein neuer Kirchenbau einen anderen Kirchweihtermin, wie zum Beispiel in Lehmingen, wo seit 1791 die Kirchweih am Sonntag vor Michaeli (29. September) abgehalten wird und nicht mehr an St. Martin.

    In Wornfeld gibt es keine Kirche, aber trotzdem eine Kirchweih

    Neben diesen trotzdem immer noch echt kirchlich bestimmten Rieser Kirchweihfesten spielen vielerorts auch reine Wirts-„Kirchweihen“ eine Rolle. So feiert man in Wornfeld, wo es gar keine Kirche gibt, seit eh und je am zweiten Sonntag im September „Kirchweih“. In manchen Riesgemeinden, wie beispielsweise Deiningen, gab es seit der Reformation zwei Kirchengemeinden, allerdings bis 1961 nur ein Gotteshaus für beide. Eine Kirchweih im Sinne der Wortbedeutung hätte deswegen gereicht. Tatsächlich feierten die Deininger jedoch vier Kirchweihen. An Michaeli (29. September) hatte der Platzwirt Kirchweih; am 1. Sonntag im Oktober feierte man beim Schimmelwirt; am 3. Oktobersonntag lud der Scherer in den Goldenen Ochsen. Am 4. Oktobersonntag beschloss man beim Rehklau die Kirbe-Saison. In den vergangenen Jahren richten Mitte September auch die SpVgg Deiningen und die Hubertusschützen eine Kirchweih aus.

    Die Verlegung zahlreicher Kirchweihen in den Herbst kam der Landbevölkerung natürlich entgegen. Ein Teil der neuen Ernte war schon in der Schranne verkauft, und der Bauer hatte wieder Bargeld. So konnte er guten Gewissens nach monatelanger, harter Arbeit einmal so richtig feiern. „Heit isch des Kirbefescht, heut well mer leba, heit hot mer mei Muattr an Kreizer mitgeba!“, sangen sogar die ledigen Burschen auf dem Tanzboden. Die Bäuerinnen selbst aber halfen ebenfalls dazu, der Kirchweih einen besonderen Stempel aufzudrücken. Die Kirchweihvorbereitungen begannen für sie schon mit dem Bestellen der „Kirbe-Bäckerinnen“ einige Wochen vorher. Auch wurden Eier, Mehl und Schmalz angesammelt. Küchle, Kuchen und die Knöpfle für die Festtagessuppe benötigten viel Material. Die Herbstsau musste ihr Leben lassen; der Wirt schlug oft auch noch ein Kalb.

    Am Kirchweihsamstag gingen die Männer ins Wirtshaus, aßen Bratwürste mit Kraut oder Kartoffelsalat und tranken ihr Kirbe-Bier, das der Wirt und der Bräuer den Stammgästen spendierte. Am Sonntag besuchten Jung und Alt den Festgottesdienst. Vom Turm der Dorfkirche wehte oft auch eine Kirchenfahne. Mittags kamen die Stadtleute zum Essen. Die Dorfbewohner aßen damals fast ausschließlich zu Hause. Am Nachmittag um 15 Uhr begann auch für die Mädchen das Fest. Bis Mitternacht wurde getanzt, gesungen und gegessen. Die gemachte „Kirbezech“ wurde früher erst etwa 14 Tage später beglichen und zu Martini bekam der Bursche von seinem „Kirbemädle“ ein Geschenk.

    Am Kirchweih-Montag kehrten die Geschäftsleute ein und machten ihre Zeche. Oft brachten sie ihre Mitarbeiter mit. Für die Dorfjugend zahlten sie bisweilen auch einige Maß Freibier. Dieses alte, überkommene Brauchtum ist zwar weitestgehend Vergangenheit, doch was sich in Jahrhunderten entwickelt hat, vergisst man nicht so schnell. Deshalb ist der Drang, eine Kirchweih zu besuchen, noch allerorten zu beobachten.

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